»Chapter One

635 37 25
                                    

~Drei Jahre später~

Ein leichter Wind fegte über den kahlen, grauen Boden.

Grüne Blätter tanzten um meine Füße herum, bis der Wind sich legte und sie zurück auf den Boden fielen.

In diesem Moment fühlte ich mich wie eines dieser Blätter. Kaum gibt es nichts mehr was dich hält, fällst du.

Aber ich war hier, um meinen eigenen Wind zu finden. Ich wollte noch einmal neu beginnen, und all den Schmerz, die Wut, und die Trauer hinter mir lassen. Es einfach vergessen.

Ich holte tief und zittrig Luft, dann setzte ich mich in Bewegung. Immer einen Fuß vor den anderen. Den Blick starr auf die Eingangstür der Highschool gerichtet, kam ich dem Gebäude immer näher.

Meine alte, zerfetzte Tasche hing leblos über meiner Schulter. Meine dreckigen Finger hatte ich tief in die Taschen meiner schwarzen Jacke vergraben, dessen Kapuze meine blonden Haare verbarg.

Endlich erreichte ich die Tür, riss sie auf und stolperte in das warme Gebäude. Draußen war es definitiv zu kalt.

Die Gänge waren leer. Nirgends waren Schüler oder Lehrer. Sie alle hatten gerade Unterricht.

Meine Schritten hallten in den Gängen wieder. Wo musste ich hin? Raum 44.

Ich erspähte einen Klassenraum, trat näher und las die Zahl 32.

Nachdem ich um die Ecke gebogen war, erstreckte sich vor mir ein langer, von Tageslicht überfluteter Flur. Rechts und links befanden sich Klassenräume, und der letzte Raum, hinten rechts war Raum 44.

Ich klopfte.

Von Innen war ein "Herein" zu hören, weshalb ich die Tür öffnete und langsam eintrat.

Ein kleiner Raum, ausgestattet mit einem Schreibtisch, einer Tafel und vielen Tischen mit Stühlen, lag vor mir. Fast jeder Tisch war besetzt. Der Lehrer, ein kleiner, pummeliger Mann mit runder Brille, stand vorne an der Tafel und musterte mich nun. Seine blauen Augen sahen mich streng an, doch dann erweichten seine Gesichtszüge und er lächelte ein schiefes Lächeln.

"Sie müssen Leah Smith sein!" Aufgeregt, wie es schien, kam er ein paar Schritte näher und wollte mir die Hand schütteln, doch ich wich zurück. Keinen Körperkontakt. "Willkommen, an der Skyview Highschool in Billings. Setzten Sie sich doch, Miss Smith."

Ich tat wie mir befohlen, und setzte mich langsam in Bewegung. Den Blick starr auf den Boden gerichtet, konnte ich den unangenehmen Blicken meiner neuen Mitschüler entgehen. Ich sah einen leeren Platz in der letzten Reihe und setzte mich dorthin.

Meine Tasche stellte ich auf den Boden, die Hände ließ ich danach schnell wieder  in den Taschen meiner Jacke verschwinden. Ich senkte den Blick auf die Tischplatte. Überall waren Zeichnungen, Buchstaben oder Gespräche aufgeschrieben worden.

Ich schenkte dem langweiligen Mathe Unterricht keine Beachtung, und wunderte mich deshalb zunächst auch weshalb die Schüler alle aufstanden, bis mir bewusst wurde, dass die Stunde zu Ende war.

Na toll, jetzt musste ich zum Direktor.

Ich schnappte mir meinen zerfetzten Rucksack und ließ mich von der Menge zum Ausgang treiben, natürlich darauf bedacht niemanden zu berühren.

Langsam erreichte ich den Ausgang und schließlich löste ich mich von der Masse, die auf die Cafeteria zusteuerte, und schlug stattdessen den Weg zum Direktorat ein.

Auf dem Weg dorthin, war es mir zu blöd den hässlichen Fließboden zu begutachten, weshalb ich den Blick umher schweifen ließ.

Ein paar wenige Schüler kamen mir entgegen, die mir entweder komische Blicke zu warfen, oder mich gar nicht erst beachteten. Mir war letzteres ehrlich gesagt lieber, da ich wirklich keine Lust auf Aufmerksamkeit hatte.

MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt