Meine Rettung

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Ziellos schlenderte ich durch den Gang und kam letztendlich im Speisewagen an.
Ich setzte mich ans Fenster und bestellte mir eine Cola.
Während ich wartete, beobachtete ich die anderen Leute um mich herum.

Tyler saß mit drei weiteren Erwachsenen sechs Tische weiter. Als er mich entdeckte, winkte er mir kurz zu, widmete sich dann aber wieder dem Gespräch mit einer alten Dame. Ein Mädchen mit schwarzen Flecken in ihren goldenen Haaren saß neben einem Typen mit glasigen Augen. Als er lachte entblößte er spitze Zähne. Zwei Tische weiter saßen drei Mädchen und vier Jungen. Alle samt unterschiedlichem Aussehens. Doch die angespannte Wachsamkeit aus ihren starren, gelben und orangenen Augen ließ mich erschaudern.
Schnell guckte ich wieder weg, bevor ich noch ihre Aufmerksamkeit auf mich lenkte.

Ich starrte aus dem Fenster während ich an meiner Cola nippte, die mir inzwischen gebracht worden war. Weite Wiesen und Wälder zogen an mir vorbei. Flüsse, Seen und Felder, verschwommen und weit entfernt.
Ich wollte mich bei Len entschuldigen. Wusste aber nicht wie ich es anstellen sollte.
Was ist, wenn er meine Entschuldigung gar nicht annimmt?
Ach und wenn, ich habs jedenfalls versucht.
Ich seuftzte.
Das ist alles ganz schön kompliziert.

Ich wusste nicht, was ich jetzt machen sollte. Zu den Jungs zurückgehen?
Kommt nicht in die Tüte!
Aber die ganze Zeit hier sitzen, kommt auch nicht in Frage.

"Entschuldigung, kann ich mich hierhin setzten? Die anderen Tische sind voll. " sagte plötzlich jemand. Ich blickte auf und sah in das Gesicht eines hübschen Mädchens. Sie hatte elfenbeinfarbene Haut und Sommersprossen auf der Nase. Ihre langen, schwarzen Haare schimmerten in dem Licht der Deckenlampen bläulich. Ihre Augen waren von einem schönen Schokoladenbraun. Sie war zierlich gebaut und hatte lange Wimpern, unter denen sie mich jetzt schüchtern ansah.
Ich merkte, dass sie mich ebenfalls musterte.

Plötzlich fühlte ich mich unwohl. Meine Haare sind einfach dunkelblond.
Keine Strähnen, keine Färbung. Sie hingen mir meist in leichten Wellen ins Gesicht, weswegen ich sie oft zu einem Zopf zusammenband.
So wie heute.
Meine Augen sind grün-braun.
Nicht grün wie die von Len und nicht braun wie des Mädchens.
Einfach schlammfarbend.

"Klar. " sagte ich.
"Danke. Ich bin Ruby." sagte sie und zog mich in eine Umarmung. Verdutzt erwiderte ich sie. Mich hatte noch nie jemand umarmt, außer meine Eltern. Aber es fühlte sich toll an.

"Sarina." sagte ich, als sie sich von mir gelöst hatte.
"In welche Klasse kommst du?" fragte Ruby.
" Zehnte, du? "
" Ich auch." quietschte sie."Vielleicht kommen wir ja in eine Klasse."

Ich lächelte.
"Das wäre schön."
Ich mochte Ruby. Sie war wirklich nett und ich hätte auch schon jemanden den ich kannte.
"Bist du schon aufgeregt?" fragte sie.
"Oh, es geht. " log ich.
In Wirklichkeit krampfte sich mein Magen nur bei dem Gedanken an die nächsten Stunden zusammen.
Sie stöhnte.
"Ich total. Eigentlich bin ich nur hierher gekommen um einen Tee zu trinken. Du weißt schon, für die Nerven." sagte sie verlegen.
Ich nickte.
"Ich bin geflüchtet." erklärte ich. Als sie mich nur verwirrt ansah, erzählte ich ihr von den Jungs und den Barbies. Bei jedem Satz wurden ihre Augen immer größer. Als ich geendet hatte, schaute sie mich nur sprachlos an.
"Du weißt, wer das war, oder? " fragte sie (nahe am Ersticken )
" Nein." entgegnete ich unschuldig. ( Natürlich wusste ich es. Ich wollte nur noch mal sicher gehen.)
Ruby sah inzwischen etwas käsig aus. Dann blitzte etwas in ihren Augen auf.
"Los komm mit."
Damit packte sie mich am Arm und schleppte mich hinter sich her. " Hey und was ist mit deinem Tee? " protestierte ich.
" Ach, der hilft sowieso nicht mehr. Wir holen erstmal deine Sachen und dann kommst du mit zu uns. "

Vor mich hin murrend übernahm ich die Führung und lief den Gang entlang.

Schon von draußen sah ich, wie Cody sich über ein Mädchen hermachte und sie regelrecht auffraß. Seth versuchte sich zu drücken und plapperte die ganze Zeit vor sich hin, während die blonde Barbie versuchte ihre Zunge in seinen Mund zu schieben. Len saß immer noch gelangweilt am Fenster und war damit beschäftigt ein Angriff der allerbesten Ich-werfe-dir-einen-Blick-zu-du-tust-so-als-würdestes-du-es-nicht-bemerken-plötzlich-liege-ich-in-deinen-Armen-und-wir-reiten-in-den-Sonnenuntergang Prozedur auszuweichen.
Ich holte tief Luft, straffte die Schultern und riss die Tür auf. Die Riesenbarbies fuhren herum und Seth warf mir einen dankbaren Blick zu,während Cody mich mit seinem Blick zu erdolchen versuchte.
Len nutzte die Gelegenheit um aufzustehen, die Mädchen von Seth und Cody zu zerren (wobei er den Protest ignorierte) und alle an mir vorbei aus dem Abteil bugsierte.
Dann nahm er wieder seine Stelle am Fenster ein.

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