New York
Freitagnacht
Scheiße!
Alles an meinem Körper scheint eingefroren zu sein. Mit hochgezogenem Kragen und den Händen tief in meine Manteltaschen gestopft, stehe ich auf dem Flachdach eines Wohnhauses. Die Malcolm-Street ist zu dieser Uhrzeit ein dunkler Fleck in einer riesigen Stadt, den keiner für wichtig zu halten scheint. Mülltüten und Essenreste liegen auf dem Bordstein irgendwo unter mir und werden vom Wind umhergeweht. Katzen miauen, verwahrloste Hunde suchen nach den letzten essbaren Resten, während ich von irgendwoher den Gestank von Urin und Kot wahrnehmen kann. Selbst das Haus, auf dessen Dach ich mich geschlichen habe, scheint unbewohnt zu sein, und ich wäre bereits zweimal durch die Decke gebrochen, hätte ich nicht aufgepasst.
Diese Gegend ist heruntergekommen, weshalb es mich nicht wundert, dass Pepe Ravierez hier ein Zuhause gefunden hat. Oder eher ein Loch, in dem er seinem übermäßigen Konsum von Drogen, Alkohol und schlechtem Trash-TV nachgehen kann. Denn etwas anderes scheint er nicht zu können.
Seit einer geschlagenen Stunde beobachte ich ihn und das Haus. Es gibt zwei Stockwerke, einen Dachboden und einen Keller, der von außen ebenfalls betretbar ist. Ein kleiner Garten im hinteren Teil lässt darauf schließen, dass Pepe kein Händchen für Pflanzen hat. Selbst der erdige Boden sieht aus wie ein verbranntes Stück Scheiße.
Während ich mich an den Schornstein lehne und in seinem Schatten verschwinde, beobachte ich Pepe und seine Freunde durch das Fenster, dessen Vorhänge zur Seite geschoben sind. Pepe rekelt sich auf einem der Sofas, den Kopf auf der Hand abgestützt blickt er verträumt und eindeutig high in Richtung des Fernsehers. Seine Begleiter von heute Mittag sitzen an einem runden Tisch und spielen Karten, während ein mir fremder Kerl in einer Ecke auf einem Stuhl hockt und mit seinem Klappmesser herumfuchtelt.
Seit einer Stunde stehe ich mir die Beine in den Bauch. Mir ist eiskalt und ich bin mies gelaunt. Eine Kombination, die nicht zu unterschätzen ist. Ich greife in die Schachtel Zigaretten in meiner Tasche und verwerfe diesen Gedanken sofort wieder. Ich will nicht entdeckt werden, nur weil ich frustriert bin und mein Gehirn nach einer dämlichen Zigarette schreit. Damit würde ich gar nichts erreichen. Meine Laune ist so mies, dass ich selbst ein Glas Whiskey ablehnen würde. Was selten bis gar nicht vorkommt.
Noch während ich mit der Schachtel zwischen meinen Fingern spiele, kommt eine schwarze S-Klasse die Straße heruntergefahren. Ein Auto, das nicht in diese Gegend gehört. Alles an diesem Wagen schreit auffällig und Geld. Ich gehe in die Hocke, als der Wagen nur wenige Meter vor Pepes Haus zum Stehen kommt. Der Fahrer schaltet das Licht aus, steigt aber nicht aus.
Ich muss mir ein schiefes Grinsen verkneifen.
Im nächsten Moment hangele ich mich die Feuertreppe neben dem Haus hinunter, schleiche durch die Gasse und greife nach der Beifahrertür. Sekunden später sitze ich breit lächelnd auf dem schwarzen Leder.
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Don't fall with the Angel
RomanceTeil 2 Cameron Dealz ist ein gebrochener Mann. Erst übersteht er den Verlust seines Vaters, jetzt muss er mit den Intrigen und der Hinterlistigkeit einer Frau zurechtkommen, die ihm das Herz aus der Brust gerissen hat. In den dunkelsten Stunden wir...