Immerwährend ( POV Alexander )

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Wenn man ohne Flügel geboren wurde, darf man sie nicht am Wachsen hindern.
                                                        - Coco Chanel -

Ich brauchte einen ganz kurzen Moment, um die Situation, in die ich hier gerade hineingeraten war, zu verstehen.
Hatte ich mich in der Tür geirrt?
Wie gebannt stand ich im Eingang zur Sattelkammer und blickte aus kurzer Entfernung in Katharinas Augen.

Wunderschöne, hellblaue Augen.
In den kurzen Momenten, in denen wir uns bisher begegnet waren, hatte ich sie, glaube ich, nur ein einziges Mal geschminkt gesehen und ich persönlich fand, dass es bei ihr auch überhaupt nicht nötig war.
Ihre kleinen Fältchen, die Augenringe und die nicht perfekt in Form gezupften Wimpern...
Waren wir nicht alle ein klein wenig UNPERFEKT?
Hatten wir nicht alle den ein oder anderen MAKEL an uns, den wir vielleicht abgrundtief hassten, der uns aber so EINZIGARTIG machte?

Ich mochte Frauen, die zu sich und ihrem Äußeren standen! Charakter war für mich anziehender, als perfekt manikürte Fingernägel!
Was brachte mir die schönste Frau, wenn sie in ihrem tiefsten Inneren hässlich war?
Ich rechnete eigentlich fest damit, dass Katharina mich vor Scham anschreien würde, sofort die Sattelkammer zu verlassen, aber sie tat nichts davon!
Stattdessen durfte ich einen kurzen Moment lang Zeuge davon sein, wie Katharina sich ihrer Lust vollkommen hingab.

Mit einer Hand hielt sie sich am Sattelhalter über ihrem Kopf fest, während sie in wiegenden Bewegungen die Zunge ihrer Freundin Nike zu reiten schien.
Das spärliche Licht und die dunkle, rohe Umgebung der Sattelkammer, unterstrichen den lustvollen Akt, bei dem ich den Frauen hier gerade zusah.

Vor ein paar Tagen hatte ich ihr noch geraten, Antworten auf ihre Fragen zu finden...

Während sich Katharina ihre Hand vor den Mund presste, um ihr lauter werdendes Stöhnen zu unterdrücken, war ich ziemlich überrascht, dass sie genau das gerade mit Nike zu tun schien.
Antworten finden...
Ihr Blick traf meinen, ihre Pupillen waren vor Erregung geweitet, ihre vollen Brüste, die sie jetzt selbst zu kneten begann, wippten bei jedem Stoß ihres Beckens leicht nach oben...
All diese Bilder strömten ungebremst mit einer solchen Kraft in meine Lenden und ich wurde hart.

Sämtliches Blut aus meinem Körper, schien sich in meinen Schwanz pressen zu wollen, welcher mich durch ein kurzes Zucken darauf aufmerksam machte, mit der Hand die Position etwas zu verändern, da es sich in meiner Jeans fast anfühlte, wie in einem Gefängnis.
Nur mit Mühe riss ich mich von dem Anblick der beiden Frauen los, drehte mich um und schloss leise die Tür hinter mir.

Innerlich komplett aufgewühlt, stellte ich mich mit dem Rücken an die gegenüberliegende Wand der Stallgasse und fühlte dankbar das kühle Mauerwerk in meinem Rücken.
F*ck...
Ich legte den Kopf in den Nacken und sah an die Decke der Stallgasse.
F*ck,F*ck,F*ck
Mit beiden Händen wischte ich mir über die Augen und versuchte Katharinas lustverzerrtes Gesicht aus meinem Kopf zu bekommen.

Nicht daran denken...
Wenn ich jemals diese Beule aus meinem Schritt bekommen wollte, dann musste ich mich jetzt unbedingt zusammenreißen!
Es war etwas völlig anderes, wenn ich mich virtuell auf so etwas einließ!
Hier und jetzt, keine zehn Meter von mir entfernt, so zu tun, als ob es mich nicht erregte, was die beiden Frauen dort taten - eine glatte Lüge!

Wie von selbst glitt meine Hand doch in meinem Schritt und ich konnte einfach nicht anders, als einmal kurz und kräftig an ihm entlang zu fahren.
Lust blieb immerwährend Lust - egal wie alt man war!

Zielsichere Schritte und eine missgelaunte Männerstimme, rissen mich von 100 auf 0 aus meinen Gedanken.
„Nike?"
Oh, verdammt....
Das war Niklas.
Ich ging schnell in die Hocke und gab vor, meine Schuhe zuzubinden, als Niklas mit dem Sattel über dem Arm vor mir stand.
„Hast du Nike oder Katharina gesehen?", fragte er mich etwas genervt.
Was sollte ich ihm denn jetzt bloß sagen?
Ich stand langsam auf, da ich merkte, dass ich sowohl meinen Körper, als auch meine Gedanken wieder halbwegs unter Kontrolle hatte.

„Ja, die zwei sind in der Sattelkammer, aber wir können da momentan nicht rein."
Ich versuchte ihn an der Schulter etwas in eine andere Richtung zu deligieren und sagte ihm mit einem betont verschwörerischen Blick, „Frauengespräche!"
Niklas sah mich sehr skeptisch an und zog die Augenbrauen nach oben.
„Frauengespräche.... Aha.....".
Ich wusste, dass er mir kein Stück glaubte, aber Hauptsache wir bewegten uns aus dem Radius der Sattelkammer heraus.

„Niklas, du wolltest mir doch die Reithalle zeigen. Hast du noch Zeit dafür ?"
Er sah mich forschend an und blickte erneut zur Tür der Sattelkammer.
„Ja klar, kein Thema", drehte sich um und hängte seinen Sattel vorübergehend über eine der Boxen.
Während wir zusammen zur Reithalle gingen und Niklas mir hier und da noch etwas zeigte, merkte ich seine gedankliche Abwesenheit.

Die Reithalle war richtig schön! Ungefähr 20x60m und der Boden roch nach frischen Hackschnitzeln. Ich legte meine Arme auf die Bande und stützte meinen Kopf darauf ab.
Es hätte ihr hier bestimmt auch gut gefallen, streiften meine Gedanken kurz zu Rebecca ab.
„Nike hat erwähnt, dass deine Frau nicht mehr lebt...", unterbrach Niklas seinen Satz.
Vielleicht war es ihm unangenehm mich zu fragen?
Wir schwiegen einfach einen Moment lang und beobachteten einen Reiter, der sein Pferd gerade in der Halle trocken ritt. Ich drehte meinen Kopf wieder in seine Richtung und sah ihn an.

„Ja, das stimmt. Im Dezember genau ein Jahr! Sie erlitt während einer Routinekontrolle eine schwere Schussverletzung am Kopf ....Vier Tage später war sie tot."
Er sah mich traurig an, als ginge ihm gerade selber etwas durch den Kopf...
„Scheiße Alex, das tut mir wirklich leid!"
Er wollte noch etwas zu mir sagen, als wir Nike leise summend auf uns zukommen sahen.
Seine Augen verengten sich blitzschnell und er sah sie prüfend an.
„Na, habt ihr alles geklärt? Ich hab dich überall gesucht!"
Nikes Blick zuckte kurz zu mir und dann zurück zu Niklas.
„Ja, Katharina brauchte einfach einen Moment alleine mit mir. Frauengespräche halt!"

Während Niklas und sie sich umdrehten und zurück zu den Stallungen gingen, warf sie mir noch einen Blick über ihre Schulter zu und formte mit den Lippen ein stummes DANKE...
Nike hatte eine unglaubliche Ausstrahlung, ich konnte Katharina in diesem Moment verstehen...
Ich ging ebenfalls zurück, um nach unserem Pferd, aber auch nach Mia zu sehen.
Fast bei der Box angekommen, stieß ich plötzlich mit Katharina zusammen, die hektisch an sich herumzupfend die Stallgasse entlangging und mich gar nicht gesehen hatte.

„Hi", grinste ich sie an und konnte beobachten, wie sich ihre Wangen rot färbten.
Ich strich ihr zögerlich eine lose Haarsträhne hinter das Ohr und sah sie an.
„Und, konntest du schon ein paar Fragen für dich beantworten?", fragte ich sie sehr leise.
Meine Augen tasteten suchend ihr Gesicht ab...
Nach was suchte ICH?
Sofort schossen mir wieder die Bilder von ihr durch den Kopf, wie sie aussah, wenn sie zum Höhepunkt kam.
Ein komplett kontrollierter Mensch wie sie, der sich einfach nur fallen ließ... fallen lassen durfte!

Katharina sah mir fest in die Augen und nickte.

„ Ja".

Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und verließ die Stallgasse.

Keine Angst, Liebes ! ( Dritter Teil )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt