Bachelor

17

An der Tür empfange ich Amy und Laura. Die anderen gehen direkt hoch in ihre Zimmer. Sie machen alle einen nüchternen Eindruck. Alle bis auf Amy, die beim ausziehen ihrer Schuhe fast hinfällt. Schnell fange ich sie auf und helfe ihr wieder gerade zu stehen.

"Alles okay bei dir?", frage ich, während ich ihr beim Schuhe ausziehen helfe. "Alles prima.", antwortet sie lachend und nimmt mir die Schuhe wieder aus der Hand. Dann hüpft sie die Treppe hoch. Laura und ich folgen ihr.

Als Amy außer Hörweite ist, steckt Laura mir was los ist. "Sie hat ziemlich viel getrunken."

"Haben die anderen auch so viel getrunken?", hake ich nach. Laura schüttelt den Kopf. "Nein. Die glauben, dass es morgen ein Einzeldate gibt und wollten deshalb nichts trinken. Amy ist die einzige, die sich so richtig die Kante gegeben hat.", sagt sie und öffnet die Zimmertür.

Amy liegt ausgestreckt auf ihrem Bett und scheint zu schlafen. Umgezogen hat sie sich natürlich nicht und auch das abschminken wird wohl bis morgen warten müssen. Ich ziehe die Vorhänge zu und schalte die kleine Lampe neben meinem Bett an.

"Denkst du, dass sie einen Grund dazu hatte? Oder war das nur aus Lust und Laune?", frage ich leise, um Amy nicht zu wecken und öffne den Kleiderschrank. Ich ziehe mir ein anderes Top über und setze mich dann auf mein Bett.

"Keine Ahnung. Sie war gestern schon etwas komisch drauf. Ich hab aber nichts mitbekommen." Laura zieht sich die Schuhe aus. Jetzt trägt sie nur noch ein Sommerkleid, welches wir ihr beim Einkaufen ausgesucht haben. "Kommst du mit auf den Balkon?", fragt sie und steht wieder auf.

"Welcher Balkon?"

"Komm mit." Sie öffnet die Tür und wir gehen leise auf den Flur. Ich hatte mir noch nicht wirklich viel Zeit genommen um mich in der Villa umzusehen. War ja klar, dass ich etwas übersehen hatte. Laura führt mich eine Wendeltreppe am Ende des Flurs hoch. Es ist dunkel, sodass ich Schwierigkeiten dabei habe mich zu konzentrieren nicht hinzufallen und leise zu sein. Doch was mich oben erwartet war die Mühe wert. Wir stehen auf einem kleinen Balkon mit perfektem Blick auf Kapstadt bei Nacht. Alles leuchtet und es ist wunderschön.

"Wow. Das ist.. Wow.", stammle ich und lege meine Hände auf das Geländer. Irgendwie ist es angsteinflößend so hoch über der Stadt aber es ist auch eine wunderschöne Aussicht. Ich will nicht runter sehen aber ich kann mich nicht davon abhalten.

"Es ist wunderschön. Ich weiß. Lass uns ein paar Bilder machen.", schlägt Laura vor und nimmt ihr Handy aus der Hosentasche.

"In Schlafanzug und ungeschminkt. Dein Ernst?", frage ich lachend, doch Laura nickt nur. "Naja, ich habe keinen Schlafanzug an.", bemerkt sie und macht das erste Foto von mir. Mit der Zeit entstehen immer mehr Fotos von uns. Mal nur Laura, mal nur ich und manchmal auch welche von uns beiden mit dem Selbstauslöser. Laura schickt mir alle Bilder und setzt sich irgendwann einfach auf den Boden.

"Was machst du denn?", frage ich lachend und fotografiere sie.

"Setz dich und genieß die Aussicht. Ich glaube, dass wir sowas nicht so schnell wieder sehen werden."

Seufzend setze ich mich zu ihr. Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Eine Weile lang schweigen wir einfach nur und sehen uns um. Die Atmosphäre ist ziemlich beruhigend und angenehm. "Und.. Was hältst du so von Alex?", unterbricht Laura irgendwann die Stille.

"Keine Ahnung.", gebe ich zu und sehe weiter auf die Stadt. "Ich auch nicht.", gibt sie nach kurzem Schweigen genauso niedergeschlagen von sich. Wir sitzen also im selben Boot.

"Wie spät ist es?", frage ich irgendwann  und stehe auf. Laut Lauras Handy ist es halb drei. Aber wirklich Lust darauf schlafen zu gehen haben wir auch nicht.

"Gehen wir noch raus? Zum Pool oder so? Ich meine, wenn wir schon hier, in Afrika, sind sollten wir auch Fotos machen und diese Zeit festhalten."

Laura stimmt zu und so gehen wir in den Garten, reden und machen viele Fotos. Laura kommt so richtig aus sich raus und ich bin ziemlich froh sie kennengelernt zu haben. Sie ist ehrlich und fair und trotzdem kann man mit ihr so viel Spaß haben.

"Denkst du, dass es schlimm ist, wenn uns die ganze Welt in Unterwäsche sehen kann?", fragt Laura plötzlich und legt ihr Handy auf einen Tisch.

"Wie meinst du das denn jetzt?", frage ich verwirrt zurück.

"Ich will schwimmen gehen. Oder meinst du, du darfst das noch nicht?"

"Keine Ahnung.", antworte ich, ziehe mir aber trotzdem mein Oberteil über den Kopf und springe anschließend in Unterwäsche in das warme Wasser. Laura folgt mir. "Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so einen coolen Sommer erleben darf."

"Ich auch nicht."

Um vier Uhr nachts kommen wir wieder auf unserem Zimmer an. Amy schläft tief und fest und bekommt nicht mit, dass wir nacheinander noch schnell duschen gehen und erst um halb fünf in unseren Betten liegen.

"Hoffen wir mal, dass wir kein Date bekommen. Ich will einfach nur noch schlafen.", murmle ich und kuschle mich in meine Decke.

"Ich auch. Aber dafür haben wir was erlebt und ganz viele Fotos gemacht. Vielleicht mache ich ja mal ein Fotoalbum davon und erzähle meinen Kindern und Enkeln von unseren Abenteuern in Kapstadt."

"Gute Nacht, Laura.", antworte ich lachend. Wenig später schlafe ich tief und fest. Aber das ist nur die Ruhe vor dem Sturm.