Kein Arschloch ( POV Alexander)

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Die kalte Abendluft glitt über meinen verschwitzen Körper. Nachdem ich mein Workout im Keller beendet hatte, spielte ich kurz mit dem Gedanken, wie ganz normale Menschen im Badezimmer unter die Dusche zu gehen.

Normale Menschen....
Was war denn heute schon normal...?

Ich atmete tief durch die Nase ein und genoss das befreiende Gefühl, wie mir die Kälte bis hoch in den Kopf zog. Tagsüber, wenn ich genug um die Ohren hatte, fiel es mir leichter, nicht über alles nachzudenken.
Aber Abends...
Für Mia musste ich stark bleiben. Für sie wollte ich stark sein!

Was für ein Tag...
Was gab es bloß für Menschen??
Die Situation zwischen Katharina und ihrem Mann von heute Nachmittag, ließ mich immer noch fassungslos den Kopf schütteln. Wie hatte sie nur fünfzehn Jahre mit ihm zusammen leben können?
Es hatte mich all meine Selbstbeherrschung gekostet, ihm nicht voll eins auf die Fresse zu geben!

Verbal hatte er das ja gegenüber Katharina schon selbst übernommen. Hätte ich heute Nachmittag nicht direkt hinter ihr gestanden, um sie zu stützen, wäre sie vor uns allen zusammengebrochen. Vielleicht war es auch meine Anwesenheit, die ihm nicht gepasst hatte. Seine eigene Frau vor den Augen aller so bloßzustellen... unfassbar!
Ein leises Kichern holte mich zurück aus meinen Gedanken.

Um diese Uhrzeit?
Ich ging zu der Stelle im Garten, an der unsere Grundstücke durch die Hecke getrennt wurden und sah hinüber auf Katharinas Terrasse.
Himmel...
Reflexartig rieb ich mir mit beiden Händen durchs Gesicht und sah nochmals genau hin.
Das war wirklich keine Täuschung!
Meine Nachbarin Katharina stand fast nackt, nur mit einem dünnen Morgenmantel bekleidet, auf ihrer Terrasse und drehte sich mit ausgestreckten Armen im Kreis.

Der Mantel flatterte dabei um sie herum und entblößte sämtliche nackte Körperstellen von ihr.
Was tat sie da?
Mein geschulter Blick scannte ihre Umgebung ab und blieb an der Weinflasche hängen, die nicht weit von ihr umgekippt auf dem Boden lag.
Sie würde sich eine Lungenentzündung oder was weiß ich holen, wenn sie dort weiterhin im betrunkenen Kopf herumtanzte.
Um ihre Intimsphäre so gut ich konnte zu waren, räusperte ich mich, für mein Empfinden laut genug und versuchte ihren Körper aus meiner Entfernung nicht zu offensichtlich in Augenschein zu nehmen.

Katharina reagierte überhaupt nicht auf mich, sah zum Himmel und drehte sich weiter.
Das konnte nicht gut gehen...
Ich versuchte es noch einmal, rief aber dieses Mal ihren Namen.
„ Katharina.... Ähm, ich meine Frau Baumann?Das sieht zwar wirklich sehr eindrucksvoll aus, was sie dort tun, aber es ist viel zu kalt!"
Nichts... keine Reaktion...

Entweder wollte sie mich nicht hören, oder sie war wirklich sternhagel voll!?
Mensch, Alex... lass sie einfach!
Sie hatte einen echt beschissenen Tag und will wahrscheinlich einfach ihre Ruhe haben.
Ich drehte mich also um und wollte gerade in Richtung meiner Gartendusche gehen, als ich sie aufschreien hörte.
Ruckartig drehte ich mich um und ging zügig zur Hecke zurück.

Meine Nachbarin saß jetzt auf den kalten Steinen der Terrasse und hielt sich schmerzverzerrt den Fuß.
„ Katharina? Ich bin's, Alexander. Können Sie bitte mal kurz zu mir rüber schauen?"
Letzter Versuch, dachte ich!
Endlich blickte sie auf und sah sich suchend nach etwas um.
Oh nein, ganz sicher nicht!

Da ich genau wusste, wonach sie suchte, zögerte ich keinen Augenblick länger, lief zum Haus zurück, holte die Leiter und stellte sie an die Hecke. Ich brauchte nur ein wenig Halt und setzte problemlos hinüber.
Mit schnellen Schritten war ich bei ihr, kickte im Vorbeilaufen die Weinflasche zur Seite und kniete mich vor ihr auf die kühle Terrasse.

„ Guten Abend, Katharina. Es sieht so aus, als könnten Sie meine Hilfe gebrauchen!?"
Sie sah an mir vorbei und schien immer noch nach etwas zu suchen...
„ Falls Sie die Weinflasche suchen, die gibt es heute nicht mehr! Meinen Sie nicht, dass Sie für heute genug hatten?"
Ich ließ meine Stimme etwas härter klingen als beabsichtigt, aber auf Diskussionen hatte ich um diese Uhrzeit definitiv keine Lust mehr!

„ Oooh, Herr Kommisar..... wie nett", sah sie mich unter schweren Augenlidern an.
Mein Gott, was hatte sie bloß getrunken?
„ Sie sind heute Abend übrigens schon die zweite Person, die vor mir kniet!", kicherte sie wieder und lehnte sich nach hinten auf ihre Ellenbogen.
In dieser Körperhaltung offenbarte sie mir schamlos ihren nackten Körper...
Wäre ich ein Arschloch gewesen, hätte ich diese Situation jetzt ausgenutzt, aber ich war eben keins.

Ich räusperte mich, kniff kurz die Augen zusammen, um einen kühlen Kopf zu bewahren und sah ihr fest in die Augen.
„ Ich werde ihnen jetzt helfen, sich hinzustellen! Und dann bringe ich Sie ins Haus, okay??"
Eigentlich war mir ihre Antwort egal...
Ich schloss ihren Morgenmantel ganz vorsichtig und versuchte dabei möglichst keinen Zentimeter ihrer nackten Haut zu berühren.

Katharina sah auf meine Hände ...
„Sie wollte mich nicht....", hörte ich sie leise flüstern.
„ Kommen Sie, ich helfe Ihnen sich vorsichtig hinzustellen und dann bringe ich Sie ins Warme!"
Ich setzte meine gesamte polizeiliche Überzeugungskraft ein, um diese Frau endlich in ihr Haus zu bekommen, aber sie rührte sich kein bisschen vom Fleck.

„ Sie hat mich einfach abgewiesen....! Wissen Sie...........ich habe mich endlich getraut und sie hat mich einfach abgewiesen!"
Ich konnte ihr nicht ganz folgen, merkte aber sofort, wenn ich das Ganze hier nicht schnellstmöglich beenden würde, dann bekämen wir ein ernsthaftes Problem.
Katharina sah mich jetzt mit großen Augen an und ließ ihren Blick über meinen Oberkörper gleiten.

„ Herr Schulz....Sie haben meinen Mann doch gehört... halten Sie sich lieber von mir fern!"
Ihre rechte Hand glitt zu der Schleife ihres Morgenmantels, die ich gerade extra noch geschlossen hatte und öffnete sie wieder.
„ Oder möchten Sie vielleicht beenden, was ich gerade mit meiner Freundin Nike angefangen habe ?"
Ihr vom Alkohol träger Blick, hielt den meinen gefangen, als sie mit ihren Fingerspitzen durch das Tal zwischen ihren Brüsten und tiefer Richtung Intimbereich glitt.

„ Es ist noch alles feucht, sie können gerne nachschauen", kicherte sie wieder. 
Ohne groß zu überlegen, brach ich unseren Blickkontakt ab, schob meine Arme unter sie und hob sie mit Schwung hoch.
Katharina war kein zierliche Person und deutlich kräftiger als schlank.
Trotzdem steckte sie durch ihr gesamtes Verhalten gerade alles in meinem Körper in Brand!

Reiß dich verdammt noch mal zusammen, Alex!
Bevor Katharina noch groß protestieren konnte, stand ich schon mit ihr in meinen Armen und ging langsam zu ihrer Terrasentür.
Ihr Körper fühlte sich warm an und Teile ihrer nackten Haut berührten meinen Oberkörper.
Dieses Gefühl war mir schon fast fremd...
Ich betrat ihr Wohnzimmer, roch sofort den Alkohol, sah umgestürzte Gläser und Blut auf dem Teppichboden.

„ Was ist hier denn passiert?" , hatte ich eigentlich nur in Gedanken sagen wollen.
„ Sie wollte mich nicht...", hörte ich Katharina diesen Satz leise wiederholen.
Ich brauchte einen kurzen Augenblick, um das Gesagte zu verstehen...
Katharina und diese Frau, mit der ich heute kurz vor ihrer Haustür gesprochen hatte?
Das konnte ich mir nicht vorstellen....

Keine Angst, Liebes ! ( Dritter Teil )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt