#53 Majoli Petit

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Matylda strich mir sanft über meinen Haaransatz, unsere Herzschläge hatten sich beruhigt. Ein Teil von mir wollte einfach nur diesen Moment festhalten, ihn für immer konservieren. Doch tief in mir regte sich auch die Angst, wieder zurückgewiesen zu werden, wie schon so oft.

Das, was ich mit Matylda erlebte, war stärker als jede Droge, jede Aufregung – es war ein Gefühl, das ich niemals verlieren wollte. Ein Gefühl, das mich in den Wahnsinn treiben könnte, sollte es enden.

Vorsichtig fragte ich: „Matylda, wann warst du das letzte Mal mit Piotr... intim?“

In mir brannte die Eifersucht wie ein Feuer, das ich nur schwer unterdrücken konnte. Der Gedanke, sie mit jemandem wie ihm teilen zu müssen, machte mich krank.

Matylda atmete tief ein und aus. „Puh... an dem Abend, als wir essen waren,“ gestand sie schließlich.

Ich biss mir auf die Lippe und zwang mich zur nächsten Frage: „Wie war das für dich? Sei ehrlich, bitte. Hast du dich in dem Moment auch nach ihm gesehnt?“

Ich wollte es nicht hören, aber ich musste es wissen. Die Angst vor der Wahrheit brachte mich dazu, wegzusehen.

Doch Matylda lenkte mein Gesicht sanft mit ihren Fingern zu sich, sodass ich ihr in die Augen schauen musste. Ihre Miene war ernst, aber liebevoll. „Es hat mir nichts bedeutet, Majoli. Ich habe kaum etwas gespürt. Keine Anziehung, nichts. Aber...“ Sie machte eine Pause, und ich hielt unwillkürlich den Atem an. „Ich habe gespürt, dass ich mich nach dir sehne. In jedem Moment war ich gedanklich bei dir.“

Ein Stein fiel mir vom Herzen, so laut, dass ich ihn beinahe hören konnte. Mein Gesicht konnte das Grinsen nicht länger unterdrücken.

Matylda warf mir einen sarkastischen Blick zu. „Das findest du gut, hm?“

„Und wie!“ lachte ich. „Es zeigt mir, dass du dasselbe fühlst wie ich. Deine Mauern, so eisern sie auch sein mögen, sie halten uns nicht auf, Matylda.“

Sie schenkte mir ein halbes Lächeln, das alles bedeutete.

Plötzlich sprang ich auf und musterte sie von oben bis unten, als würde ich eine Entscheidung treffen.

„Und was ist jetzt mit uns?“ fragte ich herausfordernd. „Wirst du mir wieder aus dem Weg gehen und mir nur deine Kälte zeigen? Oder sagst du mir nachher, dass das alles ein Fehler war? Oder noch schlimmer – wirst du mich komplett meiden?“

Matylda überlegte kurz, dann sah sie mich mit einer Klarheit in den Augen an, die mich überraschte. „Nein, Majoli. Ich werde dich nicht wegstoßen. Diese Spannung zwischen uns – sie ist zu stark, um sie zu ignorieren. Aber die Distanz... sie bringt uns beide um. Und die Nähe – die verbrennt uns.“

Ich setzte mich neben sie, meine Hand leicht zitternd vor Erleichterung. „Ich will nicht, dass du mich wieder ignorierst, Matylda.“

Sie legte ihre Hand auf meine. „Das werde ich nicht, versprochen. Ich weiß nur nicht, wie ich damit umgehen soll. Aber eines weiß ich sicher: Ich möchte es mit dir versuchen. Ich möchte mit dir eine echte Verbindung aufbauen.“

Ein freudiges Strahlen breitete sich auf meinem Gesicht aus, so heftig, dass ich aus Versehen sabberte. Schnell wischte ich es weg, peinlich berührt. „Oh Gott, das ist das Beste, was ich je gehört habe, Matylda!“

Sie lachte leise und fuhr fort: „Aber eine Sache muss ich dich bitten, Majoli... bitte gib mir Zeit. Ich muss das in meinem Kopf und Herzen sortieren. Und bitte, gib nichts nach außen preis. Ich brauche Ruhe, um mit meinem Gewissen ins Reine zu kommen und die richtigen Schritte zu finden.“

Ich nickte eifrig. „Matylda, ich würde ewig warten, wenn es bedeutet, dass du an meiner Seite bist. Ich habe so lange auf diesen Moment gewartet. Ich schaffe das.“

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