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Am nächsten Tag werde ich endlich entlassen. Ich unterschreibe die Entlassungspapiere und werde von einem Chauffeur abgeholt. Vollgepumt mit Schmerzmitteln und Vitaminen denke ich tatsächlich, dass es mir wieder ausgezeichnet geht und ich nur etwas müde bin, aber Dr. Stevens hatte sich sehr deutlich ausgedrückt, als er sagte, dass ich mich noch ausruhen soll.

"Können Sie vielleicht kurz anhalten, damit ich mir etwas zu Essen kaufen kann?", frage ich, als ich einen Starbucks entdecke. Der Wagen hält und ich durchsuche meine Handtasche nach etwas Geld.

"Soll ich Ihnen etwas mitbringen?"

"Nein, das ist mir nicht gestattet.", antwortet der Fahrer nüchtern.

"Ach Quatsch. Keiner wird davon erfahren.", beruhige ich ihn, obwohl das aufgrund der Kameras nicht ganz stimmt, steige einfach aus und komme ein paar Minuten später mit zwei Bechern Kaffee und zwei Donuts wieder. Ich sehe, wie mein Fahrer, der mir seinen Namen einfach nicht verraten möchte, die Augen verdreht. Trotzdem nimmt er die Sachen an und fährt weiter.

Er hält vor der Villa an und schaltet den Motor ab. "Vielen Dank für das Frühstück.", sagt er schnell, bevor ich die Tür öffne. "Gerne.", erwidere ich. "Dürfte ich dann jetzt auch ihren Namen erfahren?"

"Michael." Es sieht sogar so aus, als würde er lächeln und das hatte er die ganze Fahrt über nicht getan.

"Dann bis bald, Michael."

Ich steige aus, schließe die Tür und winke Michael noch kurz zu. Dann nehme ich meine Reisetasche in die eine und meine Handtasche in die andere Hand und gehe auf die Tür zu. Ich weiß nicht, wer von den Mädchen gestern gehen musste. Ich wollte Alex zwar danach fragen aber irgendwie hielt ich es für unangebracht und habe es später vergessen. Nachdem ich geklingelt habe, öffnet Liz die Tür. Sie ist also noch da.

"Oh mein Gott, du bist wieder da! Wie geht es dir?", fragt sie und zieht mich in eine Umarmung. Bei Liz weiß ich, dass sie das ernst meint. Sie ist einfach eine freundliche, mitfühlende Person. Man könnte schon fast sagen, dass sie die Mutter von uns allen hier ist.

"Alles gut. Was steht heute an?", frage ich und stelle meine Reisetasche im Flur ab.

"Nichts."

"Nichts?", frage ich nach. "Aber heute ist doch wieder der Tag nach der Nacht der Rosen also sind heute Dates, oder?"

Jetzt bin ich verwirrt. Wieso kommt auf einmal alles durcheinander. Ich meine, ich hätte wahrscheinlich eh nicht mitkommen dürfen aber wieso bekommen die anderen kein Date?

"Wir haben nichts von Alex gehört. Aber ist doch auch egal. Es ist hier so schön und es ist cool das Ganze mal etwas zu genießen. Ein paar von uns wollen später Eis essen gehen und danach in eine Bar hier in der Nähe. Kommst du auch mit?"

Ich schüttle nur den Kopf. "Ich soll mich noch ausruhen und ich darf keinen Alkohol trinken wegen der Medikamente. Aber sag den anderen, dass sie das gerne nächste Woche nochmal machen können und ich mich dann anschließe."

Liz verspricht mir, dass ich auf jeden Fall noch die Gelegenheit bekommen werde mit ihnen auszugehen und geht dann ins Badezimmer, um sich fertig zu machen. Ich gehe hoch in unser Zimmer. Was mache ich nur, wenn Amy oder Laura nicht mehr hier sind? Dann hätte ich zwar noch Liz aber ich brauche doch meine besten Freunde. Ich öffne die Tür und stelle erleichtert fest, dass Amy und Laura auf dem Boden sitzen und versuchen auf Amys Handy ein WLAN-Signal zu bekommen um Teen Wolf zu gucken.

"Gott sei Dank. Ihr seid noch hier.", sage ich erleichtert und setze mich zu den beiden.

"Klar sind wir noch hier. Er hat Jasmin keine Rose gegeben, weil sie ihm gesagt hat, dass sie nicht mit einem Arzt zusammen sein will. Echt bescheuert.", antwortet Amy und ich fange an zu lachen.

"Ernsthaft? Was besseres kann man doch gar nicht haben!"

"Finde ich auch. Aber was ist mit dir? Hast du eine Rose bekommen?", mischt Laura sich ein und tippt erneut das Passwort ein.

"Ja, habe ich. Alex ist gestern Nacht zum Krankenhaus gefahren, hat die Assistenzärztin bestochen und mich dann geweckt um mir die Rose zu geben. Du musst übrigens dieses Netzwerk nehmen." Ich nehme ihr das Handy aus der Hand und stelle das Internet ein.

"Geht ihr gleich mit den anderen Eis essen und so?", frage ich und drücke Amy das Handy in die Hand.

"Das war der Plan. Was ist mir dir?"

Ich erkläre ihnen, dass ich mich noch ausruhen soll und deshalb nicht mitkomme. Amy scheint etwas enttäuscht und zieht sogar in Erwägung auch hier zu bleiben, aber schlussendlich bekomme ich die beiden dazu überredet zu gehen.

"Ich komme klar. Ein paar Folgen Grey's Anatomy und etwas Schlaf und dann bin ich morgen sicher wieder fit."

"Okay. Aber wenn was ist rufst du an, okay?"

Ich verspreche anzurufen falls ich Hilfe brauchen sollte und begleite die beiden dann noch zur Tür, wo die anderen warten. Wir verabschieden uns kurz und als die Tür zu ist atme ich erleichtert auf. Ganz alleine in dieser riesigen Villa. Ich könnte hier wirklich alles tun, aber die Kameras sind jetzt eh schon auf mich fokussiert, also sollte ich das vielleicht lassen.

Ich gehe also schnell duschen, mache mir etwas zu essen und setze mich dann an den Pool. Beim Essen schreibe ich etwas mit Kate und danach begebe ich mich gegen ärztlichen Rates sogar kurz in den Pool. Danach creme ich mich mit Sonnencreme ein und lege mich mit Kopfhörern in einen Liegestuhl in der Sonne.

Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn ich werde von kleinen Wassertropfen, die auf meinen Körper fallen wach. Schnell schlage ich die Augen auf. Der Himmel hat sich verdunkelt und es beginnt zu regnen. Fluchend sammle ich meine Sachen ein und gehe wieder in das Gebäude. Meine Haut hat eine rötliche Färbung angenommen, aber dank der Sonnencreme hält sich der Sonnenbrand in Grenzen. Mit einem Blick auf die Uhr stelle ich fest, dass es erst halb acht ist und die Mädchen wohl noch nicht wiederkommen werden. Ich setze mich gelangweilt auf das Sofa und sehe mich um.

Mein Blick fällt auf das große Bücherregal an der Wand. Ich hatte mich in Anwesenheit der Mädchen nicht getraut mir die Bücher anzusehen. Sowas tat ich lieber alleine und jetzt fühle ich mich trotz der Kameras alleine hier. Es sind viele Bücher. Ältere und auch neuere. Ich nehme ein Buch von Nicholas Sparks aus dem Schrank, setze mich wieder auf das Sofa, beginne zu lesen und höre erst wieder auf, als die Haustüre aufgeschlossen wird und die anderen wieder da sind.

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