»[Special] Leah

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"Es fing alles vor rund fünf Jahren an. Steve Smith war ein Arbeitskollege meiner Eltern. Er war neu und so freundete er sich mit meinen Eltern an. Als er das erste Mal bei uns zu Besuch war, ich war gerade mal 12, hielt ich ihn für einen ganz normalen Kerl. In den nächsten Wochen kam er immer mal wieder zu Besuch, blieb zum Essen oder in mit meinen Eltern Fernsehen zu gucken. Auch sie waren ab und zu bei ihm zu Besuch, aber ich war nie dabei.
Vier Monate später starb mein Vater. Er war in einen Autounfall verwickelt und starb noch am Unfallsort. Dieser Rückschlag hätte meine Mom und mich fast in der Ruin getrieben. Neben ihrem ursprünglichen Job nahm sie zwei weitere an und war so gut wie nie Zuhause. Sie war nur noch am Arbeiten, sechs Mal die Woche ganztags, einmal halbtags und manchmal musste sie auch Nachtschichten schieben. Doch es genügte nicht. Wir hätten das Haus und alles andere verloren, hätte Steve uns nicht geholfen. Er half uns finanziell wieder auf die Beine und organisierte meiner Mutter einen gut bezahlten, neuen Job.
Es schien, als würde sich alles doch noch dem Guten zuwenden. Meine Mutter und ich verbrachten viel Zeit mit Steve und damals fing ich wirklich an ihn zu mögen. Er füllte die Lücke, die Dad in meinem Herzen  zurückgelassen hatte.
Sechs Monate nach Dads Tod kamen Mom und Steve zusammen. Anfangs hatte ich etwas gegen ihre Beziehung, da ich nicht fassen konnte, dass Mom so schnell über Dad hatte hinweg kommen können, doch schon bald merkte ich, dass Steve ihr gut tat. Sie lachte wieder, sang unter der Dusche und hörte Schlagermusik während des Kochens. Mom war wieder gücklich und deshalb war ich es auch. Ich akzeptierte Steve als Teil meiner Familie.
Anfangs war alles gut. Uns ging es finanziell wunderbar, ich war gut in der Schule und langsam fing ich an, die Trauer über Dads Tod abzulegen. Ich blickte nach vorne. Doch mit der Zeit veränderte sich Steve. Nachdem er und Mom zehn Monate lang zusammen waren, heirateten sie. Zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit war ich 14. Ich dachte wirklich, dass wir nun als Patchwork-Familie glücklich werden könnten. So richtig glücklich.
Doch Steve hatte andere Probleme. Es fing damit an, dass er später nach Hause kam. Erst weit nach Mitternacht hörte ich ihn durch die Haustür kommen. Ich konnte abends nicht mehr einschlafen, da Steve noch nicht Zuahause war. Ich hatte Angst, die Vaterfigur in meinem Leben wieder zu verlieren, denn ich wusste, dass Mom und ich das nicht ertragen würden.
Als nächstes kam er betrunken heim. Anfangs war es nur an und zu, doch es häufte sich. Jede Nacht kam er vollkommen breit nach Hause und war dabei so laut, dass er Mom und mich weckte. Nicht nur einmal konnte ich die beiden unten in der Küche streiten hören. Es zerrte an Moms Nerven, das merkte ich deutlich, und allmählich verviel sie wieder in Trauer. Sie ging öfters auf Geschäftsreisen und schob Überstunden.
Ich war wieder alleine. Alleine, mit einem ständig besoffenen Stiefvater und einer überarbeiteten Mutter. Um der Situation zu entgehen, beschloss ich eines Nachmittags mit Steve zu sprechen. Das war fünf Monate nach Steves und Moms Hochzeit.
Es war Sonntag und er noch nicht betrunken, also ergriff ich diese Situation. Mom war wieder mal auf Geschäftsreise und würde erst in ein paar Tagen zurück kommen.
Steve saß vorm Fernseher als ich mit ihm ein Gespräch anfangen wollte. Ich fing an, auf ihn einzureden und versuchte ihm klarzumachen, dass er sich nicht ständig besaufen sollte, denn das würde unsere Familie zerstören. Alles was er dazu zu sagen hatte, war, dass ich leise sein sollte, denn er würde sich gerade eine Sendung anschauen, die ihn wirklich interessierte. In diesem Moment war ich so sauer auf ihn, dass ich mir die Fernbedienung schnappte und seine blöde Sendung ausmachte. Ich schrie ihn an, dass er unsere Familie zerstören würde, wenn er sich weiterhin so oft besaufen würde, und hat ihn innstänsig damit aufzuhören. Doch wieder interessierte ihn nur sein verdammter Fernseher und so fing ich an ihn zu beschimpfen. Ich beleidigte ihn, wollte, dass er sich endlich darüber äußerte, weil ich solche Angst hatte. Als ich die Fernbedienung auf den Boden schmiss und sie kaputt ging, verlor Steve die Fassung. Er schlug mich. Es war ein harter Schlag, mitten ins Gesicht und ich taumelte rückwärts. Alles was ich tat, war ihn fassungslos anzustarren. Meine Mutter sei eine dreckige und hinterhältige Lügnerin schrie er mich an. Das war alles, was er dazu zu sagen hatte.
Ich hatte meiner Mutter niemals davon erzählt, dass Steve mich geschlagen hatte. Doch noch in der Nacht, in der sie zurück kam, ging ich zu ihr und versuchte ihr klarzumachen, dass wir von Steve abhauen müssten, bevor es zu spät war. Mom hatte mich wieder ins Bett geschickt.
In den Tagen und auch Wochen danach, verschwand Steve gleich nach der Arbeit im Keller. Dort verbrachte er Stunden, blieb bis spät abends unten und schließ nachts auf der Couch. Er war zwar nicht mehr betrunken, dafür aber immer noch aggressiv und laut. Jedes Mal wenn er den Keller verließ um oben irgendetwas zu holen, hörte man Gebrüll. Er fand immer irgendetwas, das ihm nicht passte.
Eines Nachts wachte ich von eben diesem Gebrüll auf. Ich schlich mich die Treppe runter und fand Mom und Steve streitend in der Küche. Ich konnte nicht verstehen, worüber die stritten, aber ich konnte es mir denken.
In dieser Nacht schlug Steve meine Mom. Er haute ihr ins Gesicht, so fest, dass sie zurückschwankte und gegen den Kühlschrank knallte. Blut lief ihr aus der Nase, übers Gesicht und verschmierte ihre Hände.
Ich war erstarrt gewesen. Konnte nichts tun. Meine Mutter verließ eilig die Küche und bevor sie mich auf der Treppe auffinden konnte, war ich nach oben in mein eigenes Zimmer verschwunden. Es war eine schlaflose Nacht.
Ein paar wenige Wochen später, ich war gerade von der Schule beim gekommen, fing Steve mich im Wohnzimmer ab und fesselte mir meine Hände auf den Rücken. Ich wehrte mich und versuchte, ihm zu entwischen, doch es war zwecklos. Er war viel stärker. Steve brachte mich in den Keller, der zu einem dunklen Ort geworden war. Kein Tageslicht verirrte sich mehr nach hier unten. Die bunte Tapete an der Wand war abgerissen worden und hing vereinzelt in Fetzen herunter. Ich hatte Angst. Steve führte mich in den hintersten Raum und kettete mich dort an die Heitzung, die schon seit langem nicht mehr funktionierte. Es war so dunkel, dass meine Augen lange besuchten um mich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Doch als ich sah, welches Bild sich mit bot, wünschte ich, die hätte es nicht getan. Meine Kehle schnürrte sich zu und die Geschwindigkeit meines Herzschlag schien sich zu verdoeppln. Nur unregelmäßig konnte ich die Luft ausstoßen. Wieder einmal war ich gelähmt vor Angst.
Meine Mutter lag dort, auf dem steinigen und eisigen Boden, die Hände auf den Rücken gedreht und das Gesicht voll mit Blut. Schweiß rann ihr die Stirn runter und ihre Brust von und senkte sich schneller als normalerweise.
Als ich meine Mutter dort so liegen sah, nicht weit von mir entfernt, brach mein Herz. Mir wurde klar, dass Steve ein schrecklicher Mensch war und ich wusste, was jetzt kommen würde. Ich wusste, dass Mom sterben würde.
Obwohl es nichts brachte, fing ich an zu schreien. Ich wollte, dass es aufhört. In meiner Verzweiflung, zerrte ich hin und her, doch das führte nur dazu, dass sich die dicke Schnur mehr und mehr in meine Haut bohrte.
Steve that neben meine Mutter und ich brüllte ihn an, dass er sie in Ruhe lassen sollte. Ich flehte ihn an, ihr nichts zu tun, doch es war zwecklos. Allein die Gleichgültigkeit und die Verachtung meiner Mutter gegenüber blitzen in seinen Augen wieder.
Der Blick meiner Mutter suchte meinen und ich konnte ihn nicht abwenden. Ich hatte solche Angst. Auch meine Mom hatte Angst, denn sie fing an zu zittern und konnte nicht mehr aufhören.
Steve verpasste meiner Mutter fünf Tritte. Zwei in die Rippen, zwei in den Bauch und den letzten mitten ins Gesicht.
Das letzte, was meine Mutter zu mir sagte, bevor ich sie für immer verlor, war ein schwaches und schmerzerfülltes "Es tut mir leid, Leah".
Genau 2 einhalb Jahre, nachdem meine Eltern Steve kennengelernt hatten, tötete er meine Mutter mit vier Schüssen in den Rücken."

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So, Freunde, das war sie also, Leahs Geschichte. Wie fandet ihr es? War alles gut vorstellbar? Wenn ihr noch Fragen habt, könnt ihr sie mir gerne in den Kommentaren oder so stellen (:

Heute ist der 15. August, 1 Uhr morgens und ich fahre nacher in den Urlaaaaub *-* :))

Wenn ich dieses Kapitel hochlade bin ich allerdings schon im Urlaub :D

Aktueller Stand: Aus dem Urlaub zurück, noch eine Woche Ferien, keine Lust auf Schule.

Ich versuche jetzt zu schlafen c:

Gute Nacht/ einen schönen Tag,

Amy x.

MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt