»Chapter Thirteen

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Zwei Stunden später hatte ich zusammen mit Aiden nicht nur seine Hausaufgaben erledigt, sondern ihn auch auf den neuesten Stand der Themen des Unterrichts gebracht und damit angefangen, seine Schwierigkeiten in den drei Schulfächern herauszufinden.

Ich war vollkommen in meinem Elemtent, begeistert von den Aufgaben, die Aidens Geschichtsklasse gerade bearbeitete und wollte schon mit dem nächsten Punkt anfangen, als Aiden sich in seinem Sessel zurücklehnte und sich mit den Händen durch Gesicht und Haare fuhr.

"Leah", stöhnte er frustriert. "Ich brauch 'ne kleine Pause, sonst bin ich tot. Hast du irgendwie unendlich viel Energie? Wenn ja kannst du mir gerne was davon abgeben."

Ich verdrehte die Augen. "Übertreib nicht, Warren. Es sind nur ein paar einfache Aufgaben, die du eigentlich schon längst können solltest. Was ist das Problem, Aiden? Warum bekommst du immer wieder solch schlechte Noten obwohl du eigentlich die Dinge verstehst, die in der Arbeit drankommen? Ich weiß, dass du nicht dumm bist, Aiden."

Der Junge mir gegenüber seufzte. "Du verstehst das nicht, Leah. Für dich ist alles so einfach. Du verstehst die Aufgabe, weißt, was der Lehrer von dir will und schreibst dann die Lösung einfach hin. Aber ich ... Ich habe Blackouts in den Arbeiten, und dann fällt mir nichts mehr ein."

Ich runzelte die Stirn. "Das kann nicht sein. Es muss doch etwas geben, das du dagegen tun musst."

Aiden schüttelte den Kopf. "Nein, Leah, ich kann nicht." Aiden beugte sich zu mir rüber. "Vermutlich muss ich jetzt einfach damit klarkommen. Wie alle müssen mit irgendetwas in unserem Leben klarkommen, mit dem wir nicht zufrieden sind." Er ließ seinen Blick über meine Arme wandern, während er sich noch ein Stückchen weiter zu mir beugte. "Jeder von uns."

Ich wich zurück, denn auf einmal war er mir viel zu nahe. Ich konnte sein Shampoo riechen, und die feinen Muskeln unter seinem Shirt erkennen.

Aidens Worte brannten sich in meinem Kopf.

Wir alle müssen mit irgendetwas in unserem Leben klarkommen, mit dem wir nicht zufrieden sind.

Wie Recht er hatte. Wusste Aiden, dass er voll ins Schwarze getroffen hatte? Dass er mit diesem Satz mehr als nur richtig lag?

Ich erwiderte nichts auf Aidens Worte. Es gab nichts, was ich hätte sagen können, denn passende Worte gab es für diese Situation nicht.

Wusste Aiden was er gerade angedeutet hatte? War Aiden böse?

Ich stand auf und packte hektisch meine Schulsachen in meine Tasche.

Auch Aiden erhob sich. "Hey. Alles okay? Du bist ja ganz blass." Aiden wollte seine Hand auf meinen Ärmel legen, doch ich wich zurück und griff entschlossen nach meiner Tasche.

"Ich muss gehen. Wir sehen uns in der Schule."

Mit schnellen Schritten durchquerte ich das Café und riss kurz darauf die Tür nach draußen auf.

Ich konnte Aiden hinter mir hören - wie er meinen Namen rief und wollte, dass ich stehen blieb. Doch das tat ich nicht. Stattdessen lief ich immer weiter, hatte keine Ahnung, wohin mich mein Weg führen würde, doch solange ich diesen Jungen hinter mir hören konnte, würde ich nicht stehen bleiben.

Irgendwann fing ich an zu rennen.

Es war, als hätte mein Körper schon seit einer Ewigkeit nach etwas geschrien - und während ich die Straßen entlang rannte und bald die Innenstadt hinter mir ließ, begriff ich, was es war, wonach ich mich so sehr sehnte.

Es war der Schmerz. Ein tiefsitzender, unerträglicher Schmerz, der tief in meinem Inneren tobte. Er hatte mich jahrelang begleitet und war zu meinem Alltag geworden und so krank das auch klingen mag - Ich hatte ihn vermisst. Hatte es vermisst, etwas zu haben, was mich von innen auffraß, denn dieser brennende Schmerz war wie eine Droge, von der ich nicht genug bekommen konnte.

Doch war Schmerz wirklich das, wonach ich mein Leben lang gesucht hatte? Wonach ich mich sehnte, was ich mir wünschte?

Irgendwann blieb ich stehen. Es dämmerte bereits und dunkle Wolken zogen auf. Ich stand am Rande einer großen Wiese, weit entfernt der Beginn eines großen Waldes.

Ich könnte einfach abhauen, alles hinter mir lassen. Die Waldluft einatmen und alles vergessen. Es war so einfach ...

In diesem winzigen Moment gingen mit tausende Dinge durch den Kopf. Die Gedanken, die meinen Kopf füllten, tauchten auf und verschwanden genauso schnell wieder, so dass ich nur Bruchstücke von dem was ich dachte, wirklich realisieren konnte. Aber egal wie sehr ich auch versuchte es mir einzureden - ich wollte hier nicht weg. Die Stadt und ihre Einwohner war mir ans Herz gewachsen, an mein kleines, kaltes und kaputtes Herz.

Ich dachte an meine Eltern. Wie wohl mein Leben ausgesehen hätte, wenn sie Steve niemals kennengelernt hätte? Was wohl passiert wäre, wenn mein Dad nicht gestorben wäre? Wie würde mein Leben dann aussehen?

Plötzlich verließ mich meine ganze Kraft. Ich sackte auf die Knie, vergrub das Gesicht in den Handflächen. Ich fing an zu weinen. Es war, als würden all die Emotionen, die ich immer zurückgehalten hatte, aus mir herausbrechen. Als wäre ein Damm durchbrochen. Es war ein Moment der Schwäche und ich ließ es zu.

Denn es war okay. Für den Bruchteil einer Sekunde war alles okay. Bis ich anfing zu schreien, meine Fingernägel in meine Kopfhaut bohrten und mein ganzer Körper anfing zu zittern.

Ich wusste nicht, was mit mir los war oder warum ich Schwäche zeigte, doch all dies spielte keine Rolle. Es gab nur mich und den Schmerz.

Nichts weiter, bis auf das brennende Feuer in meinem Inneren.

Ich war alleine und verlassen.

Und ich war mir nicht sicher, ob es jemanden gab, der mich aus meinem Loch holen konnte. Ich wusste nicht, ob irgendjemand dazu im Stande war, mich zu retten.

Denn ich war verloren.

~~~
#DepriKapitelAmStart, lol.

Es hat wieder etwaaas länger gebraucht als gedacht :)) Eigentlich wollte ich zwei Kapitel hochladen, allerdings hat das mit dem zweiten Kapitel nicht ganz geklappt xd

Morgen bin ich den ganzen Tag im Krankenhaus -.- Allerdings wär es möglich, dass ich Zeit zum Schreiben finde xx

Ich hoffe euch allen geht es gut!

Amy x.

MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt