„ Herr Scholz?”
Ich blickte in sein Gesicht.
„ Kann ich sie mal kurz sprechen?”
„Aber sicher doch.” sagte ich und folgte ihm.Wir fanden uns etwas abgeschottet auf einem Gang wieder.
„Was kann ich für sie tun?” fragte ich zögerlich. „Nunja ersteinmal wollte ich ihnen sagen, dass sie umwerfend aussehen und ihnen für diesen Wahlkampf danken. Es war mir eine Freude gegen die anzutreten und dann auch gemeinsam mit ihnen gegen Herr Laschet in den letzten triellen vorzugehen. Desweiteren wollte ich ihre Zusage erhalten für das erste Koalitionsgespräch zwischen Grünen und SPD. Ich denke das wir mit einer der kleineren Parteien eine gute Regierung bilden könnten. Allerdings möchte ich mich mit ihnen unter vier Augen unterhalten, also ohne noch andere Parteimitglieder und eventuell zukünftig Minister und so. Ich denke nachdem was man so gehört hat will Herr habeck ja nun nicht mit von der Partie sein. Wann hätten sie denn Zeit für ein Vier-Augen-Gespräch?”
Ich musste ersteinmal alles verarbeiten was er gerade gesagt hatte.
„ Wir haben noch nicht einmal erfahren wer überhaupt Bundeskanzler wird und sie fragen schon nach Gesprächen für Koalitionen? Sollten sie damit nicht vielleicht noch eine Stunde warten. Außerdem kann ich das nicht alleine entscheiden.” sagte ich ihm.
„Also Annalena, ich darf doch oder?” ich nickte bloß. „Ich bin mir ziemlich sicher wer gewonnen hat und warum sollten sie das denn nicht alleine entscheiden können. Sie sind Parteivorsitzende, sie waren Kanzlerkandidatin. Also ich denke da habe sie auf jeden Fall etwas zusagen und auch mehr als Herr habeck.”Ich hörte wie sich jemals uns nährte.
„Na baerbock, Angst wieder nur Nummer zwei zu sein? Sehen sie es doch ein, mit Klimaschutz kann man niemanden für sich gewinnen.”
Eine Stimme die mir nur allzu bekannt vorkam und dann noch dieses Lachen...
„Noch sind die Ergebnisse nicht bekannt gegeben worden Herr Merz. Und das mit dem Klimaschutz werden sie noch früh genug lernen.” mit einem kurzen nicken verabschiedete ich mich ersteinmal von Olaf. Ich konnte jetzt nicht so ein Gespräch führen.Annalena saß in der ersten Reihe, ihre Hände ruhten gefaltet in ihrem Schoß, doch ihr Blick wanderte unruhig durch den Raum. Sie suchte weiterhin nach Robert, hoffend, ihn irgendwo in der Menge zu entdecken, doch er war nirgends zu sehen. Die Lichter im Saal waren jetzt schwächer, und der Moderator auf der Bühne hatte das Mikrofon übernommen. Er sprach über den intensiven Wahlkampf der letzten Monate, streute hier und da Anekdoten ein, die die Menge zum Lachen brachten, doch Annalena konnte sich kaum auf seine Worte konzentrieren.
Scholz, der links neben ihr saß, warf ihr hin und wieder kurze, beinahe beruhigende Blicke zu, während Laschet auf ihrer rechten Seite starr in Richtung Bühne blickte. Der Saal war erfüllt von einer stillen Anspannung, und jeder im Raum wartete auf den einen Moment – die Verkündung des Wahlergebnisses.
„Es war ein historischer Wahlkampf“, fuhr der Moderator fort. „Die Menschen in Deutschland haben entschieden, wem sie zutrauen, dieses Land in die Zukunft zu führen. Ein hartes Rennen, keine Frage. Aber bevor wir zu den Ergebnissen kommen, lassen Sie uns noch einmal einen kurzen Rückblick wagen.“
Auf der Leinwand hinter dem Moderator begannen Bilder zu flimmern: Szenen von Wahlkampfveranstaltungen, hitzige Debatten, Interviews und triumphierende Momente – alles festgehalten von den Kameras der Journalisten. Bilder von Annalena, Olaf und Armin wechselten sich ab, begleitet von Kommentaren über die jeweiligen Parteiprogramme und deren Bedeutung für die Zukunft Deutschlands.
Annalena spürte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte. Sie hatte all diese Momente selbst erlebt, doch jetzt, wo sie zusammengefasst und so präsentiert wurden, fühlte es sich fast unwirklich an. Die Kamera zeigte sie, wie sie auf einer Bühne stand, lächelnd und entschlossen, während Menschen jubelten. Dann eine Szene, in der sie bei einer hitzigen Debatte das Wort ergriff und mit einer Leidenschaft sprach, die sie manchmal selbst überraschte. Schließlich ein Moment, den sie nur zu gut kannte: Sie und Robert, Seite an Seite, strahlend und überzeugt, dass sie zusammen alles schaffen könnten.
Das Bild wechselte, und der Moderator fuhr fort: „Es war ein Wahlkampf, der nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa geprägt hat. Und nun, liebe Gäste, ist der Moment gekommen.“
Die Atmosphäre im Saal veränderte sich schlagartig. Alle Gespräche verstummten, und eine nervöse Stille legte sich über die Menge. Die Lichter wurden weiter gedimmt, und die Bildschirme auf der Bühne schalteten um. Zahlen erschienen auf den Displays – die Ergebnisse der Auszählung.
Annalena atmete tief durch. Der Moderator verkündete mit einer klaren, deutlichen Stimme die Prozentzahlen, die jede Partei erreicht hatte. Als er zu den Grünen kam, hielt sie unwillkürlich die Luft an.
„Die Grünen“, sagte er, „haben beeindruckende 18,7 % erreicht. Ein historisches Ergebnis.“
Ein Applaus brandete auf, und Annalena fühlte, wie die Erleichterung für einen Moment die Anspannung in ihrem Körper löste. Sie hatte ihr Ziel nicht ganz erreicht, aber es war dennoch ein großer Erfolg für die Partei. Sie spürte den Blick von Olaf Scholz auf sich, der leicht nickte, als wollte er anerkennen, wie weit sie gekommen war. Und zudem klopfte er ihr leicht mit der Hand auf das Knie.
„Und nun,“ fuhr der Moderator fort, „kommen wir zur entscheidenden Frage: Wer wird der nächste Bundeskanzler oder die nächste Bundeskanzlerin Deutschlands?“
Die Spannung war greifbar. Jeder im Raum hielt den Atem an, als der Moderator die letzten Ergebnisse aufrief.
„Mit 25,4 % der Stimmen“, verkündete er schließlich, „wird Olaf Scholz der nächste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.“
Der Saal explodierte in einem Meer aus Applaus, Blitzlichtern und jubelnden Rufen. Annalena saß für einen Moment wie erstarrt, während neben ihr Olaf aufstand und den Applaus entgegennahm. Sie konnte spüren, wie ihre Gedanken sich überschlugen. Es war vorbei. Der Wahlkampf, die unzähligen Stunden, die emotionalen Höhen und Tiefen – alles hatte zu diesem Moment geführt. Und sie wusste das es so kommen würde. Sie wusste es seit Wochen. Er war uneinholbar.
Olaf beugte sich zu ihr hinunter. „Ich hoffe, wir sehen uns bald bei den Gesprächen“, sagte er leise und reichte ihr die Hand.
Annalena lächelte und ergriff seine Hand. „Das werden wir“, antwortete sie mit fester Stimme. Sie stand auf und wie von selbst umarmten sie sich. Kurz fragte sie sich ob das zu viel war, aber auch Laschet umarmte Scholz und klopfte ihm auf den rücken. Und dann umarmte auch Laschet sie.
Etwas weiter abgelegen im Raum:
Er sah zu wie auf dem großen Bildschirm Scholz, Laschet und Annalena sich umarmten. Sie sprachen lächelnd miteinander und Annalena bekam den ersten Blumenstrauß.
Sie waren auf dem zweiten Platz.
Ein historisches Ergebnis doch daran konnte er gerade nicht denken. Er betrachtete sie in ihrem Kleid. Nur zugerne wäre er jetzt Scholz oder Laschet gewesen um sie noch einmal drücken zu können, sie noch einmal zu riechen, sie zu spüren.
Doch mit einem mal kamen die Erinnerungen der letzten Woche wieder hoch.
Wut ließ diese Gedanken verschwinden.
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Hinter verschlossenen Türen
FanficHi, in meiner ersten ff möchte ich auf den Wahlkampf und auf die Intrigen der Politik eingehen. Dabei gehe ich auf das rein fiktive Verhalten von Politikern untereinander ein. Außerdem werdet ihr erfahren was hinter den Türen des Kanzleramts abgeht...