#47 Majaoli Petit

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Mit der Wut und Verzweiflung, die in mir tobte, wandte ich mich wieder an Liora. Sie versuchte, mich aufzumuntern, ihre Stimme war weich und verständnisvoll. Ihre blauen Augen schimmerten liebevoll.

„Majoli, ich gebe dir gerne Zeit. Ich merke, dass du mit deinen Gedanken woanders bist... Aber ich will, dass du weißt, wie wertvoll du bist. Du brauchst jemanden, der das auch erkennt.“ Ihr sanftes Lächeln und die Berührung auf meinem Arm wirkten tröstlich. Doch ihre Worte trafen mich tiefer, als ich es zeigen wollte.

Ich zwang mich zu einem Lächeln, spielte die Starke, obwohl ich innerlich zerrissener war als je zuvor. Es war schlimmer, als Liora ahnte.

Matylda war ebenfalls wieder an ihren Platz zurückgekehrt. Ihre kalte Fassade war unerschütterlich, aber ich erkannte in ihren Augen, dass auch sie nicht mehr die Alte war. Die Stimmung war angespannt, und ihr ständiges Starren machte alles nur noch unerträglicher, während sie mit Piotr am Tisch saß.

Liora hingegen war ein Licht in dieser Dunkelheit, aber sie war nicht Matylda.

„Wollen wir in eine Bar gehen?“ fragte ich Liora plötzlich, in der Hoffnung, Matyldas stachliger Präsenz zu entkommen.

„Ja, gerne,“ stimmte sie zu. Ich bezahlte die Rechnung und hakte sie bei mir unter, während wir den Tisch verließen.

Selbst als wir nach draußen traten, spürte ich Matyldas Blick auf mir brennen. Es hätte alles anders sein können, wenn sie nicht so gegen ihre Gefühle gekämpft hätte.

In der Bar bestellten wir mehrere Shots. Einer nach dem anderen verschwand in unseren Kehlen.

„Du verträgst aber wirklich viel,“ bemerkte Liora und lachte.

„Lange Erfahrung,“ lächelte ich zurück, während der Alkohol warm durch meinen Körper floss.

Liora rückte näher, zu nah. Es war eine liebevolle Nähe, aber nicht die, nach der ich mich sehnte. Dennoch ließ ich es zu, tanzte mit ihr zu der rhythmischen Popmusik, die durch die Bar hallte. Wir waren die Einzigen auf der Tanzfläche, und Liora wollte immer mehr Körperkontakt.

In meinem betrunkenen Zustand nahm ich eine Story auf – Liora und ich, tanzend und Grimassen schneidend. Als sie mir in dem Video einen Kuss auf die Wange gab, lachte ich und postete es, ohne nachzudenken. Ich hatte vergessen, dass Matylda und andere Kollegen meine Stories ebenfalls sahen.

Es war nach 3 Uhr, und Lioras Hand wanderte langsam meinen Oberschenkel hinauf. Ich spürte die Spannung in mir – eine Mischung aus Verlangen und dem Wissen, dass ich das nicht wollte.

„Liora,“ sagte ich plötzlich, meine Stimme brüchig. „Ich glaube, ich sollte besser allein nach Hause gehen. Es tut mir leid, aber ich fühle mich nicht wohl.“

Ihr Gesicht verdunkelte sich vor Enttäuschung. „Bist du sicher? Du musst nicht allein sein.“

Ich zwang mich zu einem Lächeln. „Ja, ich denke, ich brauche einfach etwas Zeit für mich. Es war ein schöner Abend, wirklich.“ Ich log, und es fühlte sich schrecklich an.

„Okay,“ sagte sie zögernd und ließ schließlich von mir ab. „Pass gut auf dich auf.“. Natürlich passte es Liora nicht... aber sie nahm es hin.

Sobald sie gegangen war, saß ich allein in der Bar, der Alkohol noch immer schwer in meinem Blut. Die Musik war nur noch ein dumpfes Dröhnen, und meine Gedanken drifteten ab. Meine Finger griffen nach meinem Handy. Ohne lange nachzudenken, begann ich zu tippen.

Nachricht an Matylda: „Warum kämpfst du so dagegen an? Du weißt doch, dass es zwischen uns nicht vorbei ist.“

Ich starrte auf den Bildschirm. Normalerweise schlief Matylda um diese Uhrzeit, und ich erwartete keine Antwort. Doch nur wenige Sekunden später vibrierte mein Handy.

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