Fragen über Fragen

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Mein Blick schoss zu Len, der den Jungen neben unserer Schulleiterin genauso entgeistert anstarrte wie ich.

"Len," fragte ich schwach. "leide ich an Halluzinationen?"

Der Alpha schüttelte kaum merklich den Kopf und löste seine Augen von dem Kerl mit den silberweißen Haaren. Ich sah zum Nachbartisch, wo Scarlet und Emily und einige mehr unserer damaligen kleinen Rettungstruppe saßen. Sie schauten alle zu uns hinüber. In den Gesichtern spiegelte sich ein und die selbe Frage: "Wie ist das möglich?"

Der Eiskönig hatte schon vor geraumer Zeit das Mustern meiner Gestalt beendet und lauschte nun Mrs. Roberts, wie sie eine Eröffnungsrede hielt.

Also, wenn er mich erkannt hat, ist er verdammt gut im Schauspielern.

Mir kam mein Ablenkungsmanöver im Hinterhof des Pubs mittlerweile ziemlich lächerlich vor und ich hatte gehofft, damit abschließen zu können. Aber da jetzt genau die Person, mit der ich mich damals in dieser seltsamen Situation befunden hatte, dort vorn neben meiner Direktorin stand, konnte ich das mit dem Abschließen wohl vergessen.

"Ich freue mich auf ein wundervolles zweites Halbjahr mit euch!" strahlte Mrs. Roberts gerade und klatsche freudig in die Hände. "Aber nun zu meiner Überraschung. Ihr seht es sicherlich alle schon."

Meine Schulleiterin deutete auf den Eiskönig, der mit herausgestreckter Brust und hinter dem Rücken verschränkten Händen selbstsicher über die Köpfe der Schülermenge hinwegsah.

"Das ist Nevis Larsson. Er ist neunzehn Jahre alt, hat eine Weile in Schweden gelebt und wird für das nächste halbe Jahr bei uns auf die Akademie gehen. Auch wenn er bald zwanzig wird, wird Nevis im vierten Jahrgang sein und deshalb bitte ich Len und Cody, ihn unter ihre Fittiche zu nehmen."

Ich spürte, wie der Alpha sich verspannte und sah auch, dass Cody überrascht den Kopf hob. Aber die Freunde standen auf, um dem Neuankömmling zu signalisieren, wer ab nun an seine Ansprechpersonen sein würden.

Die Jungen nickten sich kurz zu und Mrs. Roberts begann wieder zu sprechen, während sie die leisen Überlegungen der Schüler über Nevis' Tier-Ich oder ob er single war, gekonnt übertönte.

"Nevis wird zwar im Alphahaus bei Len und Sarina wohnen, jedoch in den normalen Klassen Unterricht haben. Ich würde es begrüßen, wenn sich ab und zu jemand bereiterklärt, ihn zu seinen Kursen zu bringen, die er nicht mit Cody zusammen belegt. Außerdem . . ."

Ich hörte ihr nur noch mit halbem Ohr zu und richtete stattdessen meine Aufmerksamkeit auf meinen Freund, der bei den Worten seiner Tante den Kiefer zusammengepresst und die Hände zu Fäusten geballt hatte.

"Len?" flüstert ich leise.

"Wieso wohnt er bei uns?" zischte er nur durch zusammengebissene Zähne. "In den anderen Häusern ist doch wohl genug Platz, oder nicht? Warum bei uns? Das Gästezimmer ist gerade mal halb so groß, wie eines von unseren Zimmern."

"Wow, entspann dich mal." sagte ich nur überrumpelt von seiner Feindseligkeit. "Da kann er doch nichts dafür."

Len atmete einmal tief durch.

"Ich weiß."

"Hey," Ich griff unter dem Tisch nach seiner Hand. "Mrs. Roberts wird sich schon etwas dabei gedacht haben. Vertrau ihr einfach."

Len seufzte.

"Ich vertraue ihr doch. Mir macht nur Sorge, dass er das aus jener Nacht herausfinden könnte. Denn so wie es scheint, hat er keine Ahnung mehr." Er warf dem Austauschschüler, der sich mit großen Augen im Saal umschaute, einen Blick zu, den ich nicht wirklich deuten konnte. "Und umso länger er in unserer Gegenwart ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sich an dich erinnert."

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