28: Hoher Besuch

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Nachdem die Sitzung beendet war, packte Annalena ihre Unterlagen sorgfältig zusammen und verließ gemeinsam mit dem Bundeskanzler den Bundestag. Sie waren umgeben von Sicherheitsbeamten, die sie bis zum Kanzleramt begleiteten. Dort angekommen, führte Olaf sie zielstrebig in sein Büro. Annalena war angespannt und atmete einmal tief durch, bevor sie nach seiner Aufforderung Platz nahm. Sie spürte die Spannung und bereitete sich unwillkürlich darauf vor, sich zu verteidigen, falls das Gespräch wieder einmal auf ihre Kleidung oder ihr Auftreten abzielen sollte. Doch Olaf wirkte überraschend sachlich und konzentriert.

Nach einem kurzen Moment des Schweigens begann er: „In den nächsten Tagen wird der französische Präsident Emmanuel Macron zu einem Besuch in Deutschland eintreffen.“ Er machte eine kurze Pause, um ihre Reaktion einzuschätzen, bevor er fortfuhr. „Wir werden gemeinsam an mehreren politischen Gesprächen teilnehmen und am Abend eine Veranstaltung abhalten, an der sowohl deutsche als auch französische Regierungsmitglieder anwesend sein werden. Das Ganze erfordert eine präzise Planung, und ich möchte, dass Sie in die Abläufe eingeweiht sind.“

Annalena nickte aufmerksam, während Olaf ihr den Plan erläuterte. Er erklärte, wie die Treffen und Gespräche aufeinander abgestimmt seien, welche Themen auf der Agenda stehen würden – von Energiepolitik über Sicherheitsfragen bis hin zu den Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern. Auch die Veranstaltung am Abend verlangte besondere Aufmerksamkeit. Annalena würde an der Seite des Kanzlers und in direkter Nähe Macrons stehen, und die gemeinsame Darstellung auf internationaler Bühne erfordere Abstimmung.

„Ich weiß, dass das eine umfangreiche Verantwortung ist, aber ich bin mir sicher, dass Sie diese souverän bewältigen werden,“ fügte Olaf abschließend hinzu und schenkte ihr ein bestätigendes Nicken.

Annalena spürte eine Mischung aus Vorfreude und Anspannung. „Verstanden, Herr Kanzler,“ antwortete sie mit einem entschlossenen Blick. Sie hatte die Chance, in einem internationalen Rahmen aufzutreten und gleichzeitig eine wichtige Rolle in den deutsch-französischen Beziehungen zu spielen – eine Verantwortung, die sie mit voller Ernsthaftigkeit anging.

„Gut,“ sagte Olaf abschließend und klappte seine Aktenmappe zu. „Dann bereiten Sie sich darauf vor, und halten Sie sich morgen Vormittag bereit. Ich werde sicherstellen, dass Ihnen alle Unterlagen rechtzeitig zukommen. Es werden sehr wichtige Gespräche und ich hoffe doch das sie über ihr Auftreten sich Gedanken gemacht haben.”
„Ich habe meine Meinung dazu geäußert.”
Er wandte seinen Blick von ihr ab und machte eine Schublade auf. Er legte einen Ordner auf den Tisch. Annalena blickte ihn fragend an. „Öffnen!” sagte er mit Nachdruck.

Annalena öffnete den Ordner und überflog das erste Blatt. Sie blickte auf und in ihren Augen machte sich eine gewisse Angst breit.
„Das sind alles Straftaten die ihre Mutter  begangen hat. Ich weiß das es nichts besonders großes ist, aber es ist maßig. Eine alleinerziehende Mutter hat es oft nicht leicht. Besonders wenn das Geld nicht mal für zwei Personen reicht. Mal sehen.” er drehte den Ordner um und lass vor:„ Steuergeldhinterziehung in höhe von mehreren tausend Euros, Diebstahl von Lebensmitteln, Schwarzarbeit, soll ich weiter machen?”
Annalena blickte ihn mit leicht gläsrigen Augen an. „Bitte... Bitte nicht. Sie war ziemlich jung als ich auf die Welt kam und mein Vater hat sie verlassen als er erfahren hat das sie schwanger war. Sie hatte niemanden und wollte mir dennoch alles bieten. Sie hat mir sogar anfangs meinen Studienplatz mit finanziert. Sie hat auf alles verzichtet. Ich weiß wie es ist aus schwierigen Verhältnissen zu kommen. Ich erstatte dem Staat alles zurück sogar das doppelte, aber lassen sie meine Mutter bitte in ruhe.”
„Also so wie ich das weiß lebt ihre Mutter jetzt ziemlich gut. Ihre Wohnung wird von ihnen finanziert Frau baerbock. Sie hat die letzten Jahre sehr gut gelebt. Nun muss sie allerdings mit Konsequenzen rechnen. Das wären dann ungefähr 3 Jahre haft.”
Annalena stockte der Atem.
„Ich hab doch gesagt, das ich alles zurück bezahle.”
„Es geht nicht ums Geld, annalena. Allerdings wenn sie sich dazu bereit erklären in Zukunft auch meine Kleider anzuziehen, dann könnte ich auf eine Meldung ihrer Mutter verzichten.”

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