Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren.
-Vincent van Gogh-„Alex fährt uns"...
Nike verließ den Stall und ich wusste gerade nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
War das nicht irgendwie Ironie des Schicksals??So langsam ich konnte, ging ich hinter Nike her nach draußen. Wir verabschiedeten uns von allen und gingen zu Alex, der mit laufendem Motor auf uns wartete.
Mir wurde abwechselnd heiß und kalt...
Warum tat er das?
Wollte er uns auf das, was er in der Sattelkammer gesehen hatte, ansprechen?
Heiß...Wollte er Nike und mir ins Gewissen reden, uns genau zu überlegen, was wir da taten?
Kalt...
Es sei denn...
Nike setzte sich nach hinten und ich nahm auf dem Beifahrersitz des großen SUV Platz.
„Sagt ihr mir, wohin ich fahren muss? Ich kenne den Laden gar nicht. Ist der neu?"Oh verdammt...
Alexander wusste natürlich nicht, was für ein Nachtclub das ECLIPSE genau war...
Ich drehte mich kurz nach hinten zu Nike um und riss entsetzt die Augen auf.
Nicht dein Ernst... versuchte ich ihr mit meinem Blick kommentarlos zu sagen.
Nike grinste nur belustigt über meine Aufregung und erklärte Alex den Weg.Ich versuchte, mich so gut ich konnte neben ihm zu entspannen, aber es ging einfach nicht.
Die Sitzheizung wärmte mich so angenehm, dass ich kurzzeitig die Augen schloss. Außerdem hoffte ich, auf diese Weise einem Gespräch mit Alex aus dem Weg zu gehen!Wenn man die Augen schloss, funktionierten alle anderen Sinne noch viel sensibler. Ich spürte die Wärme, die Alexander ausstrahlte, hörte seine ruhige Atmung und inhalierte tief seinen Geruch. Sein Parfum passte gut zu ihm... gerade so viel, dass es sich mit seinem eigenen Geruch vermischte. Ich musste die ganze Zeit überlegen, was es war.
Die Fahrt ging eigentlich viel zu schnell vorbei und Alexanders Stimme holte mich wieder zurück.
„HIER soll ich euch rauslassen?", fragte er mit einem fast entsetzten Unterton.
Wir hielten vor einem riesigen alten Industriegebäude.
Um uns herum war... NICHTS!!
„Seid ihr sicher?", vergewisserte sich Alex erneut und man merkte, dass er jetzt mehr Polizist war als Freund...Ich rechnete schon fast damit, dass er jeden Augenblick seine Dienstwaffe aus dem Handschuhfach holen würde...
Alexander stellte den Motor aus und scannte die Umgebung ab.
„Und, was habt ihr zwei jetzt Bitteschön vor hier?", nahm seine Stimme einen leicht bedrohlichen Unterton an.
Während ich auf meinem Sitz immer kleiner wurde und mich definitiv nicht traute, ihm die Warheit zu sagen, lehnte sich Nike von hinten zwischen die Vordersitze und flüsterte ihm zu,
„Neugier ist der Katze Tod, lieber Alex!"Damit war für sie das Gespräch beendet. Ich hörte, wie sie die Autotür öffnete und aus dem Wagen stieg.
„Im Ernst Katharina, was wollt ihr hier in dieser gottverlassenen Gegend?".
Er drehte sich zu mir und sah mich eindringlich an.
„Was willst DU in diesem Laden dort?"
Wäre ich an seiner Stelle, würde mir die ganze Sache auch suspekt vorkommen.
Nike ging langsam in Richtung des riesigen Gebäudes, drehte sich um und forderte mich durch eine Geste auf, ihr hinterher zu kommen.
„Ich muss jetzt auch los, danke dir fürs Fahren", lies ich seine Frage unbeantwortet im Raum stehen und stieg ebenfalls aus.Mit einem Auge konnte ich noch sehen, wie Alex in seinem Handschuhfach herumkramte. Anschließend stieg er aus und kam mit langen Schritten auf mich zu.
Große Männer hatten etwas faszinierendes an sich. Da ich eigentlich nur Stefan kannte, der kaum größer war als ich, empfand ich Alex Körpergröße fast als einschüchternd!
Sein angepisster Gesichtsausdruck passte allerdings so gar nicht zu meiner Faszination.
„Katharina, kommst du?", rief Nike mir zu, die schon fast beim Eingang war.„Ich komme mit", blieb Alexander jetzt vor mir stehen und blickte sprichwörtlich auf mich herunter.
Oh,so autoritär....das war ja mal eine ganz neue Seite von ihm.
Gar nicht so uninteressant, flüsterte mir mein Unterbewusstsein zärtlich ins Ohr.
„Alex, ich komme klar, okay! Nike kennt die Chefin und das Geld, das ich hier an einem Abend verdienen kann, brauche ich, um die Kinder und mich über Wasser zu halten."
Noch immer hatte es den Eindruck, dass er allein durch seine Körperhaltung versuchte, mich von meinem Vorhaben abzubringen.„Dann warte ich vor der Tür auf euch", setzte er erneut an und versuchte mich davon zu überzeugen, meinen Alleingang mit Nike zu überdenken.
Jetzt reichte es mir! Ich war doch sowieso schon so aufgeregt, weil ich nicht wusste, was mich gleich erwarten würde. Da musste er mir jetzt nicht auch noch unnötig Steine in den Weg legen!
„Nur weil du eben mitbekommen hast, wie ich mir von Nike die Muschi lecken lasse, heißt das noch lange nicht, dass du mir zu sagen hast, was ich zu tun habe, Alex!"
Ich war richtig sauer!Da er bestimmt 1,5 Köpfe größer war als ich, musste ich den Kopf etwas in den Nacken legen, um ihm wütend in seine leider unglaublich schönen Augen zu schauen.
Er zögerte einen kurzen Moment, so als ob er sich unsicher war, ob er die nächsten Worte laut aussprechen sollte. Ganz langsam näherte er sich meinem Gesicht und hielt gerade so dicht vor meinem Ohr inne, dass er weit genug entfernt davon war, mich direkt zu berühren, aber trotzdem nah genug, dass ich seinen warmen Atem spüren konnte.„Was du mit deinem Privatleben machst, geht mich sicherlich nichts an, aber du hast zwei tolle Kinder zu Hause, die dich sehr lieben und dich brauchen. Ich sehe es in meiner Pflicht, ein bisschen auf dich aufzupassen, solange bis jemand anderes das für mich tut."
Er kam mit seinem Mund noch ein Stück näher an mein Ohr und wir hielten beide kurz die Luft an. Als ob ich ihn unbewusst auf Abstand halten wollte, legte ich meine Hände auf seine Brust.„Aber was mir wichtig ist, Katharina,das beschütze ich!", und seine Worte glitten wie ein sanftes Streicheln an meiner Wirbelsäule entlang nach unten.
Ruckartig löste ich mich von ihm und stieß meinen angehaltenen Atem aus!
„Ich komme klar, fahr nach Hause, Alex".
Um endlich etwas Abstand zu ihm zu bekommen, drehte ich mich um und ging in Nikes Richtung.
Auf halbem Weg blieb ich trotzdem noch einmal stehen und konnte gerade noch erkennen, wie Alex seine Dienstwaffe aus dem Bund seiner Hose zog und wieder zurück ins Auto legte.
Wusste ich es doch!!
Spinner....
Ein ziemlich heißer Spinner, nervte mich meine innere Stimme!„Na, habt ihr alles geklärt", fragte mich Nike neugierig, als ich endlich bei ihr war.
„Er soll sich einfach nicht in meine Angelegenheiten einmischen", antwortete ich immer noch ein bisschen genervt.
Wir standen gemeinsam vor der großen schwarzen Stahltür des Industriegebäudes und ich fixierte die riesigen Buchstaben, die beleuchtet bestimmt noch besser aussahen.
„Nachts, wenn alles dunkel ist, dann ist das hier ein magischer Ort, Katharina!"
Das glaubte ich ihr sofort. Wir gingen durch die schwere Tür nach drinnen und standen vor einem dicken schwarzen Samtvorhang.„Voilà,Liebes...Willkommen im ECLIPSE!"
Nike zog den Vorhang zur Seite...
Hatte ich etwas erwartet.....?
Durch meinen Kopf rasten in Sekundenschnelle sämtliche Bilder, die ich mir vorher über das ECLIPSE angesehen hatte...
Das war .... WAHNSINN!
Was für eine unglaubliche Atmosphäre musste es erst sein, wenn es hier vor Menschen wimmelte...
Vor nackten Menschen, Katharina!„Heyy, habt ihr es doch kurzfristig geschafft?"
Eine fröhliche, melodische Stimme kam von der blau beleuchteten Bar.
„Natürlich, Katharina ist schließlich neugierig, was sie hier erwartet. Lieb, dass du dir Zeit genommen hast!"
„Komm", sagte Nike und zog mich mit sich.Hinter der Bar tauchte auf einmal eine junge Frau auf, die durch das indirekte blaue Licht angestrahlt wurde.
Lange braune Haare, süßes Gesicht...
Sie strahlte mich fröhlich an und ich sah ihr Zungenpiercing glitzern.„Hi, Katharina, ich bin Stella! Schön dich kennenzulernen!"
Bitte nicht...., war der einzige Gedanke, der mir durch den Kopf ging!
Warum?
Sie hatte unglaubliche Ähnlichkeit mit Sina...
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Keine Angst, Liebes ! ( Dritter Teil )
NouvellesKatharina steht plötzlich alleine mit den Kindern und dem Haus da. Stefan hat sie verlassen...Ob es ihr gelingt, alle Schwierigkeiten als alleinerziehende Mutter zu meistern, um schlussendlich doch noch glücklich zu werden? Alle Rechte der Geschicht...