»Chapter Eight

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Mit gesenktem Kopf und meiner Schultasche fest an mich gepresst, betrat ich unter dem Blicken meiner Mitschüler das Klassenzimmer. Der Lehrer musterte mich kurz und wandte sich dann wieder der Tafel zu. Nur wenige Leute hatten diesen Kurs, zehn oder elf.

Leise ging ich bis zu meinem Platz und setzte mich. Es war unruhig in der Klasse, alle hatten sich was zu erzählen. Oder eher alle außer mir, weshalb ich beschloss, meine volle Aufmerksamkeit dem Unterricht zu widmen.

"Kommen wir nun zu organisatorischen Dingen", sagte der Leher schließlich und legte das Schulbuch weg, setzte sich auf die Kante seines Pults.

Während jemand hinter mir "Yes, kein Unterricht" murmelte, sprach der Lehrer vorne weiter. "Im November werden wir eine kleine Reise unternehmen." Er griff zu einem Stapel Blätter, überflog kurz die Zeilen und fasste das Geschriebene anschließend zusammen. "Am 14. treffen wir uns alle am Eingang der Schule. Ihr habt bitte einen Koffer mit... Ach, was ihr braucht steht hier alles. Um sieben Uhr ist Abfahrt, seid bitte alle pünktlich. Wir werden von Montag bis Freitag weg sein, aber das müssen eure Eltern auf diesem Zettel unterschreiben, den ihr mir dann bitte bis zum 25. Oktober abgebt. Wenn ihr volljährig seid, könnt ihr selbst unterschreiben, aber das kennt ihr ja alle schon. Hier." Der Lehrer streckte der Schülerin in der ersten Reihe die Blätter entgegen, damit sie es durchgeben lassen konnte.

Als der Stapel bei mir ankam, nahm ich mir ein Blatt und gab den Stapel dann weiter. Meine Augen huschten über die Zeilen, suchten das Ziel dieser Reise. Als ich England las, wurde mir mulmig zu Mute und ich betete, dass es nicht Ascot war. Dieser kleine Ort im Süden Englands war die Stadt, in der Steve (und früher ich) gelebt hatte. Der Ort war klein und falls die Reise dorthin gehen würde, bestand das Risiko, dass ich Steve über den Weg lief.

Warum ich vermutete dass es nach Ascot ging? Weil unser Lehrer ein Pferde Liebhaber war und Ascot für seine Pferderennbahn bekannt war.

Ich überflog die Zeilen, las mir den Satz mit dem Wort England noch einmal durch und dann fand ich den Namen unseres genauen Reiseziels.

Ascot.

~~~

In der nächsten Stunde hatten wir Mathe und schrieben einen unangekündigten Test. Die Sache mit diesem 5-tägigen Ausflug nach Ascot spukte mir immer noch im Kopf herum, weshalb ich mich erstmals nicht wirklich auf die Fragen konzentrieren konnte.

Dies änderte sich jedoch ziemlich schnell, als ich mir die erste Frage durchlas.

In Mathe hätte ich mit einem Test gerechnet, bei dem man Aufgaben rechnen und Formeln anwenden musste, stattdessen war es ein Idiotentest.

Was steht hinter dem Kölner Dom? lautete die erste Frage. Verwirrt sah ich auf das Blatt runter. Auch die nächsten Fragen (Ein Flugzeug stürzt über Syrien ab. Wo werden Überlebende begraben? und Ein Bauer hat 20 Schafe, 10 Pferde und 12 Kühe. Wie viele Pferde hat er, wenn man Kühe als Pferde bezeichnet?) ähneltem stark dem Muster eines Idiotentests.

Als ich mich umsah, blickten viele ebenfalls verwirrt (manche sogar vollkommen entgeistert!) auf den Test. Andere hingegen, schrieben schon eifrig. Die Vertretungslehrerin für diese Stunde saß bloß desinteressiert auf ihrem Stuhl und las in einem dicken Eschbach Roman. Ihre Umgebung hatte sie komplett ausgeblendet.

Ich wagte einen Blick zu der Schülerin, die am dichtesten bei mir saß. Die erste Antwort hatte sie mit einem Fragezeichen beantwortet.

Noch mehr verwirrt als zuvor sah ich wieder auf mein Blatt- dann kapierte ich.

Hinter dem Wort Kölner Dom stand ein Fragezeichen, deshalb war das die Lösung. Also schrieb ich ebenfalls ein Fragezeichen hin und verstand den Hintergrund der anderen Fragen.

Die Lösung zur zweiten Frage war einfacher- Überlebende werden nicht vergraben. Die dritte Frage war komplizierter, ich rätselte etwas, passte jedoch und ging zur nächsten über.

So ging das weiter, bis mir zum Schluss nur noch die dritte und die letzte Frage fehlten- beide etwas komplizierter (die letzte Frage lautete Ein Hahn legt auf einem Dach ein Ei. In welche Richtung fällt das Ei runter?).

Krampfhaft suchte ich nach einer passenden Lösung für die dritte Aufgabe, fand aber keine. Das durfte doch nicht so schwer sein?!

Aber mir fiel nichts ein, stattdessen leuchtete meine Glühbirne bei der letzten Frage auf- Ein Hahn kann keine Eier legen.

In dem Moment sollten wir den Test abgeben, weshalb ich keine Zeit mehr hatte, mir die dritte Aufgabe noch einmal durchzulesen, aber eine Aufgabe die fehlt ist ja nicht schlimm.

Die Stunde war vorbei, ich packte meine Sache  zusammen und machte mich auf den Weg in mein nächstes Klassenzimmer. Im Chemiesaal-Gang wurde ich aufgehalten. Tommy.

"Hey Leah, was wollte Mr. Lee heute Morgen eigentlich von dir?", fragte er und lief neben mir her.

Ich zuckt mit den Schultern. "Unwichtig."

"Nee, sag doch." Um mich daran zu hindern, weiter zu laufen, legte er eine Hand auf meinen Arm. "Wir sind doch Freunde, du kannst mit mir reden."

Ich runzelte die Stirn. "Wir sind Freunde?"

Tommy lachte, offensichtlich hielt er meinen Mangel an Informationen für einen Scherz. "Klar sind wir das! Ich hab mich doch schon für mein Verhalten dir gegenüber entschuldigt."

"Ach, hast du das?", fragte ich.

Er nickte, winkte dann ab. "Ging es um die Nachhilfe, die du Aiden geben sollst?"

"Du weißt davon?" Ich ging weiter, Tommy folgte mir.

"Natürlich, Aiden ist mein bester Freund, er hat mir von Mr. Lees Vorschlag erzählt." Tommy sagte das, als wäre es selbstverständlich einen besten Freund zu haben, der einem alles erzählte.

"Hätte nicht gedacht, dass du das Angebot annimmst, Leah." Aiden war zu uns gestoßen, haftete sich, wie Tommy, an meine Fersen.

"Hört auf mir zu folgen. Ihr nervt", sagte ich und ignorierte Aidens Aussage. Ich hätte das nämlich auch nicht gedacht.

"Jetzt warte doch mal!" Tommy zog an meiner Jacke.

Ich wollte sie schnell festhalten, ließ meine Tasche loß und griff panisch nach dem Stück Stoff, doch es war zu spät, die Jacke fiel von meinen Schultern.

"Wir wollen doch nur-" Abrupt unterbrach Aiden seinen Satz. "Ohmeingott."

Ich war erstarrt, konnte nicht klar denken, hatte nur das Bild meines kurzärmligen schwarzen Shirts vor Augen. Dieses verdammte Shirt, warum musste ich das heute auch anziehen?!

"W-was...?" Niemand, nicht einmal Tommy das Großmaul, konnte etwas sagen, sie waren alle beide erstarrt. Sprachlos.

Denn meine komplett vernarbten Arme waren entblößt.

~~~

Hach, ich liebe Drama! Vorallem wenn ich es selbst schreiben darf ;)

Was würdet IHR denn in dieser Situation tun? :o

Bin gespannt!

Noch jemand wach?

Aim x

MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt