7: Familie oder Job

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„ Wie ist eigentlich ihr Verhältnis zu Olaf Scholz und Armin Laschet. Wenn man sich im Bundestag über den Weg läuft wirft man sich dann böse Blicke zu oder wie gehen sie mit ihnen um?”
Mein Interview ging bis dahin schon ungefähr 10 Minuten neben Fragen zum Klimaschutz und zu Gleichberechtigung gingen die Fragen jetzt ins persönliche was mich nicht wirklich erfreute ,aber mir war bewusst ,dass die Menschen nicht nur wissen wollten wofür ich diesen Wahlkampf bestreite ,sondern wer auch hinter meinem Namen steckt.

„ Mein Verhältnis? So wie zu allen. Nett freundlich und wenn man sich sieht dann reicht man sich die Hand. Nur weil wir Konkurrenten sind hassen wir uns nicht gegenseitig. In der Sache wird hart diskutiert und ansonsten behandeln wir uns auf kollegiala Ebene. Ich bin kein Mensch, der persönliche Animositäten in die politische Arbeit einfließen lässt. Es geht um Inhalte, nicht um persönliche Befindlichkeiten,“  antwortete ich und spürte, wie sich die Atmosphäre im Raum leicht entspannte. Schöneberger , die das Interview mit mir führte nickte, als ob sie mit einer solchen Antwort gerechnet hätte, aber dennoch bohrte sie weiter.

„Aber mal ehrlich, wie fühlt es sich an, wenn man Woche für Woche in den Umfragen miteinander konkurriert? Sie haben doch sicher auch Momente, in denen das Ganze an die Substanz geht, oder?“

Ich atmete tief durch. Diese Art Fragen gehörten zum Spiel, aber es war immer eine Gratwanderung zwischen Authentizität und dem Wunsch, keine unnötige Angriffsfläche zu bieten.

„Natürlich gibt es Stressmomente. Die Herausforderungen sind groß und es gibt viel Verantwortung. Aber für mich steht immer im Vordergrund, was wir für die Menschen erreichen können. Das persönliche Kräftemessen ist da zweitrangig. Es geht darum, die besten Lösungen zu finden – für den Klimaschutz, für die Gerechtigkeit in der Gesellschaft, für eine starke Zukunft.“

Ich sah, wie sie leicht die Augenbraue hob. Sie wollte mehr – etwas Persönlicheres. „Und privat? Haben Sie denn überhaupt noch Zeit für sich selbst, bei diesem vollen Terminkalender?“

Ich lächelte. „Man muss sich die Zeit nehmen, auch wenn es nicht immer einfach ist. Es gibt Momente, in denen man abschalten muss, um Kraft zu tanken – sei es bei einem Spaziergang oder einem Abend mit der Familie. Politik ist wichtig, aber am Ende des Tages sind wir alle Menschen.“

„ Apropo Familie, sie selbst haben ja noch keine Kinder. Für viele stellt sich also die Frage, was passiert wenn sie als Kanzlerin in den nächsten Jahren schwanger wird. Müsste wegen sowas dann ein Vizekanzler hinhalten, damit sie sich dann auf ihre Familie fokussieren können. Sie sind eine junge Frau, da macht man sich doch sicherlich schon Gedanken um solche Themen. Außerdem wie würde es den wirken wenn sie als Beispiel den russischen oder amerikanischen Präsidenten empfangen und das hochschwanger. Das macht doch keinen guten Eindruck.” sagte Burkhardt zu mir.

„Äh wie bitte?
Erstens: Es steht noch lange nicht fest, ob ich überhaupt dieses Amt entgegennehmen kann. Das wird sich erst am wahlabend entscheiden.
Zweitens: Wie meine Planung zu Kindern ist geht niemanden was an. Und nur weil eine Frau eine mächtige Position hat muss das nicht heißen ,dass sie nicht auch eine Familie haben kann.
Und drittens: Wie wirkt es denn ihrer Meinung nach, wenn Sie eine schwangere Frau sehen. Warum sollte das denn keinen guten Eindruck machen?
Allerdings um nun auf ihrer Frage zu antworten: Nein, ich plane nicht in den nächsten Jahren schwanger zu werden. ich will mich voll und ganz auf meine Rolle als hoffentlich nächste bundeskanzlerin von Deutschland fokussieren.”

Beifall ging durch den Raum.

Burkhardt schaute wieder auf seine Karten und antwortete mir nicht mehr.

„ Unter welcher Führung würden sie lieber stehen als vielleicht auch spätere Ministerin ,Frau baerbock? Unter Scholz oder unter Laschet? Wer würde es ihrer Meinung nach besser machen?

Die Frage war brisant, das wusste ich. In einer solchen Situation galt es, diplomatisch und geschickt zu antworten, ohne sich selbst oder andere in eine unangenehme Lage zu bringen. Ich konnte sehen, wie Barbara Schöneberger neugierig auf meine Reaktion wartete.

Ich lächelte leicht, bevor ich antwortete: „Egal wer es wird, es kommt darauf an, dass wir als Team zusammenarbeiten. Politik ist kein Ein-Mann- oder Ein-Frau-Projekt. Es geht darum, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten und die besten Ideen durchzusetzen. Sowohl Olaf Scholz als auch Armin Laschet haben ihre Stärken, aber für mich ist entscheidend, dass derjenige, der am Ende Kanzler wird, unser Land im Sinne der Klimapolitik, der sozialen Gerechtigkeit und der europäischen Zusammenarbeit voranbringt. Diese Themen sind mir am wichtigsten – und daran würde ich meine Zusammenarbeit messen.“

Schöneberger lachte leicht und hob eine Augenbraue. „Das ist eine sehr diplomatische Antwort.“

Ich nickte schmunzelnd. „Man lernt, in der Politik immer offen zu bleiben. Am Ende zählt, dass wir für die Menschen arbeiten und nicht, wer an der Spitze steht.“

Sie legte ihre Karte beiseite und schaute mich für einen Moment ernst an. „Und wenn Sie es selbst werden könnten? Kanzlerin Baerbock – wie hört sich das an?“

Ein kurzer Moment der Stille. Dann antwortete ich mit einem Augenzwinkern: „Die Frage sollten Sie besser den Wählerinnen und Wählern stellen, denn diese werden entscheiden.“

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