Lektion eins

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Dunkelheit umhüllte mich, als ich spät Abends im Bett lag und mit offenen Augen ins Nichts starrte. Meine Gedanken schwirrten die ganze Zeit um Len.

Aus dem soll einer schlau werden.

Er ist irgendwie seltsam. Das vorhin im Bad hat mal wieder bewiesen, dass er nicht ganz gefühllos ist.

Ich schnaubte verächtlich. Warum zerbreche ich mir überhaupt den Kopf? Was geht er mich an?

Träge drehte ich mich auf den Bauch.

Ich habe keine Ahnung.

Plötzlich spürte ich einen kalten Luftzug und meine Nackenhaare richteten sich auf. Mein Kopf schoss in die Höhe.

"Ich dachte, du schläfst schon."

Len lehnte am Türrahmen und beobachtete mich forsch.

Ich stöhnte und vergrub mein Gesicht im Kissen.

"Noch nie was von anklopfen gehört?" lautete meine dumpfe Antwort.

Aus irgendeinem unerklärlichen Grund fing er an zu grinsen.

"Mann, was ist denn jetzt schon wieder?" Genervt setzte ich mich auf und lehnte meinen Kopf gegen die Wand. Len näherte sich meinem Bett und die Matratze gab mit einem ächzenden Geräusch unter ihm nach, als er sich setzte.

Misstrauisch sah ich ihn an.

"Was wird das?"

"Ich wollte dir sagen, dass meine Tante hat mir aufgetragen, dir morgen die Grundlagen zum kämpfen beizubringen."

"Und das sagst du mir jetzt? Jetzt? Mitten in der Nacht?" Aufgebracht funkelte ich ihn an. "Was hättest du denn getan, wenn ich geschlafen hätte?"

"Dann hätte ich dich geweckt und dich dazu gebracht, mir bis zum Schluss zuzuhören."

Verärgert verschränkte ich die Arme.

"Gut. Dann rede jetzt bis zum Schluss."

"Ich möchte dir etwas zeigen."

"Und das kann nicht bis morgen warten?"

"Nein."

Ich massierte mir die Schläfen. "Und glaubst du, ich verlasse jetzt noch mein warmes Bett, um mit dir irgendwo hin ins Ungewisse zu gehen?"

"Jep."

"Da hast du dich geschnitten." Ich rutschte wieder unter die Bettdecke, kugelte mich zusammen und starrte aus dem Fenster in die nächtliche Schwärze.

"Und wenn ich dir sage, dass du keine andere Wahl hast?"

"Hmpf." machte ich.

"Na gut... aber das kannst du dann meiner wütenden Tante erklären." fügte Len noch hinzu, bevor er aufstand und leise zur Tür lief.

Verärgert kniff ich die Augen zusammen.

Ich kann nicht glauben, dass ich das gleich machen werde.

"Wann soll ich unten sein?" seufzte ich.

Ich hörte sein Lächeln, als er sagte, "Du hast fünf Minuten."

◆◇◆◇◆◇◆◇◆◇◆

"Und du willst mir wirklich nicht verraten wo wir hingehen?"

Fröstelnd stand ich neben dem breit grinsendem Len. "Nein, dann wäre es nur halb so spannend."

Er schloss die Tür hinter uns ab und verstaute den Schlüssel anschließend in seiner Hosentasche.

"Warum sollte ich noch einmal eine Jogginghose und Trainingsjacke anziehen?" fragte ich verunsichert und zupfte an dem zu kurzen Ärmel.

Mein neues IchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt