»Chapter Ten

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"W-was machst du hier?" Meine Stimme war ein Flüstern, leise und zerbrechlich. In diesem Moment fühlte ich mich so unglaublich schwach und gebrochen. Alles, was ich mir in der Zeit, in der ich nicht in Steves Gesellschaft gewesen war, aufgebaut hatte, fiel in sich zusammen, blieb regungslos am Boden liegen.

"Ich bin hergekommen um dich zu holen, Leah." Steve trat einen Schritt auf mich zu, sprach mit Bedacht in der Stimme. "Warum bist du damals abgehauen?"

"Warum ich... abgehauen bin?" Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, alles verwirrte mich. Seine Anwesenheit in dieser Wohnung- warum war er in Billings? Wie hatte er mich gefunden? Würde er mich wieder mitnehmen?

"Ja, Leah." Er machte eine kurze Pause, ließ den Blick umher schweifen. "Hast du all das, was du bei mir hattest, für das hier aufgegeben? Du hast mich allein gelassen, Leah."

"Nein, hab ich nicht." Meine Stimme war überraschend fest, klang so ganz anders als ich erwartet hätte. "Du warst schon immer allein, Steve, und du wirst es auch immer bleiben, ganz egal was du versuchst. Du hast dich schon vor Jahren verloren."

Blitzschnell war er bei mir, legte seine kalten Finger an meine Wangen und guckte mir tief in die Augen. In diesem Moment wirkte er alt, viel älter, als er in Wirklichkeit war. Erbärmlich und wie ein Mann, der keine Kontrolle mehr über Dinge hatte, die er noch gerne in seinem Griff hätte. Doch ich war seinen Klauen entwichen, mit Mühe und Not und das würde ich jetzt nicht einfach so wieder verlieren.

"Lass mich los, Steve." Ich sprach langsam, flöste ihm jedes einzelne Wort mitten in die Kehle, darauf bedacht, dass sie eine Wirkung hinterlassen würden.

Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, er wurde wütend. "Leah, Leah, Leah. Habe ich dir etwa nicht deutlich genug klar gemacht, dass du nicht so mit mit reden sollst?" Mit einem Ruck drückte er meinen Kopf nach unten. "Respekt" er drückte meinen Kopf noch tiefer, "Anerkennung" wieder übte er Druck aus, bis es schmerzte und legte zusätzlich noch zwei Finger an meine Kehle, "und Unterwerfung erwarte ich von dir." Ich spürte, wie er seine Finger um meinen Hals schloss, zudrückte und mir die Luft abschnürte. Sofort verspürte ich den Drang zu atmen, meine Lungen mit Sauerstoff zu füllen, doch es war nicht möglich. Ich versuchte, mit der wenigen Kraft, die mir noch blieb, seine Finger von meiner Kehle zu lösen, doch er war stärker als ich.

"Du weißt, dass ich dich bestrafe, wenn du dich nicht so verhälst, wie ich es von dir erwarte." Endlich löste sich seine Hand von meinem Hals und er schubste mich beiseite. Schwach fiel ich auf den Boden, doch der Fall fühlte sich viel tiefer an. Die Verletzungen waren seelisch, nicht erkennbar aber dafür deutlich spürbar. Ich riss den Mund auf, schnappte nach Luft. Steve hatte nur ein herablassenes Lächeln für mich übrig, es war offensichtlich, dass es ihn kaum scherte, ob ich starb oder nicht.

"Ver-piss dich aus... meiner Wohnung!", keuchte ich und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, doch es half nichts, ich hatte nicht genügend Willenskraft. Ich war am Ende. Kaputt.

"Tz tz tz!" Mit einem Tritt in die Seite von Steve fiel ich wieder auf den Boden, Schmerz durchfuhr meinen Körper, als mein Gesicht auf dem Parkettboden landete, ohne jeglichen Schutz. "Na komm schon, Schätzchen, wo bleiben deine Karatekünste? Ist dir die Lust am Wehren vergangen?" Er lachte falsch, beugte sich dann zu mir runter. "Das ist auch beser so, denn du gegörst mir." Er griff aggressiv nach meinem Arm, rammte seine Finger in meine Narben. "Das stammt von mir, Leah, als Zeichen dafür, dass nur ich darüber bestimmen darf, was mit dir geschieht. Ob du" er schlug mir auf den Rücken, riss an meinen Haaren, "Schmerz empfindest" lachend ließ er meinen Kopf los und ließ mich mit einem gezielten Stoß ein Stück über den Boden gleiten, "da stehst oder bist, wo ich es will" dann setzte er sich auf meinen Rücken und drückte mit seinen Knie in meine Rippen, wieder bekam ich keine Luft, "oder überhaupt noch lebst." Als ich kurz davor war, in Ohnmacht zu fallen, da ich nicht mehr atmen konnte, ließ er mich los. "Du bist nur eine wertlose Puppe, Leah, allein, verzweifelt und kaputt. Sieh dich doch an! Was ist nur aus dir geworden? Deine Mutter wäre sicherlich enttäuscht von dir gewesen."

"Lass meine Mutter aus dem Spiel", brummte ich, mit wenig Energie um überhaupt noch irgendwas sagen zu können. Aber ich würde bestimmt nicht wehrlos bleiben, diese Zeiten waren vorbei. Als ich mich gerade wieder erheben wollte, um ihm ins Gesicht zu schreien, traf mich ein schwerer Tritt am Hinterkopf.

"Schlaf gut, Leah" war das Letzte, das ich hörte, bevor alles schwarz wurde.

~~~

"Leah! Leah! Hey, hörst du mich?" Ich hörte eine Stimme, leise und weit entfernt, sanft und ängstlich. Sie gehörte zu einem Mann, doch egal wie sehr ich mich anstrengte, ich konnte sie nicht zuordnen. Wer rief meinen Namen?

"Komm schon, bitte, wach auf!" Besorgnis triefte die Worte, als ich sie verstand, weshalb ich langsam, ganz langsam, meine Augen öffnete. Ich blinzelte, einmal, zweimal, doch es änderte sich nichts- alles war schwarz. Ein Geruch stieg mir in die Nase- frisch und sauber, leicht minzig und ein bisschen mit Schweiß gemischt.

"Aiden?", fragte ich leise und vorsichtig, da meine Stimme kaum mehr als ein Krächzen war. Mein Hals fühlte sich viel zu trocken an.

"Hey", murmelte die Stimme und etwas drückte mich näher an eine muskulöse Brust- Aidens Brust.

"Ich... Ich kann nichts sehen", murmelte ich, Aidens Geruch tief einatmend, denn er beruhigte mich irgendwie.

Ein raues Lachen ertönte. "Keine Sorge, das vergeht gleich, so bald sich deine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben."

"W-wo sind wir?", fragte ich und kuschelte mich ein Stückchen näher an Aiden. Er verströmte eine angenehme Wärme.

"In Jamies Wohnung. Ich bin her gekommen, weil ich mit dir reden wollte. Es tut mir leid, dass-"

Ich setzte mich auf. Zu schnell, viel schneller als gut für mich war. Einen Augenblick lang drehte sich alles. Dann verging der Schwindel wieder und panisch fragte ich:

"War hier noch jemand, als du hergekommen bist?"

Aiden runzelte die Stirn. "Nein, Leah. Du warst ganz alleine hier..."

Energisch schüttelte ich den Kopf. "Unmöglich. Nein. Ich habe ihn gesehen, er war hier! Du musst ihn doch auch gesehen haben, oder?"

"Leah." Wie konnte Aiden nur so ruhig bleiben? "Du musst dir den Kopf gestoßen haben. Hier war niemand anderes, Leah."

Nein. Ich hatte mir das nicht nur eingebildet. Ich war nicht verrückt und den Kopf hatte ich mir auch nicht gestoßen. Er war hier...

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Es gab ein kleines Problem, deshalb musste ich das letzte Kapitel nochmal hochladen- nicht wundern :)

Was glaubt ihr? Hat sie sich das nur eingebildet?

Aim x

MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt