Malon & Naneah - Die 20. Hungerspiele | Kapitel 24 Naneah

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Lächelnd scheuchte ich die Kinder nach draußen, die grölend meiner Aufforderung nachkamen.

Seufzend aber zufrieden schloss ich kurz die Augen und ließ die glücklichen Kinderstimmen auf mich wirken.

Mit Malon an Malies Grab zu gehen war richtig gewesen. Es hatte ein paar Tage gedauert, bis er sich wieder gefangen hatte, aber seitdem schien es ihn noch einmal ein kleines bisschen besser zu gehen.

Erschöpft nahm ich meine Tasche und folgte den Kinder nach draußen ins Sonnenlicht.

Dort stand er und wartete, wie immer.

Lächelnd ging ich auf Malon zu.

Es war schön ihn zu sehen. Groß und stark, wie früher. Selbst sein Mund war zu einem Lächeln verzogen. Da dies seltener geworden ist, als früher, machte diesen Gesichtsausdruck nur um so schöner.

„Hey Großer.", grinste ich zu ihm, „Wartest du schon lange?"

„Nein, bin gerade erst gekommen. Können wir los?", antwortete er aufgeregt und ich schaute ihn verwirrt an.

„Wo gehen wir denn hin?", fragte ich neugierig, hackte mich aber bei ihm ein.

„Das wirst du gleich sehen." , grinste er und führte mich in Richtung Wald.

Wir gingen zu unseren Lieblingsplatz, dass wurde mir schnell klar.

Warum Malon jedoch so aufgeregt war, wusste ich nicht. Aber er steckte mich mit seiner Nervosität an.

Kurz bevor wir bei unseren Baumstamm ankamen, hielt er jedoch an.

„Ich werde dir jetzt deine Augen verbinden und dich weiter führen. Du darfst auf keinen Fall schummeln, ich würde es sehen." , meinte er und zauberte ein Tuch aus seiner Hosentasche.

Auch wenn er immer merkwürdiger wurde, spielte ich sein Spiel mit.

„Na gut. Aber nur weil du es bist.", erklärte ich immer noch lächelnd.

Sofort ging er hinter mich und verband mir die Augen.

Mein Körper reagierte mit Unwohlsein, als ich nichts mehr sah, doch als Malons Hände sich auf meine Schultern legten, beruhigte ich mich sogleich.

Langsam führte er mich vorwärts, bis er mich anhalten ließ und mir Anweisungen gab.

„Zähl bis drei, dann darfst du die Augenbinde abnehmen. Du brauchst dann nur geradeaus zu sehen."

Wieder musste ich kichern, doch ich tat brav was er sagte.

1...

2...

3...

Vorsichtig zog ich die Binde ab und blinzelte gegen das Licht.

Erst sah ich alles ein wenig verschwommen, doch ich wusste sofort, dass wir nun an unseren Platz waren.

Unser kleiner Rückzugsort, den uns niemand nehmen konnte.

Der Baumstamm, bei dem wir uns das erste mal geküsst hatten.

Doch er sah nicht mehr so aus, wie beim letzten mal.

Buchstaben waren hinein geritzt und ergaben Wörter.

Willst du mich heiraten?

Ich spürte wie sofort Tränen des Glücks in meine Augen schossen und ich mich zu Malon umdrehte.

Doch er war nicht mehr auf seiner normalen Höhe, sondern kniete vor mir. Einen Ring in seiner Hand, schaute er mich erwartungsvoll an und ich spürte, wie die erste Träne kullerte, während mein Lächeln um so breiter wurde.

„Ja.", gab ich endlich zu, „Natürlich."

Schnell sprang Malon auf und zog mich in seine Arme, ehe er seine Lippen auf meine drückte.

Freudig erwiderte ich den Kuss.

Auch wenn wir schon mehrmals spaßhaft gesagt hatten, dass wir heiraten wollten, war dies hier etwas komplett anderes. Allein die Art, wie er mir den Antrag gemacht hatte, zeigte mir, dass ich ihm wirklich etwas bedeutete und er mich kannte.

Das Kapitol konnte uns so viele Steine in den Weg werfen, wie es wollte, uns beide würde es nicht auseinander bringen. Ich hoffte Malie konnte uns irgendwie sehen. Das sie irgendwo bei uns war, und sich für uns freute.

Wir küssten uns lange, ehe Malon langsam den Kuss beendete.

Doch nur, um den Ring an meinen Finger zu stecken.

Er passte und war einfach perfekt. Genau wie er, für mich.

Mir war es egal, dass die Menschen ihn für verrückt hielten, dass sie Angst vor ihm hatten. Vielleicht würde ich keine Kinder haben aber auch das war mir mittlerweile egal. Solange ich ihn hatte, war dies in Ordnung. Ich hatte die Kinder in der Schule und solange er bei mir war, war es so perfekt.

„Ich liebe dich Naneah, mehr als alles andere auf der Welt. Ich möchte mein Leben mit dir verbringen, mein Leben, von dem ich erst vor kurzem gelernt habe, wie kostbar es ist. Doch ohne dich wäre es kein wahres, kein glückliches und kein echtes, denn nur du bist mein Leben. Der Grund, wofür ich atme."

Wieder traten Tränen in meine Augen, als ich seine Worte hörte.

„Und du bist mein Leben.", erwiderte ich, „Deine Stimme hören, dich im Arm zu halten und deinen Herzschlag zu spüren, ist alles was ich brauche."

Wieder küsste er mich kurz und scherzte.

„Nun ja, ich habe ja noch nie geheiratet, weiß also nicht wie das Ganze abläuft. Darf ich dich jetzt schon nach Hause und über die Türschwelle tragen oder muss ich damit warten bis wir verheiratet sind?

„Man wartet bis nach der Hochzeit aber du kannst ja schon mal üben.", scherzte ich und knuffte ihn in die Seite. „Nicht, dass du es dann nicht schaffst."

„Oh nein, das wäre schrecklich! Ich sollte es jeden Tag üben, sonst blamier ich mich am Ende noch. Dann wäre ich der verrückte Trottel und das wäre eindeutig zu viel.", meinte er theatralisch gespielt, ehe er mich ohne große Probleme hoch hob.

„Na das klappt doch schon ganz gut.", grinste ich.

„Ja, nur fällt mir erst jetzt ein dass es ein ganzes Stück bis nach Hause ist.", lachte er. „Bis wir da ankommen bin ich fix und fertig."

„Dann mach ich dir auch ein warmes Bad.", schlug ich vor und dachte nicht einmal daran, runter zu gehen.

„Nur wenn du mitkommst.", meinte Malon und grinste lausbubisch. „Und jetzt halt dich fest, ich glaube wir haben gerade Rückenwind."

Faszinierenderweise kam Malon wirklich schnell voran und schien auch keine Probleme damit zu haben mich zu tragen, wodurch ich wie ein kleines Kind kichern musste.

Schneller als ich dachte, kamen wir bei seinem Haus an.

„Jetzt pass auf baldige Mrs. Willen. Ich werde dich jetzt so unglaublich über die Türschwelle tragen, dass der Präsident selbst neidisch darauf wäre.", erklärte er gespielt ernst und ich musste lachen.

„Na da bin ich aber mal gespannt."

Langsam öffnete er die Tür und trug mich in Zeitlupe über die Schwelle.

„Na? Was sagst du? Ohne anstoßen!", meinte er stolz und ich lachte wieder.

„Oh ja. Jetzt musst du es nur noch in einer Geschwindigkeit schaffen, in der wir nicht an Altersschwäche sterben."

„Hey!", beschwerte er sich. „Das war Absicht. Ich wollte doch dass du jeden Moment davon auskosten kannst.", meinte Malon und setzte mich dann ab, zog mich aber sofort wieder in seine Arme. „Und jetzt, wo wir hier wären, und ich unglaublich fix und fertig bin, könnten wir doch zusammen ein Bad nehmen?", flüsterte er in mein Ohr und küsste mich dann genau dort, wodurch ein Schaudern mich durchzog.

„Das klingt hervorragend.", gab ich schmunzelnd zurück, ehe ich seine Hand nahm und ihn mit nach oben zog.

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