Blutgerinnung

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Scherben klirrten.

Mit einem erschrockenen Satz durchbrach ich die Nähe zwischen uns, um die ich Nike gerade noch angefleht hatte.
Grundgütiger...
Katharina...
Du lässt deine Kinder bei deinen Eltern übernachten, nur um dann im angetrunkenen Kopf wieder mit einer Medizinstudentin rumzumachen?

Hektisch rutschte ich von ihr weg, zog mein Ding von Morgenmantel so eng wie möglich vor meinem Dekolleté zusammen und stand vom Sofa auf.
Ich war mit meinem Fuß an die Sektflasche auf dem Tisch gestoßen und hatte dabei unsere Gläser umgerissen.
Katharina 2.0 war vorbei.
Was hast du den Kindern so oft gesagt, aus Fehlern lernt man?
Ich anscheinend nicht.

„ Nike, du ich.... Entschuldige... Ich hole etwas zum aufwischen", drehte mich von ihr weg und blieb abrupt mit schmerzverzerrtem Gesicht stehen. „ Pass auf", hörte ich Nike noch schnell rufen, aber da war es schon zu spät. Ich war mit meiner cremefarbenen Kuschelsocke in eine Scherbe getreten.
„ Scheiße ", fluchte ich und sackte stöhnend auf den Boden.
Mit einer schnellen Bewegung band Nike ihre wunderschöne blonde Mähne mit einem Haargummi, das sie um ihr Handgelenk trug, zusammen und kniete sich zu mir auf den Boden.

Ich wollte sofort wieder aufstehen, aber Nike warf mir einen strengen Blick zu und ich blieb, wo ich war.
„ Ich schaue mir das kurz an, okay?", wartete sie nicht auf meine Antwort und zog vorsichtig die Socke von meinem rechten Fuß.
Zwischen dem großen und dem zweiten kleinen Zeh, steckte eine lange, spitze Glasscherbe, die dafür sorgte, dass das Blut langsam auf Nikes Hände sickerte.

Mir war diese ganze Situation einfach nur peinlich und ich versuchte direkt wieder aufzustehen. Nike merkte sofort was ich vorhatte und hielt meinen Fuß fest.
„ Du bleibst jetzt bitte so lange hier sitzen, bis ich mir das angesehen habe! Wo hast du denn Verbandszeug?".

„ Nike, lass... Ich schaffe das wirklich alleine!" Ihre Nähe war mir plötzlich einfach zu viel...
Was wir vorhin miteinander geteilt hatten, war definitiv eine intime Berührung und genau das wollte ich nicht mehr!
Ich mochte Nike.
Sehr sogar...
Aber für mehr war ich nicht bereit!

„ In der Küche, links im hohen Schrank neben der Spüle ", gab ich nach und schaute auf meinen Fuß.
Toll, Katharina...
Das hast du wieder großartig hinbekommen!
Mit einem warnenden Blick, der mir zu verstehen gab, dass ich mich nicht vom Fleck bewegen sollte, stand Nike auf und ging in die Küche.

Ich beobachte, wie das Blut langsam über meinen Fußrücken lief und sicher einen hässlichen Fleck auf dem Teppich unter dem Sofatisch hinterlassen würde.
Egal, dachte ich. Ich konnte das Ding noch nie leiden.
Nike kam mit dem Verbandszeug zurück, suchte sich mit routiniertem Blick alles Nötige zusammen und schob die Ärmel ihres Pullovers hoch.

Sie hatte schöne schlanke Arme mit zarten Handgelenken! Während ich ihr dabei zusah , wie sie mit einer geübten Bewegung ein Paar unsterile Handschuhe anzog, stützte ich mich mit meinen Händen ab und ließ meinen Blick dann doch nach draußen in den dunklen Garten wandern.
„ Ich kann nicht...", sagte ich fast zu mir selbst und stöhnte auf.
Nike hatte die Scherbe ohne Vorwarnung entfernt und desinfizierte die Haut dort, wo der Schnitt zu sehen war.

„ Was kannst du nicht, Katharina?"
Sie nahm ein Päckchen mit sterilen Kompressen, öffnete es und drückte sie sanft auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen.
„ Das mit uns. Ich kann und ich will das nicht noch einmal erleben! Ich bin jetzt alleinerziehende Mutter und weiß momentan gar nicht, wie es hier weitergehen soll! Ich möchte einfach nur wieder etwas Struktur und einen geregelten Alltag haben. Ich bin nicht bereit für irgendwelche Abendteuer!"

Nike drückte immer noch die Kompressen auf die Stelle, in der die Scherbe gesteckt hatte, zog zwischenzeitlich auch die linke Socke aus und sah mich an.
„ Jetzt hör mir mal zu! Du musst dich vor niemandem rechtfertigen, schon gar nicht vor mir! Glaubst du nicht, dass ich dich verstehe? Natürlich weiß ich, dass du keine zwanzig mehr bist und für dich tagtäglich viel mehr auf dem Spiel steht als für mich!"

Sie lächelte mich an.
„ Ich kann es aber natürlich auch nicht leugnen, dass ich dich auf jede erdenkliche Weise absolut umwerfend finde... Du weißt, ich stehe offen dazu, Katharina! Ich berühre dich gerne und momentan kostet es mich gerade sehr viel Selbstbeherrschung, dir nicht einfach das Teil von den Schultern zu reißen, um mir deinen halbnackten Oberkörper in Ruhe anzusehen...!"

Der Blick mit dem sie mich jetzt fixierte, ging mir durch und durch. Immer wieder bewunderte ich ihre absolute Offenheit mir gegenüber und ich wünschte, ich hätte nur einen klitzekleinen Teil ihres Selbstvertrauens. Nike legte einen Druckverband an und strich mir zum Abschluss zart über den Fuß. Ganz vorsichtig glitt sie mit ihrer Hand von meinem Fußrücken zu meinem Schienbein, hinauf zu meinem Knie. Ihre Augen verfolgten den Weg ihrer Hand.

„ Du weißt, dass du immer Nein sagen kannst, wenn dir etwas zu viel wird, oder ?"
Sie saß zwischen meinen Füßen und wiederholte das Ganze jetzt mit beiden Händen. Von meinen Füßen, langsam hinauf zu meinen nackten Knien.
„ Ich würde dich so gerne ansehen. Nur ganz kurz...Darf ich?"
Sie bat mich tatsächlich um Erlaubnis...
Da sich in meinem Kopf sowieso schon alles drehte, konnte es nicht mehr schlimmer werden.

Die Flamme, von der ich dachte, sie würde endlich ruhen, flackerte langsam wieder auf.
Ich nickte.
Was hatte ich denn schon zu verlieren?
„ Du hast mir übrigens vorenthalten, dass dein neuer Nachbar Polizist ist", murmelte sie, während sie den Knoten meines Morgenmantels löste und er sich vor ihren Augen teilte.
Das halbtransparente, spitzenbesetzte Teilchen, bauschte sich wirr um meinen Körper.
Von dem Wort sexy, fühlte ich mich gerade sehr weit entfernt.

Nike hielt ihr Versprechen und fasste mich nicht an!
„ Das Teil ist viel zu schön um nicht gesehen zu werden, Katharina! Meinst du, Alex beobachtet uns vielleicht auch gerade heimlich, so wie wir ihn? Er hat mich vorhin extra noch darum gebeten, gut auf dich aufzupassen! Lieb von ihm, findest du nicht?"
Diese kleinen unschuldigen Worte von ihr genügten, um meine Brustwarzen hart werden zu lassen und das wusste Nike!
Statt in meine Augen zu sehen, fixierte sie die Stelle meines Negligés, unter der sich meine harten Nippel jetzt deutlich zeigten.

Es war die Art, wie sie meinen Körper studierte...
Ihr Blick brannte sich mit einer Intensität in meinen Oberkörper und ich hielt den Atem an.
Meine Schenkel fielen wie von selbst weiter auseinander und bettelten um Nikes Aufmerksamkeit.
„ Siehst du, es ist gar nicht so schwer sich das zu nehmen, wonach es einem verlangt!
Du bist wunderschön!"

Während ihre Worte sehr langsam in meinen vernebelten Verstand vordrangen, stand Nike in einer fließenden Bewegung auf und sah mich nachdenklich an.

„ Was ist?" , fragte ich sie völlig verunsichert...

Keine Angst, Liebes ! ( Dritter Teil )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt