Kapitel 7

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An diesem Abend machte Dad seine legendären Nudeln mit Pesto zum Abendbrot und quetschte mich während des Essens über jedes Detail des Unfalles und Rebells Ausbruch aus. Danach setzte er sich die Couch und sah sich irgendein Fußballspiel an. Ich ging ins Bett, da der Tag für mich recht anstrengend war und Fußball mich sowieso nicht interessierte. Als ich fast eingeschlafen war, klopfte es leise an der Tür. Mein Herz machte einen Sprung. Es musste Jay sein, mein Vater würde nicht klopfen. Im nächsten Moment ging die Tür auf und es stand tatsächlich Jayden dort.

„Schläfst du schon?" fragte er leise.

„Ja?" antwortete ich was uns beide zum lachen brachte.

„Kann ich rein kommen?" fragte Jay weiter. Ich nickte durch die Dunkelheit und er kam auf mich zu. Ich rutschte ein kleines Stück, sodass er sich auf mein Bett setzen konnte.

„Darf ich fragen was heute mit dir bei dem Unfall los war?" Ich holte tief Luft. Hatte man es mir wirklich so angemerkt?

„Vor zwei einhalb Jahren ist Mum gestorben. An Blutkrebs." Jay zog scharf die Luft ein.

„Das tut mir Leid." antwortete er leise.

„Schon ok." Hauchte ich noch leiser und probierte die Tränen zu unterdrücken.

„Und daran hast du dich heute erinnert?"

„Ja, besonders als Dr. Mauer dann noch kam. Als Mum starb, waren Dad und ich kurz danach in ihrem Zimmer. Sie lag da einfach so ..." Ich hielt einen Moment inne und probierte ein Schluchzen zu unterdrücken. „ ... Dad stand an ihrer Seite und hat geweint und ich habe es dann einfach nicht mehr ausgehalten. Ich ... ich bin aus dem Zimmer gelaufen und dann unter Tränen ... ich hab den Ausgang gesucht und dann bin ich ... ist alles schwarz vor Augen geworden. Dr. Mauer hat mir später erzählt ich wäre vor eine Glastür gelaufen. Ich hatte eine Platzwunde und eine Gehirnerschütterung, naja ... auch egal. Dad und ich waren noch fast eine Woche im Krankenhaus und auch danach noch lange in Psychologischer Behandlung. Vorhin als ich dieses Drama gesehen habe kam alles einfach wieder hoch." In der Zwischenzeit liefen die Tränen wie ein Fluss und meine Rede wurde immer wieder von Schluchzen unterbrochen. Jay wischte mir mit der Hand immer und immer wieder über die Wange um den Tränenfluss zu unterbrechen. Es half nichts und so zog er mich vorsichtig an sich und streichelte mir über die Haare um mich zu trösten. Ich hatte selbst nicht einmal gewusst, wie doll ich diese Umarmung gebraucht hatte. Dad hatte mich zwar oft in die Arme genommen, doch das hier war irgendwie etwas anderes. Vor meinen Klassenkameraden, meinen Lehrern, den Leuten auf dem Reiterhof, sogar vor meinem Vater hatte ich über die Jahre eine Art Schutzwand aufgebaut. Jay war der erste der einen kurzen Blick dahinter werfen durfte.

„Danke." Flüsterte ich.

„Kein Problem. Schlaf jetzt, ok? Bis morgen." Jay gab mir einen Kuss auf die Stirn und verschwand dann aus dem Raum. Die Reaktion meines Körpers auf ihn wäre vermutlich wesentlich heftiger ausgefallen, wenn ich in diesem Moment nicht so überwältigt gewesen wäre.

Am nächsten Morgen schreckte ich im Bett auf und schnappe mir mein Handy. Shit. Schon halb acht. Panisch sprang ich aus dem Bett und machte mich in Rekordzeit fertig. In der Küche stand Jay und beobachtete mich wie ich von einem Zimmer ins nächste rannte und meinen Kram zusammen sammelte.

„Was hast du denn heute noch vor?" fragte er belustigt. Ich war froh das er gestern Abend nicht wieder Ansprach.

„Ich muss in..." ein kurzer Blick auf die Uhr „... einer viertel Stunde in der Schule sein." antwortete ich gestresst.

„Seit wann habt ihr denn Sonntagsschule?" Ich starrte ihn mit großen Augen an.

„Erzähl mir nicht das heute Sonntag ist." Stieß ich aus. Jay nickte grinsend.

Blue's SommerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt