13: Whiskey oder Wasser

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Annalena Pov:
Alles war laut.
Überall waren Menschen, die über das jeweilige Wahlergebnis ihrer Partei mehr oder weniger gut gelaunt feierten.

Annalena schob sich durch die Menge in Richtung Bar, ihre Schritte wurden schneller, als die Stimmen um sie herum lauter und die Kameras weiter blitzten. Sie spürte die Erschöpfung, die sich mit jedem Schritt in ihren Körper schlich. Die letzten Monate hatten alles von ihr gefordert, und jetzt, wo es vorbei war, spürte sie eine tiefe Leere.

Als sie die Bar erreichte, warf sie einen kurzen Blick über ihre Schulter. Keine Spur von Robert. Irgendwo in ihrem Hinterkopf hatte sie noch gehofft, dass er in letzter Minute auftauchen würde, vielleicht um ihr wenigstens einen Moment des Trostes zu spenden. Doch die Enttäuschung nagte an ihr. Er war nicht da. Und wahrscheinlich würde er auch nicht mehr kommen.

Der Barkeeper sah sie fragend an. „Ein Glas Sekt?“ fragte er höflich.

„Nein, bitte nur Wasser“, sagte sie.
„Ein Glas Wasser, das ich nicht lache. Wollen sie nicht mal ein bisschen spaß haben Frau Baerbock. Sie haben doch ein solides ergebnis.”
Diese Stimme kam ihr nur allzu bekannt vor.
Nicht der auch noch. Nicht jetzt. Nicht der Lindner.
„Bitte zwei Whisky.” sagte Lindner zum Barkeeper.

Annalena seufzte innerlich, als Lindner sich neben sie an die Bar lehnte, ein selbstzufriedenes Grinsen auf den Lippen. Der Barkeeper stellte zwei Gläser Whisky vor ihnen ab, und Lindner hob das eine in Annalenas Richtung, als würde er auf sie anstoßen wollen.

„Na komm, Annalena, gönn dir doch was.“ Seine Stimme triefte vor falscher Leichtigkeit. „Du hast gekämpft wie eine Löwin, das muss gefeiert werden. Außerdem – ein bisschen Entspannung hast du dir verdient, findest du nicht?“

Sie erwiderte seinen Blick mit einem gemurmelten „Ich bleib beim Wasser, danke“, und wandte sich demonstrativ ab. Doch Lindner ließ nicht locker. Er drehte sich leicht zu ihr, lehnte sich näher heran, und sein Parfüm, das viel zu aufdringlich war, stieg ihr in die Nase.

„Du weißt, was ich an dir bewundere? Deine Leidenschaft. Du bist so... entschlossen. Kämpferisch. Eine Frau, die weiß, was sie will.“ Er ließ das Glas leicht kreisen, während seine Augen sie auf eine Weise musterten, die ihr unangenehm war. „Das ist selten, weißt du? Und genau das macht dich so... faszinierend.“

Annalena spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. Es war nicht das erste Mal, dass Lindner versuchte, ihr näherzukommen – immer mit dieser Mischung aus Charme und Arroganz, die sie nur allzu gut kannte. Aber heute? Nach dieser endlosen Kampagne, nach den Enttäuschungen, die der Abend mit sich gebracht hatte? Sie hatte einfach keinen Nerv dafür.

„Christian, wirklich, ich bin nicht in der Stimmung.“ Ihre Stimme war ruhig, doch sie konnte den leichten Anflug von Schärfe darin nicht unterdrücken. „Es war ein langer Tag, und ich will einfach nur meine Ruhe.“

Doch er ignorierte ihre Worte, als hätte sie gar nichts gesagt. „Weißt du,“ fuhr er fort, „du und ich – wir wären eigentlich ein starkes Team. Du mit deiner Energie, ich mit meiner Vision. Wer weiß, vielleicht sollten wir mal... enger zusammenarbeiten?“

Sein Blick verriet mehr als seine Worte. Annalena musste ein Augenrollen unterdrücken. „Ich denke, unsere Arbeitsweisen sind doch ziemlich unterschiedlich, oder?“ Sie nahm einen Schluck von ihrem Wasser, in der Hoffnung, dass er endlich aufhören würde.

„Ach, Gegensätze ziehen sich doch an, oder nicht?“ Er grinste, als hätte er gerade den besten Witz des Abends gemacht. „Stell dir das doch mal vor – wir beide, ein unschlagbares Duo.“

Annalena sah ihn kühl an. „Ich stelle mir lieber vor, dass du jetzt gehst.“ Sie hielt seinem Blick stand, ihre Geduld am Ende. „Ich bin wirklich nicht interessiert.“

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