Kapitel 14: Dunkle Spuren

1 0 0
                                    

Die Sonne war hinter dichten Wolken verborgen, als Hermine und Ginny am nächsten Morgen durch die Flure von Hogwarts liefen. Die Entdeckung des Schlüssels und die Begegnung mit Malfoy hatten ihre Gedanken über Nacht nicht zur Ruhe kommen lassen. ,,Ich kann es nicht fassen, dass Malfoy uns nicht einfach geholfen hat", sagte Ginny, die missmutig an einer Haarsträhne zog. ,,Er weiß offensichtlich, dass irgendetwas Gefährliches vor sich geht." Hermine seufzte. ,,Das ist typisch für ihn. Aber wir dürfen nicht darauf warten, dass er uns freiwillig alles erzählt. Wir haben den Schlüssel - das ist ein Anfang." Ginny nickte, blieb jedoch stehen, als sie eine dunkle Gestalt am Ende des Korridors entdeckte. ,,Da ist er wieder", flüsterte sie. Snape war in seinem langen schwarzen Umhang unterwegs, den Blick geradeaus gerichtet. Es wirkte, als hätte er sie nicht bemerkt, doch Hermine wusste es besser. ,,Er sieht immer aus, als ob er alles wüsste", murmelte Ginny und stieß Hermine leicht mit dem Ellenbogen an. ,,Das tut er wahrscheinlich auch", erwiderte Hermine leise. Sie wollte Snape nicht erneut direkt begegnen, zumindest nicht ohne weitere Informationen. Doch sein Auftauchen erinnerte sie daran, dass sie sich beeilen musste. Jede Verzögerung konnte gefährlich sein.

In der Bibliothek versanken Hermine und Ginny erneut in Büchern. Diesmal konzentrierten sie sich auf magische Schlüssel und ihre möglichen Verwendungen. Es war Ginny, die schließlich etwas Interessantes fand. ,,Hör zu", sagte sie und zeigte auf eine Passage in einem alten Buch. ,,Einige Schlüssel können nur an bestimmten Orten benutzt werden. Sie reagieren auf die Magie um sie herum." Hermine las die Passage und runzelte die Stirn. ,,Das würde erklären, warum der Schlüssel in der Nähe dieses Knotens war. Er gehört zu einem dieser Orte." Ginny nickte. ,,Und wenn wir die Karte richtig interpretieren, gibt es noch mehr dieser Orte. Vielleicht müssen wir sie alle finden." ,,Das könnte Wochen dauern", murmelte Hermine, ihre Augen über die Karte wandernd.  ,,Oder nur ein paar Tage, wenn wir klug vorgehen", sagte Ginny mit einem herausfordernden Lächeln.

Später an diesem Tag begegneten sie Malfoy erneut, diesmal in der Nähe der Eulerei. Hermine beschloss, ihn nicht direkt anzusprechen, sondern ihn unauffällig zu beobachten. ,,Das ist lächerlich", flüsterte Ginny, als sie sich hinter einem Wandvorsprung versteckten. ,,Still", zischte Hermine. ,,Er könnte uns zu etwas führen." Malfoy hielt einen Moment inne, als ob er jemanden erwartete. Dann zog er ein kleines in Pergament gewickeltes Paket aus seiner Tasche und gab es einer Eule, die über ihm landete. ,,Was ist das?", fragte Ginny leise. ,,Ich weiß es nicht, aber ich wette, es hat etwas mit den Knotenpunkten zu tun", antwortete Hermine. Sie beschlossen, die Eule zu verfolgen, doch der Vogel verschwand in den Wolken, bevor sie ihm folgen konnten. ,,Verdammt", murmelte Ginny. ,,Das war unsere Chance." Hermine schüttelte den Kopf. ,,Nein, das war nur ein Puzzleteil. Wir müssen weiter sammeln."

Am Abend entschied Hermine, erneut die Karte zu studieren. Sie saßen in ihrem Schlafsaal, das Papier vor sich ausgebreitet, während Ginny auf ihrem Bett lag und skeptisch zusah. ,,Was wenn der Schlüssel mehr kann, als nur etwas zu öffnen?", fragte Ginny plötzlich. Hermine schaute auf. ,,Was meinst du?" Ginny setzte sich auf und deutete auf den Schlüssel, der auf Hermines Nachttisch lag. ,,Vielleicht ist er selbst ein Hinweis. Magische Schlüssel haben oft mehr als eine Funktion." Hermine dachte einen Moment nach, bevor sie den Schlüssel nahm und ihn genauer untersuchte. Sie bemerkte kleine Runen, die sie vorher übersehen hatte. ,,Du hast recht", sagte sie leise. ,,Diese Gravuren könnten ein Hinweis sein. Aber ich kann sie nicht entziffern." ,,Dann brauchen wir jemanden, der es kann", schlug Ginny vor. Hermine nickte. ,,Vielleicht... vielleicht Professor Flitwick. Er kennt sich mit alten magischen Artefakten aus." ,,Oder", sagte Ginny vorsichtig, ,,wir fragen Snape." Hermine erstarrte. ,,Snape? Warum sollte er uns helfen?" Ginny zuckte mit den Schultern. ,,Er weiß offensichtlich, was vor sich geht. Und vielleicht will er uns davon abhalten, etwas Dummes zu tun." Hermine zögerte. Der Gedanke, Snape um Hilfe zu bitten, war absurd - und doch konnte sie die Logik dahinter nicht leugnen. ,,Wir versuchen es zuerst mit Flitwick", entschied sie schließlich. Ginny grinste. ,,Feigling."

Am nächsten Morgen brachte Hermine den Schlüssel zu Professor Flitwick, doch seine Antwort war enttäuschend. ,,Diese Runen sind sehr alt, Miss Granger", sagte er mit einem entschuldigenden Lächeln. ,,Ich fürchte, ich bin nicht mit allen vertraut. Aber ich empfehle Ihnen, jemanden zu fragen, der sich mit dunkler Magie auskennt." Hermine biss sich auf die Lippe. ,,Vielen Dank, Professor." Als sie den Raum verließ, wusste sie, dass ihr keine Wahl blieb. Snape war der Einzige, der ihnen jetzt weiterhelfen konnte - so sehr sie sich auch davor scheute, ihn direkt zu konfrontieren. ,,Wir müssen es tun", sagte sie zu Ginny, die draußen wartete. Ginny nickte. ,,Ich habe es dir ja gesagt. Na los, Granger. Lass uns Snape jagen."

Gefährliche NäheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt