Kapitel 4

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Die Ethik Stunde ging dann sehr schnell vorbei und ich konnte endlich zum Reiterhof. Als ich ankam war die Auktion schon im vollen Gange. Ich ging sofort in die Reithalle. Zwei Mädchen am Eingang verteilten Nummern. In der oberen Hälfte standen überall Bänke, und auf eine davon setzte ich mich. Gerade wurde ein dunkler Hengst in die Halle geführt. Er sah sich aufmerksam um und begann dann auf der Stelle zu tänzeln, sodass das Mädchen, welches ihn führte, Schwierigkeiten bekam ihn zu halten.

Artin Hometon. Ertönte eine Stimme aus dem Lautsprecher. Aus Gilia Hometon, von Saphirstern Hometon den 2. Dunkelbrauner. Sechs Jahre. Hengst. Springen der M-Klasse. Mindestgebot, 15.000€

Die Stimme wurde wieder still und das Mädchen führte Artin noch eine Runde durch die Halle bevor die ersten Gebote ertönten. Am Ende ging er an die Nummer 89. Ein älterer Herr der ihn für fast 22.000€ ersteigert hatte. Als nächstes kam ein weißes Pony. Es war eindeutig kein Zuchtpferd.

Bina. Schimmel. 23 Jahre. Stute. Mindestgebot, 2.000€

Das Pony ging für 4.750€ an eine junge Frau, die ein Mädchen auf dem Schoß hatte. Nach einer halben Stunde war dann erst einmal Pause. Zwischen Ausgebildeten Zuchtpferde, kamen auch immer wieder Ponys oder alte Pferde. Ich fand jedoch kein Pferd das mir gefiel. Es war komisch. Die Jahre, in denen ich mir kein Pferd kaufen konnte, hatte ich mich in jedes einzelne verliebt. Und jetzt wo ich mir für über 60.000€ fast jedes Pferd holen konnte, fand ich keins. Ich ging aus der Halle in den Stall und sah mich um. In den Pausen sowie vor und nach der Auktion hatte man hier die Möglichkeit die Pferde und Ponys direkt zu kaufen. Sie waren dann zwar meistens teurer, aber sie gehörten einem sofort.

Als ich bereits die zweite Stallgasse hinter mir hatte, hörte ich zwei harte, männlich Stimmen, die offenbar miteinander stritten.

„Sie ist eine Hometon." Rief der eine.

„Ja, eine total untalentierte Hometon." Gab der andere bissig zurück.

„Aber nur weil du nicht auf die 4.000 bei der Auktion gekommen bist kannst du sie doch nicht einfach schlachten." Schlachten? Ohh mein Gott.

„Der Chef will sie nicht mehr, dass war ihre letzte Chance. Sie hat sie verpatzt." Jetzt schrieen beide. Ich schlich mich bis an die Tür, sodass ich um die Ecke lugen konnte.

„Sie hat verdammt gute Eigenschaften. Sie kann rennen was das Zeug hält und ist verdammt wendig."

„Ja aber sie kommt nun mal nicht auf die vorgeschriebene Höhe."

„Es fehlen verdammte zehn Zentimeter!"

Der zweite atmete einmal tief ein und wieder aus und sprach dann ruhig weiter: „Wir hatten vor vier Jahren sieben Fohlen. Zwei davon haben das Zeug zum Champion. Drei sind nicht schlecht, daran kann man arbeiten. Eines haben wir verkauft. Sie bleibt übrig. Manchmal muss man etwas opfern damit das Geschäft läuft. Vielleicht müssen wir sie nicht schlachten, aber sie kann auch nicht bei uns bleiben!"

Der erste wurde nun auch ruhig: „Sie ist eine Hometon. Allein der Name ist doch schon was Wert."

„Der Name ist nur etwas Wert wenn die Leistung auch stimmt. Ich weiß wie viel dir an diesem Pferd liegt. Aber sie kann es einfach nicht. Sie schafft die ein Meter Marke kaum. Wie soll sie jemals höher kommen." Dann war es einen Augenblick still. „Es tut mir Leid." Ich sah wie der zweite Mann in meine Richtung kam und ging schnell ein paar Schritte zurück. Als er um die Ecke kam, lief ich ihm ganz normal entgegen.

„Hallo." Grüßte er freundlich. Ich erwiderte es. Dann lief ich in die Stallgasse in der sich die Männer zuvor gestritten hatten. Schnurstracks lief ich zu der Box, vor welcher der eine Mann noch immer stand. Er war jünger als ich auf den ersten Blick gedacht hätte. Vielleicht gerade 19. Ich stellte mich neben ihn und sah in die Box. Dort stand sie. Eine große, dunkelbraune Stute, mit glänzendem Fell. Sie hatte einen kleinen Stern auf der Stirn und an den Hinterbeinen kleine weiße Söckchen. Doch das war es eigentlich gar nicht was mich so faszinierte. Sondern ihre Augen. Ich hatte das Gefühl sie leuchteten und brannten wie Feuer. Dieses Pferd hatte Charakter, dass sah ich schon jetzt.

Blue's SommerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt