Wahrheiten

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Ähm, hilft mir mal jemand?

Ich saß am Esstisch, umklammerte verbissen meine Gabel und versuchte nur mit bloßer, stummer Willenskraft, Len daran zu hindern, aufzuspringen und Nevis, der munter davon plauderte wie toll die Akademie, die Leute und das Essen hier waren, an die Gurgel zu gehen.

„Und dann laufe ich ahnungslos auf der Suche nach einem Papierkorb über den Campus und plötzlich rennt so ein kleinerer Typ in mich rein. Ich glaube, er war Asiate." Ich horchte auf. Eisauge zuckte mit den Schultern. „Na ja, er hat mich zuerst total erschrocken und geschockt angestarrt, ist rot angelaufen und dann wortwörtlich Hals über Kopf davongeeilt."

„Das klingt ganz nach Tai." seufzte ich.

„Tai?" Der Name des Tigers verließ gleichzeitig den Mund meines Freundes und des Austauschschülers. Der einzige Unterschied war, dass der Tonfall in Lens Aussprache eher abschätzend und verbissen, und bei Nevis überrascht und begeistert klang.

Ich nickte.

„Er ist ein Kumpel von Len und mir."

Den bösen Blick, den ich von meinem Artgenossen dafür erntete, ignorierte ich.

„Ich mag ihn nicht." brummte der Alpha und spießte energischer als nötig weitere Tomatenscheiben und Salatblätter auf die Gabel. Ich gab ihm einen Klaps auf den Arm.

„Pass doch auf. Du zerkratzt den Teller noch." Verärgert zog ich eine Augenbraue nach oben.

„Ist ja gut." murmelte Len und für einen kurzen Moment aßen wir schweigend. Erleichtert dachte ich schon, es wäre endlich vorbei, da legte mein Freund sein Besteck beiseite, stützte die Ellbogen auf die Tischplatte und beugte sich in Nevis' Richtung.

„So Larsson," Er verzog die Lippen zu einem angedeuteten Lächeln, was aber in meinen Augen eher wie eine Grimasse aussah. „dann erzähl' mal. Was treibt dich hierher?"

Oh, oh.

Würde der Eiskönig ihm dasselbe sagen wie mir auch? Wenn er es genauso seltsam ausdrücken würde, wie bei mir, hatte ich ein Problem. Denn wenn Mrs. Roberts' Aussage über Len stimmte, würden bei ihm natürlich sofort die Alarmglocken schrillen und Nevis würde innerhalb von Sekunden nicht mehr hier am Tisch sitzen.

Natürlich fand ich seine Andeutung, dass wir Alphas die Oberhäupter waren und auf die Schule mit ihren Schülern aufpassen sollten, auch sehr verdächtig. Doch ich wusste nicht, was es war, aber Nevis machte auf mich den Eindruck, als wäre er keine sehr große Gefahr für unsere Schule. Und so lange Len und ich ihn im Auge behielten, war ich weitestgehend beruhigt.

Ich wappnete mich also innerlich für eine unschöne Auseinandersetzung und beobachtete angespannt, wie sich der Eiskönig zurücklehnte und Len mit seinen blauen Augen unbeeindruckt fixierte.

„Es gab ein paar . . . Komplikationen in meiner Familie," sagte er ausdruckslos. „ weswegen ich gezwungen war, meine alte Schule zu verlassen. Mein Onkel ist der einzige Verwandte den ich noch habe und mit ihm zusammen habe ich es geschafft, aus vielen misslichen Lagen zu entkommen. Größtenteils jedenfalls. Wir reisten viel umher auf der Suche nach einer Unterkunft. Aber häufig war das Gefundene nicht von langer Dauer."

Stirnrunzelnd beobachtete ich Nevis, der während seiner Erzählung sich deutlich verkrampft hatte. Ich sah, wie seine Fingerknöchel weiß hervortraten, als er sein Messer fester packte und registrierte den gehetzten, fast angsterfüllten Ausdruck in seinen Augen.

„Irgendwann fiel meinem Onkel nichts Besseres mehr ein, als deine Tante Anfang Herbst anzurufen, Len. Er wollte, dass wenigstens ich ein sicheres Zuhause habe, bis er eine andere Lösung für unser familiäres Problem gefunden hatte."

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