»Chapter Seven

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Der nächste Tag in der Schule blieb mir erspart, da er ein Samstag war. Darüber war ich dankbar, denn mich vor Violett rechtfertigen zu müssen wollte ich nicht. Noch nicht.

Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken, wollte meine Gedanken sortieren. Ich war nun hier, der Ort, der für mich immer so weit entfernt schien. Billings war die Stadt, in die meine Mutter und ich vor fünf Jahren hatten reisen wollen. Wir hatten es nie getan, aber jetzt, da ich hier war, ging es mir ein bisschen besser- nicht nur, weil ich Moms und meinen Traum erfüllt hatte, sondern auch, weil einige meiner alten Narben anfingen zu verblassen. Und darüber war ich verdammt dankbar.

~~~

Montag Morgen kam ich nur schwer aus dem Bett- ich hatte gestern Abend bis spät in die Nacht mit Jamie die neuen Folgen von The 100 geschaut. Obwohl es ziemlich spannend war, stellte es sich als schlechte Idee heraus.

An der Schule angekommen, verabschiedete ich mich heute mal mit einer Umarmung von Jamie. Wir hatten uns übers Wochenende besser kennengelernt und er war wirklich nett. Gestern hatte er mir außerdem geholfen, einen Nebenjob zu finden, mit dem ich mir Geld verdienen konnte. Wir hatten nichts gefunden, aber die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Außerdem hatten wir beschlossen, dass ich bei ihm wohnen konnte, bis

a) mich meine Familie holen würde

b) ich volljährig war

oder

c) ich keine Lust mehr hatte

Sehr wahrscheinlich würde ich also bei Jamie bleiben, bis ich achtzehn war- also schon noch ein kleines Weilchen. Anscheinend hatten wir jetzt so etwas wie eine WG, nur dass momentan er die Miete bezahlte. Nicht wir beide.

Die Nachricht, dass ich Kiley verprügelt hatte, hatte sich übers Wochenende wie Lauffeuer verbreitet- alle wussten Bescheid.

Sie tuschelten hinter meinem Rücken. Manche ignorierten mich, andere starrten nur- ein oder zwei gaben mir sogar einen High-Five. Aber viele verhielten sich einfach ganz normal, worüber ich sehr dankbar war.

Als ich Tommy über den Weg lief, konnte mein Tag nicht schlechter starten. Aber ich hatte Schuldgefühle, da ich seine Freundin verkloppt hatte, deshalb sprach ich ihn an, anstatt einfach an ihm vorbei zu gehen.

"Hey Tommy, warte mal!", rief ich und er drehte sich um.

"Leah", begrüßte er mich knapp.

Unsicher steckte ich meine Hände in die Taschen meiner neuen Jeans. "Ich wollte mich entschuldigen. Tut mir leid, dass ich deine Freundin... verprügelt habe."

"Meine Freundin?" Tommy runzelte die Stirn.

"Ähm, Kylie?", half ich ihm auf die Sprünge.

"Oh. Sie ist nicht..."

"Oh." Ich zuckte mit den Schultern. "Deine... Möchtegernfreundin?"

Tatsächlich lachte Tommy. Aber was noch viel komischer war- er legte einen Arm um meine Schultern und begleitete mich Richtung Klassenzimmer. "Ehrlich gesagt bin ich dir ein bisschen dankbar dafür, dass du Kylie eins auf die Nase gehauen hast- oder auch ein paar mehr. Das hat mir ermöglicht, endlich mal ordentlich mit Kylie zu sprechen- ich hab ihr klar gemacht, dass sie nicht meine Freundin ist und es auch nicht sein wird."

Ich runzelte verwirrt die Stirn. "Und warum konntest du davor nicht mit ihr sprechen?"

Mir war die ganze Situation unangenehm.

Tommy zuckte mit den Schultern, antwortete nicht. Offensichtlich fiel ihm nichts mehr ein.

Deshalb war ich dankbar, dass wir in diesem Moment vor dem Klassenzimmer waren.

"Da muss ich rein." Ich deutete auf die Tür. "Danke fürs... Bringen."

"Was für ein Zufall, ich nämlich auch!" Tommy grinste. Was war nur los mit ihm? Seit wann grinste er mich an? Hatte ich irgendetwas verpasst?

In diesem Moment kam eine -wenn auch unerwartete- Hilfe. "Leah! Können wir uns bitte kurz unterhalten?"

Mr. Lee schwenkte die Hand und blieb vor uns stehen. "Tommy, du kannst ruhig reingehen. Leah kommt gleich nach", fügte er mit einem vielsagenden Blick auf Tommys Arm um meine Schultern zu.

"Bis später!" Endlich ließ Tommy mich los und verschwand kurz darauf im Klassenzimmer- nun waren die Flure leer.

"Worum geht's denn?", fragte ich den Schuldirektor und krempelte meine Pullover Ärmel ein Stückchen runter.

"Es geht ums Finanzielle. Die Bezahlung deines Besuches an der Schule."

Ich nickte. Darüber hatte ich mir dieses Wochenende ebenfalls Gedanken gemacht. "Ja. Ich habe vor, mich demnächst ein wenig umzuhören, um zu gucken, ob ich irgendwo einen Job herbekomme. Vorgestern und gestern hab ich im Internet ein bisschen geguckt, aber nichts passendes gefunden." Einen Nebenjob, mit dem ich unmöglich eine eigene Wohnung, Lebensmittel und noch die Schule bezahlen kann.

"Genau darum geht's. Ich habe mir überlegt, dass du zusätzlich in der Bibliothek arbeiten könntest oder jemandem Nachhilfe geben. Ich weiß, dass du ein Mädchen mit Köpchen bist."

In der Schulbibliothek arbeiten? Ich rümpfte die Nase. "Nachhilfe?" Schon eher mein Ding. "Wem sollte ich denn dann Nachhilfe geben?"

"Aiden Warren." Offensichtlich bemerkte Mr. Lee meinen verwunderten Blick. "Aiden ist eigentlich ein schlauer Junge, ich weiß. Aber seine Mom bat mich, ihm einen Nachhilfelehrer oder eine Nachhilfelehrerin zu organisieren, da er noch diesen gewissen... Kick braucht." Mr Lee druckste herum. "Ich weiß nicht genau wie ich es ausdrücken soll. Stell es dir so vor, dass eine Barriere in seinem Kopf ist. Dahinter befindet sich sein ganzes Wissen, aber er kann es nicht nutzen, weil da diese Barriere ist. Und diese Barriere wurde davon errichtet, dass er denkt, dass Schlauheit nichts cooles ist."

Ich nickte. "Ich verstehe was Sie meinen. Ich soll dafür sorgen, dass er diese Barriere durchstößt, indem ich ihm Nachhilfe gebe, damit er sieht, dass es eigentlich sehr gut ist, schlau zu sein."

Mr. Lee nickte. "Genau!"

"Aber... Wie soll ich denn dann die Schule damit bezahlen?"

"Mrs. Warren, Aidens Mom, ist bereit dazu, einen hohen Preis für die Nachhilfe zu zahlen. Es ist ihr sehr wichtig, dass Aiden einen guten Schulabschluss hinlegt. Das Geld, welches du für die Nachhilfe bekommen würdest, reicht um die Schule zu bezahlen, wenn du dich ins Zeug legst, bekommst du sogar noch mehr. Ich werde Mrs. Warren darum beten, den benötigten Betrag an mich zu schicken und dir das überflüssige Geld zukommen zu lassen. Wäre das ein Angebot?"

Tatsächlich überlegte ich noch. Dieses Angebot klang verlockend und mit einem Nebenjob würde ich locker eine eigene Wohnung und genügend Lebensmittel finanzieren können. Aber die Nachhilfe bedeutete, mehr Zeit mit Aiden zu verbringen als nötig. Ich rief mir in den Sinn, dass ich doch genau das wollte- mich wieder in den Alltag einprägen.

Also nickte ich. "Abgemacht."

~~~

Dieses Mal nur halb so kurz- das wird wahrscheinlich auch so bleiben, denn dann kann ich vermutlich öfters updaten :3

Ist das besser oder nicht? :)

Außerdem wollte ich nochmal auf mein neues Cover von murdercarousel aufmerksam machen und euch nach euer Meinung fragen :3 Mir persönlich gefällt es sehr gut und ich kann mich nicht oft genug dafür bedanken!♡

Aim x

MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt