6

5.3K 235 4
                                    

Ich bin die sechste in der Reihe. Ich weiß, dass er mich schon gesehen hat und ich spüre seinen Blick immer noch auf mir, doch ich sehe stur zur Seite. Ich werde auf Amy hören, einfach aus dem Grund, dass bei ihr alles klappt. Schließlich war sie bei einem Gruppendate dabei. Sie weiß wie es läuft. Und wenn ich mein Vorhaben durchziehe muss ich mir später keinen Vorwurf machen, falls ich keine Rose bekomme.

Meine hohen Absätze sind nicht zu überhören als ich so elegant wie möglich auf Alex zugehe. Ich lächle nicht, ich sehe ihn einfach nur an, das Gesicht eiskalt. Er begrüßt mich, ich lasse es einfach nur über mich ergehen ohne einen Ton von mir zu geben und ich spüre seine Anspannung und das gibt mir mehr Mut. Trotzdem kämpfe ich innerlich mit einem schlechten Gewissen. Hoffentlich wird der Plan nicht nach hinten losgehen. Ich kenne Alex nicht, deshalb ist es ziemlich riskant. Ohne ihn noch einmal anzusehen folge ich Amy und Laura und wir setzen uns auf eines der kleinen Sofas.

"Das war genial. Aber ich habe einen Plan.", sagt Amy und reibt sich die Hände.

"Der wäre?"

"Wirst du gleich sehen.", antwortet sie und grinst. Auch Laura grinst wissend und ich warte geduldig ab. So lange sie meinen Plan nicht durchkreuzt ist alles in Ordnung.

Als Alex den Raum betritt kehrt wieder diese Stille ein. Es ist keine Stille aus Respekt. Die Mädchen sind nur still um ihn für sich zu gewinnen.

"Schön dass ihr alle da seid. Hiermit erkläre ich die zweite Nacht der Rosen für eröffnet."

Wir trinken Sekt und unterhalten uns. Dann plötzlich redet Amy lauter. Zwar nicht so laut, dass alle alles hören können, aber so, dass Alex uns ganz sicher hören kann.

"Ich fand es super lieb von dir, dass du mir das Bild von dir und deinem Ex gezeigt hast. Wie hieß er noch gleich? To..?", sagt sie und es dauert einen Moment bis ich ihren Plan verstehe. Mir ist mulmig dabei zumute, aber ich hätte damit rechnen müssen, als ich Amy vorhin von Tobias und unserer Trennung erzählt habe.

"Tobi.", antworte ich lächelnd und nippe an meinem Glas.

"Ihr wart so ein süßes Pärchen. Und, sorry aber, Tobi ist so heiß!", schwärmt Laura und ihr Wortlaut überrascht mich erneut. Gerade von ihr hätte ich so etwas nicht erwartet.

"Woran ist es gescheitert?", fragt Amy plötzlich gespielt bedrückt. Sie nimmt meine Hand und drückt sie kurz.

"Er hat mich betrogen.", antworte ich wahrheitsgemäß und spüre den Kloß in meinem Hals, als ich mich daran erinnere wie benutzt ich mich gefühlt habe. Ich bin über Tobias hinweg, das ist nicht gelogen, aber der Schmerz sitzt trotzdem noch tief.

"Oh Gott, du Arme! Ich meine, er ist zwar heiß und ihm könnte sicher keiner widerstehen, aber du bist doch genauso gut aussehend und liebenswert und...!"

"Entschuldigt, dürfte ich Melissa mal kurz entführen?", sagt eine tiefe Stimme hinter mir und Amy zwinkert mir kurz zu. Sie hatte wohl mehr Erfolg als ich.

"Klar. Wir sehen uns gleich."

Ich stehe auf, drehe mich um und sehe in die strahlend blauen Augen von Alex. Er lächelt und es kostet mich alle Kraft nicht weich zu werden. Ich laufe neben ihm her in den Flur, Sarahs offenen Mund ignorierend. Er öffnet eine Türe und drückt mich sanft herein. Es ist dunkel als er die Tür schnell schließt, doch es dauert nicht lange bis er den Lichtschalter gefunden hat und ich wieder sehen kann.

"Eine Abstellkammer? Ist das dein Ernst?", zische ich und verschränke die Arme vor der Brust.

"Es ist der einzige Raum ohne Kamera.", flüstert er und dreht mich zu sich um.

"Du siehst so verdammt gut aus in diesem Kleid. Noch besser als im letzten.", sagt er leise und legt seine Hände an meine Hüfte und ich kann seine warmen Finger durch den Stoff meines Kleides spüren. Er bewegt seine Hände etwas hoch, sodass sie nun meine nackte Haut berühren. Ich erschaudere leicht unter seiner Berührung und er lacht rau.

"Bin ich jetzt also wieder interessant für dich?", frage ich und trete einen Schritt näher. Ich platziere meine Hände auf seiner Brust und er zieht scharf die Luft ein.

"Ich fand dich nie uninteressant, Melissa.", sagt er leise und ich bewege meine Hände über seinen Oberkörper.

"Wieso habe ich dann die vorletzte Rose bekommen?", frage ich und lasse meine Hände weiter nach unten wandern.

"Und wieso bin ich die einzige die seit der letzten Nacht der Rosen nicht mehr mit dir gesprochen hat?"

Meine Hände fahren über den Bund seiner Jeans. Er keucht und legt den Kopf leicht in den Nacken. Es gefällt mir die Kontrolle über ihn zu haben.

"Es.. Es tut mir leid. Bitte.", fleht er und schließt die Augen.

"Das will ich hoffen. Ich mag dich wirklich und das obwohl ich immer viel Zeit brauche bis ich jemanden mag. Ich weiß, dass es hier um dich und deine Gefühle geht, aber ich würde es begrüßen wenn du meine dabei nicht völlig außer Acht lassen würdest. ", antworte ich, nehme meine Hände weg und küsse ihn aus Mitleid kurz auf die Wange. Dann verlasse ich den Raum und mache mich grinsend auf den Weg zur Toilette, um mein MakeUp zu richten und etwas herunter zu fahren. So etwas habe ich noch nie gemacht und ich wusste nicht, dass ich in dieser Art und Weise auf einen Mann wirken kann.

Meine Wangen glühen. Ich hätte ihn so gerne geküsst, aber ich konnte und wollte die Kontrolle nicht abgeben. Es tat so gut zu sehen wie ich auf ihn wirke, dass ich ihm nicht egal bin. Und ich bin froh nicht alles hingeschmissen zu haben.

"Wo ist Alex?", fragt Laura, als ich mich wieder zu den anderen setze.

"Der kommt sicher gleich.", antworte ich und nehme einen Schluck aus meinem Glas. Amys skeptischen Blick ignoriere ich.

"Du erzählst uns später alles.", fordert Amy und ich nicke. Ich stelle mein Glas weg und versuche wieder vom Thema abzulenken.

Wenig später kommt Alex tatsächlich wieder. In seiner Hand hält er eine einzige Rose. Verwirrt sehe ich Amy an, doch die zuckt nur mit den Schultern.

"Ich möchte die erste Rose heute etwas früher vergeben. Sie geht an eine Frau, die mich heute sehr mit ihrem Temperament überrascht hat."

Ein Murmeln geht durch den Raum. Und sein Blick trifft meinen. Mein Herz macht einen kleinen Satz.

"Melissa? Willst du die Rose annehmen?"

Ich stehe lächelnd auf und gehe auf ihn zu. Er berührt mich unauffällig an der Hüfte und küsst mich auf die Wange.

"Das bekommst du noch zurück, Mel.", flüstert er verführerisch in mein Ohr und überreicht mir die Rose. Ich lächle nur und gehe zurück zu meinem Platz.

"Ich weiß ja nicht was du gemacht hast, aber es scheint funktioniert zu haben.", sagt Amy und grinst mich wissend an. Wenn sie nur wüsste.

Bachelor Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt