Kapitel 16: Dunkle Enthüllung

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Am Abend klopfte Hermine erneut an Snapes Büro, ihr Herz raste vor Nervosität. Die düsteren Korridore der Kerker wirkten an diesem Abend noch bedrohlicher und sie konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass etwas sie beobachtete. ,,Herein." Snapes tiefe Stimme war unverkennbar und Hermine drückte die Tür vorsichtig auf. Der Raum war schwach beleuchtet, der Geruch von Kräutern und alchemistischen Substanzen hing in der Luft. Snape saß hinter seinem Schreibtisch, der Schlüssel lag bereits vor ihm und seine schwarzen Augen fixierten sie mit durchdringender Intensität. ,,Pünktlich. Das ist selten bei Gryffindors", bemerkte er trocken. Hermine ignorierte den Seitenhieb und trat näher. ,,Ich bin bereit, Professor." Snape lehnte sich in seinem Stuhl zurück und deutete auf einen Stapel alter Bücher auf einem Tisch in der Nähe. ,,Diese Texte behandeln die Ursprünge der Runen, die auf Ihrem Schlüssel zu finden sind. Lesen Sie sie. Sie werden feststellen, dass Wissen Zeit und Geduld fordert - Eigenschaften, die Sie hoffentlich besitzen." Hermine zögerte. ,,Das war's? Ich soll nur lesen?" Snape hob eine Augenbraue. ,,Haben Sie erwartet, dass ich Ihnen alles vorkauen werde, Miss Granger? Ihre Suche ist Ihre Verantwortung. Meine Aufgabe ist es, Sie davon abzuhalten, etwas Unüberlegtes zu tun." Hermine biss sich auf die Lippen, sagte aber nichts. Sie wusste, dass es sinnlos war, Snape zu widersprechen und sie wollte sich nicht die Möglichkeit verspielen, weitere Informationen zu erhalten.

Die nächsten Stunden verbrachte sie über den alten Büchern, während Snape sich mit seinen eigenen Arbeiten beschäftigte. Die Texte waren komplex und voller alter Magietheorie, doch Hermine hatte schon immer ein Gespür für solche Herausforderungen gehabt. ,,Professor", begann sie schließlich, ohne den Blick von den Seiten zu heben. ,,Hier steht, dass solche Schlüssel einst von mächtigen Zauberern verwendet wurden, um Orte mit verborgenen Kräften zu schützen. Aber es wird nicht erklärt, was diese Kräfte sind." Snape schaute von seinem Pergament auf. ,,Natürlich nicht. Solche Informationen sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt." Hermine runzelte die Stirn. ,,Dann wissen Sie es?" Er legte seine Feder beiseite und sah sie ernst an. ,,Ich weiß genug, um zu verstehen, dass Sie sich auf gefährliches Terrain begeben. Diese Schlüssel öffnen keine Türen im herkömmlichen Sinne. Sie enthüllen Orte, die mit alter Magie durchtränkt sind - Magie, die instabil und unberechenbar sein kann." ,,Instabil?", wiederholte Hermine. ,,Es ist nicht die Art von Magie, die man kontrollieren kann", erklärte Snape. ,,Die Orte, die mit diesen Schlüsseln verbunden sind, könnten Flüche, Schutzmechanismen oder sogar Wesen beherbergen, die längst vergessen wurden." Hermine schluckte. ,,Warum wurden sie dann überhaupt geschaffen?" Snape lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. ,,Macht, Miss Granger. Die Zauberer, die diese Schlüssel und Orte erschufen, hatten stets nur ein Ziel: die Beherrschung über die stärkste Form der Magie. Doch wie bei allem, was mit Macht zu tun hat, führte es zu Zerstörung und Leid."

Hermine konnte sich kaum zurückhalten, Fragen zu stellen, doch sie wusste, dass Snape sie nicht mit allen Antworten füttern würde. Also konzentrierte sie sich weiter auf die Texte. Einer von ihnen enthielt eine detaillierte Karte, ähnlich der, die sie zuvor entdeckt hatte. Doch diese Karte zeigte zusätzliche Markierungen - Orte, die ihr zuvor nicht aufgefallen waren. ,,Professor, sehen Sie sich das an", sagte sie und hielt die Karte hoch. Snape stand auf und trat näher, seine Augen musterten die Karte mit scharfer Präzision. ,,Interessant. Diese Markierungen sind Zugangspunkte. Jeder Schlüssel ist mit einem bestimmten Punkt verbunden. Sie müssen die Gravuren auf Ihrem Schlüssel mit diesen Punkten abgleichen, um herauszufinden, zu welchem er gehört." ,,Und was passiert, wenn ich den richtigen Punkt finde?", fragte Hermine. Snape sah sie lange an, bevor er antwortete. ,,Das werden Sie herausfinden, wenn es soweit ist. Aber ich warne Sie, Miss Granger: Nicht alles, was verborgen ist, sollte ans Licht gebracht werden."

Später am Abend kehrte Hermine mit der Karte und einer Vielzahl von Gedanken in ihren Schlafsaal zurück. Ginny wartete bereits auf sie, die Beine unter sich verschränkt und ein neugieriger Ausdruck auf ihrem Gesicht. ,,Und? Was hat der alte Flederich gesagt?" Hermine ließ sich aufs Bett fallen. ,,Er hat mir geholfen, aber natürlich nicht ohne eine Menge Rätsel und Warnungen. Ich habe jetzt eine bessere Vorstellung davon, wie der Schlüssel funktioniert, aber... es gibt so viel, das ich nicht verstehe." Ginny nickte langsam. ,,Also, was ist der nächste Schritt?" Hermine breitete die Karte aus und zeigte auf die Markierungen. ,,Ich muss den richtigen Punkt finden. Der Schlüssel gehört zu einem dieser Orte." ,,Und dann?" ,,Dann werde ich herausfinden, was dort verborgen ist", sagte Hermine entschlossen. Ginny sah sie mit einem Ausdruck an, der zwischen Bewunderung und Besorgnis schwankte. ,,Das klingt nach einer Menge Ärger." Hermine lächelte schwach. ,,Das tut es meistens."

In dieser Nacht schlief Hermine schlecht. Ihre Träume waren von schattenhaften Gestalten und flüsternden Stimmen erfüllt, die sie riefen, sie warnten und versprachen ihr gleichzeitig, dass sie die Antworten finden würde, nach denen sie suchte. Am nächsten Morgen war sie fest entschlossen, den nächsten Schritt zu gehen - egal, was sie erwarten würde.

Gefährliche NäheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt