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North Carolina
Club Naked Bodies


Max schließt die Tür und greift an die Wand daneben, um einen der Bademäntel von dem Haken zu nehmen. Mit halb geschlossenen Augen wirft er den Stoff auf das Bett, direkt über Naomis nackten Körper.

Da habe ich meine Antwort, ob wir gleich einen Dreier schieben. Max scheint nicht in Stimmung zu sein.

Naomi hingegen versteht sofort. Ich weiß nicht, ob Max ihr schon jemals aufgefallen ist, wenn er mich auf irgendeine Party hatte begleiten müssen, oder ob sie jemals mit ihm gesprochen hat, trotzdem scheint sie von seinem plötzlichen Auftauchen verwirrt zu sein. Ich bin es ebenfalls, aber der Alkohol in meinem Blut lässt mich wie einen dummen Jungen wirken. Mit ängstlichem Blick schlägt Naomi den Stoff um ihren Körper, hievt sich aus dem Bett und verschwindet aus der Tür, durch die ich sie vorhin geleitet habe.

Die plötzliche Stille bricht über mir herein. Noch immer stehe ich vor dem Bett, nackt und halb erigiert, und spüre, wie der Alkohol sich völlig entfaltet. Mein Kopf schwirrt, die Gedanken sind ein Strudel aus dicken, weichen Wolken. Ich lehne mich mit einer Hand an den Bettpfosten und starre auf meine Füße. »Du hast mir die zweite Runde versaut!«, lalle ich zusammenhanglos. Als ob es Max interessiert. Er hat mich schon in schlimmeren Situationen vorgefunden, da werden ihm eine nackte Frau und mein Schwanz wohl kaum etwas ausmachen.

»Das tut mir nicht leid«, antwortet Max, bevor er den zweiten Bademantel wirft und mich damit in meinem Gesicht trifft. Ich habe absolut keine Lust, mich seinen Befehlen zu fügen und im ersten Moment will ich mich beschweren, doch dann besinne ich mich eines Besseren und lasse den Stoff über meine Haut gleiten. Es dauert länger als gewohnt, bis ich den Mantel mit einer Schleife geschlossen habe. Dann werfe ich Max einen missbilligenden Blick zu, während ich mir ein Bier aus der Minibar genehmige.

Der dunkle Geschmack rinnt meine Kehle hinab und gibt mir etwas von meinen Lebensgeistern wieder.

»Woher wusstest du, wo ich bin?«, frage ich, noch während ich mich in einen der Sessel fallen lasse und die Knöchel überschlage. Max steht immer noch vor der Tür und betrachtet mein Abbild. Wahrscheinlich sehe ich schlimmer aus als der Dreck unter seinen Schuhen.

»Ich weiß immer, wo du bist«, säuselt er und steckt dabei die Hände in seine Hosentaschen. Die schwarze Jeans hat an ein zerfranstes Loch an seinem rechten Knie. »Falls du es vergessen hast, steckt nicht nur ein Sender in deinem Handy, sondern auch in der Haut hinter deinem Ohr.«

Doch, für diesen Moment habe ich das tatsächlich verdrängt. Wie ich alles, was an diesem Tag passiert ist, zu verdrängen versuche. Jetzt, wo Max hier ist, gelingt mir das nicht mehr so gut. Mein bester Freund erinnert mich daran, wie Jo mit einer Waffe vor mir gestanden hat, die Mündung direkt auf mein Herz gerichtet. Trotzdem kann er nichts dafür, dass Jo gegangen ist. Daran bin ich ganz allein schuld.

»Was willst du hier, Max?«

Ich will so wenig Zeit wie möglich mit ihm vertrödeln. Zwar wird Naomi nach diesem Gespräch wohl nicht mehr zur Verfügung stehen, aber irgendeine andere Frau wird es tun. Vielleicht lasse ich mich direkt von zwei willigen Pussys beglücken. Ich denke, ich habe ausreichend Wahlmöglichkeiten.

Niemand kann Cameron Dealz widerstehen.

»Ich bringe dich nach Hause«, antwortet er, ohne den Blick von mir zu nehmen.

»Und wenn ich das gar nicht will?«, fordere ich ihn heraus. Ich habe bereits das halbe Bier geleert und bin ganz sicher noch nicht in der Stimmung, wieder nach Hause zu gehen. Für mich gibt es gerade kein Zuhause mehr. Jo ist weg und hat alles mit sich genommen, einschließlich meinem Herzen. Hier ist der beste Ort für mich.

Hier kann ich alles vergessen.

Max stößt ein Knurren aus. »Doch, das willst du! Du bist gerade nur zu egoistisch, stur oder betrunken, um das zu realisieren.«

»Mit dem betrunken sein hast du definitiv recht.« Ich setze die Bierflasche wieder an meinen Mund und trinke den letzten Rest. Dann landet die Flasche vor mir auf dem Boden.

»Was ist verdammt nochmal passiert?«, fragt Max, und obwohl ich wirklich betrunken bin, kann ich trotzdem die Sorge in seiner Stimme wahrnehmen.

Ich stehe auf und wanke auf ihn zu. »Als ob du das nicht längst weißt!«, spucke ich ihm entgegen. Max weicht nicht zurück. Er bleibt vor mir stehen und hält mir sogar den Arm entgegen, als ich zu schwanken anfange.

»Verdammt!« Max flucht, hält mich aber weiter aufrecht. »Natürlich weiß ich, was passiert ist. Aber darum geht es nicht. Ich will es von dir hören! Falls du es ebenfalls vergessen hast, bin ich dein bester Freund. Ich lasse dich nicht wüten und toben, um damit alles nur noch schlimmer zu machen.«

Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals von Max so behandelt worden zu sein. In den Jahren unserer Freundschaft hat er mich immer machen lassen. Er hat sich nie eingemischt oder versucht, mir in mein Gewissen zu reden. Dafür habe ich ihm nie einen Grund geliefert. Ich stand immer auf der einen Ebene, hatte meine Gefühle und das Leben, welches ich mir selbst ermöglicht habe, im Griff. Es gab nie auch nur einen Moment, indem ich an allem zu zweifeln angefangen habe. Max musste mich noch nie zuvor auffangen und aus meinem Leid herausholen.

Bis heute.

Denn ich spüre nicht nur, dass ich am Ende bin, ich weiß es auch. Alles um mich herum ist zerbrochen, hat keinen Sinn mehr oder wurde von mir mit Alkohol betäubt. Für mich ist das mein persönlicher Untergang. Und obwohl ich es niemals zugeben werde, bin ich froh, dass Max mich genau in diesem Moment hält. Ich bin dankbar dafür, dass er bei mir ist, obwohl er die letzten Wochen offensichtlich zwischen zwei Stühlen gestanden hat und nicht wusste, wie er damit umgehen soll. Er war für Jo da, als ich es nicht konnte, und hat versucht, mir genau das zu vermitteln.

Dass Jo mich braucht.

Dass ich sie verlieren werde, wenn ich mich nicht wieder in den Griff bekomme.

Genau das ist passiert. Jo ist gegangen, und ich allein bin schuld daran.

Nicht Max.

Nicht Jo.

Ich ganz allein. Cameron Dealz.

Und doch ist mein bester Freund jetzt hier bei mir. Ich glaube nicht, dass ich seine Hilfe verdient habe, und doch klammere ich mich daran fest. Ich weiß, dass ich alles in Schutt und Asche legen würde, würde ich so weitermachen und mich dem Alkohol hingeben. So will ich nicht enden.

Nicht in diesem Leben und in keinem anderen.

Denn wenn ich eines weiß, dann, dass ich Jo liebe und sie mir tief in mein Herz gegangen ist. Und vielleicht kommt sie irgendwann zu mir zurück.

Ich brauche nur Geduld.

Don't fall with the AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt