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In der Villa sind natürlich erstmal alle total aus dem Häuschen, weil Alex hinter mir den Flur betritt. Ich gerate dabei leicht in den Hintergrund, aber das ist auch gut so, denn die Tatsache, dass ich Alex zugesagt habe mit ihm über meine Eltern zu sprechen beschäftigt mich schon die ganze Zeit. Auf der einen Seite will ich es ihm ja sagen und endlich mal mit jemandem darüber reden, aber auf der anderen Seite habe ich auch Angst davor es zu tun. Ich weiß nicht wieso aber ich habe einfach ein ungutes Gefühl bei der Sache. Und doch ist es so verlockend und auch noch notwendig. Ich sollte offener sein.

Aber das ist ja jetzt eh nicht mehr wichtig, schließlich habe ich schon zugesagt. Das muss ich dann halt einfach mal durch. Ich werde es schon nicht bereuen. Alle setzen sich mit Alex in den Garten und ich folge ihnen langsam. Laura hält mich für einen Moment zurück.

"War es gut? Du siehst nachdenklich aus."

"Es war total cool. Ich erzähle es dir gleich, okay?", antworte ich mit einem Lächeln im Gesicht und ziehe Laura auch mit in den Garten.

Wir setzen uns zu den anderen. Der Platz neben Alex ist natürlich schon besetzt aber das war ja zu erwarten. Wer lässt sich schon die Gelegenheit neben ihm zu sitzen entgehen? Ich sitze gegenüber von ihm neben Laura. Auf einmal wird der Stuhl neben mir zurück gezogen und es setzt sich jemand neben mich. Als ich zur Seite sehe, bemerke ich, dass es Amy ist.

"Hi.", sagt sie leise und legt ihre Hände in den Schoß. Wow, Amy und unsicher? Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal erleben werde.

"Hey.", antworte ich, so freundlich wie möglich, und wende mich danach aber wieder zu Laura. Ich bemerke den Blick von Alex auf mir. Ich habe nur versucht freundlich zu sein. Es sollte ja wohl allgemein bekannt sein, dass Amy und ich nicht wirklich gut aufeinander zu sprechen sind, also war das doch eine nette Geste von mir. Aber darauf wird er mich wohl bei Gelegenheit auch noch ansprechen. Vielleicht fand er das ja sogar nett? Ich sollte weniger denken.

"Melissa, erzähl mal wie es war.", fordert Liz, die neben Alex sitzt.

"Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.", beginne ich. "Also, wir waren im Zirkus und es war einfach nur unglaublich. Die ganzen Akrobaten und Tänzer und es gab einen Affen! Der war so unglaublich süß. Und Alex hat mir Popcorn gekauft. Es war einfach perfekt."

Als ich bemerke, dass Alex mich anlächelt spüre ich, wie mir die Röte ins Gesicht steigt. So ziemlich jeder am Tisch lächelt oder grinst über meinen Gefühlsausbruch und ich komme mir einfach nur total dumm vor. Ich hatte total vergessen, dass nicht jeder so vernarrt in einen Zirkusbesuch ist, wie ich. Und ich habe viel zu schnell geredet.

"Ich komme gleich wieder.", sage ich schnell, stehe auf, stolpere dabei fast wieder über meine eigenen Füße und schaffe es dann doch in unser Zimmer. Mit geschlossenen Augen lehne ich mich gegen die Wand. Na toll, jetzt denken alle, inklusive Alex, dass ich wie ein kleines süßes Mädchen bin. Dabei hatte ich mir immer vorgenommen eine richtige Erwachsene zu werden. Oh Gott, wie sich das anhört, wie ein Mädchen eben. Aber es stimmt doch. Ich wollte auch nie so eine eingeschüchterte Assistenzärztin werden, sondern von Anfang an selbstbewusster als die Anderen sein und vor allem wollte ich mich selbst beherrschen können. Aber wenn das schon in Anwesenheit von ein paar anderen nicht klappt, wie soll das dann in einem Krankenhaus funktionieren?

Mein Leben ist ein Desaster. Ich will Alex um alles in der Welt haben, will ihn unbedingt für mich gewinnen, aber bin zu schüchtern um normal, wie eine erwachsene Frau, mit ihm zu sprechen? Und jetzt ist das ganze auch noch im Fernsehen und wird deutschlandweit ausgestrahlt. Wer stellt mich denn jetzt noch ein? Vielleicht sollte ich mich nach der Sendung auf einer einsamen Insel absetzen.. Aber ich will Ärztin werden. Naja, dann vielleicht doch eine Praxis auf dem Land? Ach nein, Moment. Dafür muss man ja trotzdem mal eine Ausbildung gemacht haben. Verdammt. Vielleicht Pathologie? Ich bin verloren. Seit wann denke ich so viel? Und so einen Schwachsinn? Was ist nur mit mir los? Ich drehe hier durch.

"Du bist süß."

Erschrocken öffne ich die Augen. Kein geringerer als Alex steht vor mir, undzwar so nahe, dass ich zu ihm hoch sehen muss, um ihm in die Augen zu sehen. Die Tür hat er geschlossen, und da die Vorhänge fast zu sind, fällt nur wenig Licht ins Zimmer. Es reicht aber um das Strahlen seiner Augen wahrzunehmen. Ich senke den Blick wieder und betrachte meine Schuhe, die die Schuhe von Alex fast berühren. Warum ist er nur so perfekt? Hätte das hier nicht auch ein hässlicher Typ sein können? Dann wäre jetzt sicher alles anders.

"Das wollte ich hören.", antworte ich ironisch. "Weißt du.."

Doch weiter komme ich nicht, denn Alex schneidet mir das Wort ab, indem er mein Kinn mit einem Finger hochdrückt und einfach seine Lippen auf meine drückt. Sofort ziehe ich ihn weiter zu mir herunter und küsse ihn verlangend zurück. Und auf einen Schlag habe ich vergessen, was ich gerade sagen wollte. Wie war das nochmal gerade mit Selbstbeherrschung? Ach egal..

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