#41 Majoli Petit

98 8 3
                                    

Als ich langsam wach wurde, spürte ich Matylda dicht an mich gekuschelt. Ihr warmer Atem streifte meine Haut, und meine Hand fand vorsichtig ihren Weg zu ihren Haaren. Ich strich ihr sanft über die weichen Strähnen, wagte aber nicht mehr. Mein Herz schlug schneller. Ich war verliebt - nicht einfach nur verliebt, sondern abhängig von ihr. Eine Liebe, die schmerzte, die mich an den Abgrund brachte.

Leise stand ich auf, um sie nicht zu wecken, und ging zum Spiegel. Matylda hatte ihre Spuren überall hinterlassen - Kratzer, Bissspuren, Blutergüsse. Ich war markiert, so wie sie es immer tat. Der Wecker piepte, und Matylda streckte sich, die Zärtlichkeit aus ihrem Gesicht gewichen.

„Wie spät ist es, Majoli?" fragte sie mit verschlafener Stimme.

Ich nannte ihr die Uhrzeit, und sofort sprang sie auf. „Oh nein... viel zu spät..." Ihre Worte klangen kühl, die Mauer um sie war wieder da, hart und undurchdringlich. Ihre liebevolle Art vom Morgen war verschwunden. Sie zog sich hektisch das Laken über den Körper, als könnte sie die Intimität der Nacht ungeschehen machen.

„Ich muss schnell duschen. Kannst du mir ein Handtuch geben?" fragte sie hastig, den Blick gesenkt.

Ich reichte ihr ein Handtuch, ihre Verlegenheit war spürbar. Doch als sie gehen wollte, hielt ich sie sanft am Handgelenk fest. „Ich wollte auch duschen," murmelte ich.

Sie zuckte mit den Schultern und verschwand im Badezimmer. Es war nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Das gemeinsame Duschen, das ich mir in meinem Kopf ausgemalt hatte, war nun zu einem distanzierten Ritual geworden.

Als Matylda unter dem Wasser stand, trat ich ins Bad, putzte mir die Zähne und beobachtete sie im Spiegel. Sie schrubbte sich, als wolle sie jeden Beweis der Nacht wegwaschen. Ihre Bewegungen waren hastig, fast verzweifelt, als ob sie die Spuren, die wir aufeinander hinterlassen hatten, auslöschen wollte.

„Bereust du es jetzt schon?" fragte ich leise, fast wie ein Flüstern, das den Dampf im Raum durchbrach.

Sie antwortete nicht, sondern konzentrierte sich weiter auf das Wasser, das über ihren Körper strömte. Die Intimität der Nacht schien weit entfernt, als wäre sie nie passiert.

Matylda trat aus der Dusche, das Wasser tropfte von ihrem Körper, und sie wickelte sich schnell in das große Handtuch. Ihre Blicke glitten über meinen Körper - über die Spuren, die sie hinterlassen hatte - und sie wandte den Blick ab, sichtlich unangenehm berührt.

„Willst du nicht die Stellen an deinem Hals abdecken? Das sieht... schlimm aus," sagte sie leise.

Ich zuckte mit den Schultern. „Willst du, dass ich sie abdecke, damit du vergessen kannst, dass du es warst? Oder ist es wirklich nur aus ästhetischen Gründen?" fragte ich, meine Stimme sanft, aber herausfordernd.

Sie seufzte, griff nach dem Concealer und begann vorsichtig, die Male auf meiner Haut abzudecken. Ihre Finger waren sanft, fast zärtlich, während sie über die blauen Flecken strich. Ich sah in ihr Gesicht, das so wunderschön und doch so verschlossen war. Ihre Augen, die kleinen Fältchen, die Wimpern - alles an ihr war für mich perfekt.

Unsere Blicke trafen sich, und für einen kurzen Moment fühlte ich die ganze Intensität unserer unausgesprochenen Gefühle. Sie kämpfte mit sich selbst, das sah ich deutlich. Langsam strich ich mit meinem Daumen über ihre Unterlippe.

„Ich verstehe deinen inneren Kampf, Matylda... und ich respektiere ihn. Aber ich kämpfe auch - mit dem Verlangen, dir zu widerstehen. Deine Kälte schreckt mich nicht ab... wird es nie. Ich bin dir verfallen, so sehr, dass ich mich selbst verliere," flüsterte ich.

Vorsichtig beugte ich mich vor und gab ihr einen sanften, unschuldigen Kuss. Sie erwiderte ihn, ihre Hände hielten mein Gesicht, und für diesen kurzen Augenblick schien sie die Mauern, die sie um sich gebaut hatte, niederzureißen. Doch dann zog sie sich abrupt zurück.

Das Leben ist wie ein Buch..Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt