»Chapter Three

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"So, da wären wir." Jamie stieß eine weiße Tür mit Guckloch auf und warme, etwas stickige Luft, wehte mir entgegen.

Ich beäugte missmutig den kleinen Raum, der hinter der Tür lag. Eine alte Couch, dessen Farbe wohl einmal grau gewesen war, davor ein Glastisch, auf dem sich Pizzakartons, Bierflaschen und Zigarettenpackungen stapelten. Der Flachbildschirm an der Wand war wohl mit Abstand das teuerste in dieser Wohnung. Die Fenster waren halb mit einer Jalousie verdeckt, weshalb nur wenig Tageslicht den Raum erhellte. Ein dunkler Flur, war das einzige, was ich hier ausmachen konnte.

Doch Jamies Augen waren dieses düstere Licht offenbar gewohnt, denn er lief in die entgegengesetzte Richtung des Flures. Ich war mir nicht sicher, glaubte aber so etwas wie eine Küchentheke zu sehen. Dann machte Jamie das Licht an, ich blinzelte kräftig und konnte dann die Küche sehen. Klein aber fein.

Ich wollte gerade den Mund aufmachen und etwas sagen, als Jamie mir zuvor kam: "Wenn es dir nicht gefällt, tut mir leid, dann kannst du auch wieder gehen."

"Nein." Ich guckte verwirrt. "Nein, nein. Es ist toll hier." Abgesehen von dem Geruch und den Flecken auf dem Teppich, die ich gerade entdeckt hatte.

Missmutig beäugte er mich. "Dein Zimmer ist den Flur da entlang, dritte Tür an der Seite. Es ist das Gästezimmer. Die Tür davor ist das Bad und die erste mein Zimmer."

"Ich hab ein eigenes Zimmer?" Meine Augen wurden kugelrund.

"Ja, meinst du ich lass dich in meinem Bett pennen?", fragte Jamie irritiert. "Träum nicht mal davon. Wo sind deine Sachen?"

Ich deutete auf meinen Nike Beutel. "Das ist alles was ich habe. Ich war obdachlos, schon vergessen?"

"Nein, wie könnte ich", murmelte Jamie, dann blickte er auf und versuchte mein Gesicht zu erkennen, was etwas schwer war, da die Kapuze meiner Jacke doch so einiges verdeckte.

"Warum ziehst du die Jacke nicht aus?" Er musterte das schwarze Kleidungsstück um seine Aussage zu bekräftigen.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. "Wenn du deine alberne Snapback ausziehst."

Ein finsterer Ausdruck legte sich auf Jamies Gesicht, bevor er die Hände hob und sich die Mütze vom Kopf zog. Er hatte schwarze Haare, die durch die Snapback leicht unordentlich aussahen.

"Jetzt bist du dran" Er grinste, verschränkte die muskulösen Arme vor der Brust und lehnte sich gegen die Theke.

Missmutig hob ich die Hände und riss mir die Kapuze vom Kopf, die Jacke ließ ich jedoch an. Ich würde ihm im Lebtag nicht meine Arme zeigen.

Er starrte mich einen Augenblick an und ich glaubte etwas zu hören, dass sich wie "Ich dachte, du hättest rote Haare" anhörte.

Ich schnappte mir bloß meinen Beutel und machte mich auf den Weg zu meinem neuen Zimmer. Dritte Tür. Ich stieß sie auf und vor mir lag ein kleiner Raum, der deutlich heller war als der Rest der Wohnung (oder zumindest heller als das, was ich bereits gesehen hatte). Ein Bett, ein Kleiderschrank, ein Regal und ein Tisch standen drin. Es war klein, sicher, aber für mich grenzte es an Luxus. Schon seit gefühlten Jahren hatte ich kein eigenes Zimmer gehabt. Bei Jerome hatte ich auf der Couch (manchmal auch bei ihm im Zimmer, wenn er über Nacht nicht da war) geschlafen. Jetzt ein eigenes Zimmer zu haben (wenn auch nur für eine begrenzte Zeit), war ein unglaubliches Gefühl.

Vorsichtig strich ich mit den Fingerspitzen über das frische Bettzeug. Es war weich und schmiegte sich sanft an meine dreckige Haut. Behutsam stellte ich meinen Beutel auf den Stuhl vor dem Tisch und packte meine Schulbücher und Hefte auf das dunkle Holz. Ein paar Stifte hatte ich von Mr. Lee ebenfalls bekommen, aber verdammt es fehlte noch so einiges. Ich brauchte dringend Geld.

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