Am nächsten Morgen wachte ich mal wieder echt früh auf. 8:16 zeigte mein Wecker auf dem Nachstschrank an. Ich hatte nicht gut geschlafen. Alpträume und Regen weckten mich ständig. Die Fenster waren noch immer nass und auf dem Hof waren überall Pfützen. Ich ging ins Bad und machte mich fertig. In der Küche stand Dad und trank Kaffe. Einen Moment lang fühlte ich mich zurück versetzt in die Zeit vor Jayden. Als wäre es ein ganz normaler Morgen. Nur Dad und ich und das einzige Problem, das ich hatte, bestand daraus dass ich schon wieder vergessen hatte mein Handy ans Ladekabel zu stecken. Dann spürte ich das kühle Metall meines Kettenanhängers und dachte sofort wieder an Jay. Dad hatte mir ein Wurstbrot geschmiert, welches ich danken annahm. Dann ging ich nach oben zu Jay. Ich brauchte mehrere Minuten um mich zum klopfen zu überwinden. Es passierte nichts. Ich öffnete die Tür.
„Jay?" Rief ich leise. Es antwortete keiner. Ich ging durch das Wohnzimmer in die Küche und danach ins Bad. Vor der Schlafzimmertür blieb ich stehen. Was wenn Jay ein anderes Mädchen mit hier hätte? Das würde ich vermutlich nicht verkraften. Ich klopfte. Vier mal. Dann öffnete ich einen spalt breit die Tür und lugte hindurch. Das Bett war ordentlich gemacht. Keiner war da. Ich ging nach unten auf den Hof. Die Pferde standen auf der Koppel, also hatte Jay sie heute früh schon raus gebracht. Allerdings fehlte sein Motorrad. Ich ging extra in die alte Garage um nach zu schauen ob er es vielleicht dort abgestellt hatte. Fehlanzeige. Um mir die Zeit zu vertreiben, beschloss ich etwas mit Rebell zu trainieren. Ich baute auf dem Hof einige Hindernisse auf und machte Rebell fertig. Sie sprang ohne Probleme bis 1,17m. Das größere Problem war, dass ich dir ganze Zeit mit den Gedanken bei Jay war und somit zweimal selbstverschuldet im Dreck landete. Entweder buckelte Rebell um meine Aufmerksamkeit zu bekommen oder sie verweigerte wenn ich nicht ganz bei der Sache war. Nach anderthalb Stunden machte ich Schluss. Es war ein verdammt schwüler Tag und ich schwitzte wie verrückt. Wenn Jay jetzt hier wäre, würden wir zum See reiten! Dachte ich traurig. Stattdessen schloss ich im Haus ein Gartenschlauch an und spritzte Rebell, Ballett und Coffe ein wenig ab. Der Falbenwallach probierte immer wieder den Wasserstrahl an zu beißen, was mich ziemlich zum Lachen brachte. Mittag aß ich zusammen mit Dad und unternahm danach einen entspannten Ausritt mit Ballett. Auf den letzten hundert Metern vor dem Hof lies ich sie angaloppieren und gab ihr die Zügel. Sie sprintete los aber heute hatte ich keine Angst, da ich ja wusste das sie auf dem Hof anhalten würde. Jay war noch immer nicht da. Auch nicht nachdem ich Ballett wieder auf die Koppel gebracht hatte. Im Grunde ging es mich ja gar nichts an, was er tat, doch ich hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch, das mit jeder Sekunde in der er nicht auftauchte zu wachsen schien. Ich setzte mich nach dem Abendbrot in mein Zimmer und starrte aus dem Fenster, von dem aus man das Hoftor beobachten konnte. Als Jay auch um neun noch nicht kam, beschloss ich mich fertig zu machen. Ich zog mir ein lockeres Top und eine dünne Joginghose an. Als ich wieder in mein Zimmer kam, sah ich Jays Motorrad auf den Hof fahren. Mein Herz setzte einige Schläge aus, bevor es in meiner Brust zu rasen begann. Ich probierte ruhig und gleichmäßig zu atmen und ging zur Tür. Als Jay um die Ecke kam, stockte nicht nur mein Herz sondern auch mein Atem. Sein Gesicht und die Hände waren blau angelaufen und Blut verschmiert. Er sah noch viel schlimmer aus, als beim letzten Mal. Seine Hose war am linken Bein aufgerissen und ebenfalls blutig. Als er mich sah, blieb er einen Augenblick stehen.
„Jay." Hauchte ich und hielt mir vor Schreck eine Hand vor den Mund. Er kam auf mich zu, nahm mich in den Arm und drückte sein Gesicht in meine Halsbeuge. Einfach so. Ich legte ihm vorsichtig die Arme um den Hals und schmiegte mich an ihn, so als würde ich ihn nie wieder los lassen. Vielleicht tue ich das auch nicht. Murmelte mein Herz leise.
„Kommst du mit hoch?" fragte Jayden mich leise. Sofort nickte ich. In der Wohnung verschwand Jayden ohne ein weiteres Wort im Bad und ließ mich allein auf der Couch zurück. Ich setzte mich und wartete. Hundert Gedanken strömten auf mich ein und ich beschäftigte mich im Kopf mit Fragen wo er gewesen war, wer ihm dass angetan hatte, was er dort wollte und vielen weiteren. Nach einigen Minuten kam Jay frisch geduscht in Joginghose und T-Shirt aus dem Bad. Seine Haare waren noch leicht nass und verstrubbelt. Er kam zu mir, setzte sich neben mich auf die Couch und umarmte mich wieder. Ich wollte ihm all die Fragen stellen, dich ich bis eben noch im Kopf hatte, doch mit einem Mal konnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen.
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Blue's Sommer
Teen FictionEin Kindheitstraum, eine Entscheidung und ein glücklicher Zufall. Diese drei Dinge ändern Blues Leben auf einem Schlag. Was daraufhin folgt ist eine riesiges Gefühlschaos, ein ewiges hin und her und ein Abenteuer, dass sich Blue so niemals erträu...