Rums...Das Familienfoto auf dem Schreibtisch meines Chefs wackelte kurz, als die Tür hinter uns zuflog.
WTF , dachte ich nur...
Er war einfach aufgestanden und gegangen...
Niklas war tatsächlich während des Gespräches mit unserem CHEF aufgestanden und hatte wütend das Büro VERLASSEN!Ich merkte, wie ich auf meinem Ledersessel immer etwas tiefer rutschte und mir aus Verlegenheit irgendeinen Gegenstand suchte, den ich fixieren konnte, nur um meinem Chef nicht in die Augen sehen zu müssen.
Dabei hatte alles ganz harmlos angefangen...
Nachdem Prof.Dr.med.Benedikt Coburg uns freundlich in sein Büro gebeten hatte, war ich fest davon ausgegangen, dass es sich um eine etwas aufwändigere Dienstplanänderung handeln würde.
Wie jeden Winter ging auch an uns die Krankheitswelle nicht vorbei und man übernahm schon den ein oder anderen Bereitschaftsdienst mehr.Das, worum uns unser Chef dann allerdings bat, hatte so gar nichts damit zu tun.
„Frau de Vaal, Herr Weidemann, der Grund weswegen ich sie so kurzfristig um ein Gespräch bitte, hat folgenden Hintergrund. Mir ist leider zu Ohren gekommen, dass Sie, Herr Weidemann, mehrfach aufgefallen sind, ihre Teamarbeit mit Frau de Vaal aktuell nicht ganz so ernst zu nehmen."
Scheiße....
Natürlich war es den Kollegen aufgefallen, dass Niklas und ich so bescheuert miteinander umgingen. Normalerweise waren wir ein absolut perfekt eingespieltes Team. Wir verstanden uns quasi blind.
Außer in den letzten Tagen...
Klar, es gab diesen Spruch, dass man berufliches und privates voneinander trennen sollte ...
Theorie und Praxis waren aber schon immer zwei verschiedene Schuhe!Schleppt nicht jeder von uns manchmal unbewusst etwas mit zur Arbeit, zur Uni, zur Schule?
Bekommt nicht manchmal aus Versehen jemand anderes ungewollt den Ball für unsere Launen ab?
Leider funktionierte das gerade in einem Krankenhaus nicht!
Wir hatten hier tagtäglich mit Menschen zu tun, die weiß Gott andere Probleme hatten, als Niklas und mir dabei zuzuschauen, wie wir eben nicht funktionierten!„Ich tue was nicht??", ging Niklas sofort auf Angriff und sah den Chef wütend an.
Sein hitziges Temperament würde ihn irgendwann noch einmal in Teufelsküche bringen.
Er stand vor seinem Stuhl und ich sah, wie sich seine Hände leicht zu einer Faust ballen wollten.
„Nik, bitte vergiss nicht, wo wir hier gerade sind", raunte ich ihm hinter vorgehaltener Hand zu.
Ich berührte vorsichtig seine linke Hand und versuchte ihn mit dieser kleinen Geste etwas zu beruhigen.„Sind Sie bitte so freundlich und setzen sich wieder für einen Augenblick, Herr Weidemann ?".
Die Stimme des Professors war ruhig und trotzdem duldete sie keinen Widerspruch.
Kein Wunder, dachte ich...
Ich sah die Kinder auf dem Bild meines Chefs und stellte mir vor, dass es zu Hause mit Sicherheit auch die ein oder andere Diskussion geben würde.„Lange Rede kurzer Sinn, das Benehmen kann ich hier nicht dulden! Wir haben einen guten Ruf zu verlieren.... viel wichtiger ist mir aber, dass Sie zusammen wieder ein Team werden!"
Mein Gott, er sollte uns nicht länger auf die Folter spannen. Ich wollte noch etwas für Katharinas Geburtstag besorgen und musste genug zu Hause erledigen, da ich morgen Bereitschaft hatte.„Würden Sie eventuell die Freundlichkeit besitzen und uns sagen, was los ist....Bitte?", fragte Niklas mit zusammengebissenen Zähnen.
Sein rechter Zeigefinger tippte unablässig auf seinem rechten Knie herum und ich machte mir aktuell mehr Sorgen, dass Nik hier gleich wie eine tickende Zeitbombe explodieren würde, als um das, was unser Chef uns jetzt mitteilen würde.Professor Coburg sah uns einen Augenblick an, als wüsste er, dass uns das, was er gleich verkünden würde, nicht gefällt.
Sein Blick war auf Niklas gerichtet.
„In Absprache mit den anderen Kollegen und ebenfalls in Anbetracht der Tatsache, dass wir krankheitsbedingt momentan mehrere langfristige Ausfälle haben, möchte ich sie bitten, ab Montag für drei Wochen gemeinsam den Dienst auf einem der RTW Fahrzeuge des Klinikums zu tätigen. Ihre Dienstzeiten wären tatsächlich nur von 6.00 bis 14.00 Uhr und.....", weiter kam er nicht.Niklas stand ruckartig auf und wenn Blicke töten könnten, lägen unser Chef und ich am Boden.
„Ich kann mir kaum einen besseren Platz vorstellen, bei dem man perfekt im Team zusammen arbeiten muss, als im RTW," fuhr der Professor, völlig unberührt von Niklas Reaktion, fort.
Ich brauchte einen kurzen Moment, um das Gesagte gedanklich für mich zu sortieren, war aber dann gar nicht so böse darüber.
Im Gegenteil, es brachte uns Erfahrung, man kam mal aus dem Klinikalltag heraus und ja, wie der Chef schon sagte, wir mussten dort ein echt gutes Team sein.Während ich mir noch Gedanken darüber machte, setzte sich Niklas in Bewegung und war schon fast an der Tür, als er sich noch einmal kurz umdrehte, erst zum Chef und dann letztendlich zu mir sah.
„Glaub nicht, dass das auch nur eine Klitzekleinigkeit an meiner Meinung über dich ändern wird, Nike!"
Es klangt fast wie eine Drohung...Dann war er weg.
„Sollte ich irgendetwas wissen , Frau de Vaal? Brauchen Sie meine Unterstützung in irgendeiner Form? So wie ich Sie einschätze, verstehen Sie meine Gedanken zu der Sache richtig, oder?"
Er sah mich freundlich an und bot mir die Möglichkeit, meine Gedanken zu erläutern.
„Danke, Herr Professor! Ich bin mir sicher, dass wir das zusammen hinbekommen werden. Vielen Dank für Ihr Vertrauen, das Sie in uns setzten!"Wir gaben einander die Hand und er nickte mir aufmunternd zu.
„Wenn es jemand schafft, Herrn Weidemann wieder auf die richtige Spur zu bringen, dann Sie!"
Ich verabschiedete mich und verließ sein Büro.
Da ich mir sicher war, wo ich Niklas finden würde, ging ich mit schnellen Schritten zum Fahrstuhl und fuhr nach unten.Mich empfing die kalte Novemberluft in der Fahrzeughalle und ich zog mir schützend den Kittel etwas enger um den Körper.
Niklas stand am Ausgang der Halle hinter der Tür und zündete sich eine Zigarette an.
Er rauchte doch überhaupt nicht...
Draußen wurde es langsam dunkel und ich stellte mich neben ihn.
„Schönen Dank auch, dass ich gerade für dich den Karren aus dem Dreck ziehen musste. Man Niklas, wir haben doch schon ganz andere Sachen zusammen geschafft. Der Chef meinte extra noch, für drei Wochen."Niklas drehte sich gefährlich langsam zu mir herum und sah mich an.
„Immer schön hilfsbereit und verständnisvoll. Kotzt dich das manchmal nicht selber an?
Nike, die Retterin der Menschen. Tag und jetzt ja auch nachts im Einsatz für die armen Seelen.
Fang doch mal bei dir selbst an...".
Er drückte die Kippe wieder aus und ging zurück in die Halle.
„Meinetwegen, was bleibt uns schon anderes übrig", und ließ mich dort stehen.
Mir war jetzt noch kälter ...Worte konnten manchmal genauso scharf schneiden, wie ein Messer.
Besonders verletzend von Menschen, die einem etwas bedeuteten.Aber was ?
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Keine Angst, Liebes ! ( Dritter Teil )
Cerita PendekKatharina steht plötzlich alleine mit den Kindern und dem Haus da. Stefan hat sie verlassen...Ob es ihr gelingt, alle Schwierigkeiten als alleinerziehende Mutter zu meistern, um schlussendlich doch noch glücklich zu werden? Alle Rechte der Geschicht...