Ich bestand darauf, dass sich unser Austauschschüler unbedingt setzen sollte, bevor hier noch irgendwer irgendwie irgendetwas anfangen konnte zu erzählen. Nachdem jeder noch einen Kaffee oder einen Tee in die Hand gedrückt bekommen hatte, ließ ich mich neben Nevis auf der Couch nieder. Die anderen verteilten sich auf die zwei Sessel, hockten sich auf den Boden oder lehnten sich an Wand oder Türrahmen.
Ich schaute noch einmal kurz zu Len hinüber, der sich mit verschränkten Armen neben dem Fernseher an die Wand gestellt hatte. Er nickte mir ermutigend zu und überließ mir somit das Reden.
Ich holte tief Luft und drehte meinen Kopf in Nevis' Richtung.
Er hatte die Stirn gerunzelt und die Verwirrung stand ihm regelrecht ins Gesicht geschrieben.
Was er wohl denkt, was hier vor sich geht?
Noch ein letztes, zögerndes Lächeln, bevor ich zum Erzählen ansetzte.
Ich begann bei Rubys Entführung, schilderte meine Träume, beschrieb die Suche nach dem richtigen Gebräu, das dann zu der leuchtenden Spur wurde. Erzählte, dass diese dann vor der verlassenen Fabrik endete und von Lens Misstrauen dem verfallenen Gelände gegenüber. Dann berichtete ich von der Begegnung mit ihm, wie wir ihn niedergestreckt hatten und schließlich endete ich bei der Befreiung Rubys und der Flucht aus dem Weinkeller. Den Kampf mit dem Werwolf verschwieg ich absichtlich und ging auch nicht näher auf die Träume ein.
Eisauge hatte die ganze Zeit über still zugehört und sich nicht gerührt. Als meine Stimme im Raum verklungen war, herrschte für einen kurzen Moment bedrücktes Schweigen. Alle warteten gespannt auf die Reaktion des Eiskönigs.
„Ihr habt was?" rief Nevis nach einigen Augenblicken aus und starrte fassungslos in unsere Runde.
„Dich niedergeschlagen." wiederholte David leicht genervt und wedelte nachlässig mit einer Hand in der Luft herum.
„Ja, aber warum?" Die blauen Augen waren geweitet und Nevis' Gesicht hatte ungefähr den gleichen Farbton, wie seine schneeweißen Haare.
„Wie schon gesagt," knurrte Len. „damit wir die Schlüssel nehmen und Ruby befreien konnten."
„Und da fiel euch nichts Besseres ein, als mir eins überzuziehen, die Schlüssel zu klauen-
„borgen." verbesserte David. „Wir haben sie geborgt."
Der Eiskönig schnaubte abfällig.
„und mich dann auf einer Bank liegen zu lassen?"
„Ja." bestätigten mehrere meiner Freunde und auch ich nickte mit dem Kopf.
„Na ja, und als wir wieder zurückkamen, warst du schon wieder weg." gab Emily ihm unschuldig zu bedenken.
Nevis gab eine Mischung aus Lachen und halben Weinen von sich.
„Das ist ja beruhigend."
Ich legte ihm zögernd eine Hand auf die Schulter.
„Tut uns leid, wir wollten das wirklich nicht. Aber sonst blieb uns keine andere Möglichkeit, an die Schlüssel zu gelangen." Eisauge schüttelte die Hand ab. „Und wir wollten es dir auch schon früher sagen, aber wussten nicht, ob wir dir vertrauen können."
„Wissen wir eigentlich immer noch nicht." brummte Len verdrießlich. Ich bedeutete ihm mit einem Augenrollen, still zu sein.
Nevis zuckte mit den Schultern.
„Das erklärt wenigstens, wieso ich neulich so ein seltsames Gefühl hatte, als ich dich angesehen habe, Sarina.
Ich warf meinem Freund einen triumphierenden Blick zu.
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Mein neues Ich
Fantasy"Was ist hier los?" rief ich und ignorierte die ängstlichen Stimmen der Anderen. Lens Kehle verließ nur ein warnendes Knurren. Vom weiten sah ich schon Lehrer heraneilen, aber sie waren noch zu weit weg. "Sag mir sofort, was hier los ist!" Der Löw...