Malon & Naneah - Die 20. Hungerspiele | Kapitel 19 Malon

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Wir erreichten mein Haus und Naneah öffnete die Tür, damit wir eintreten konnten. Drinnen angekommen schaltete ich sofort ein Licht an, wodurch mir die großen und dunklen Räume nicht mehr so unheimlich vorkamen.
"Willst du was zu trinken?", fragte Naneah und ich sah sie an.
"Ein Glas Wasser.", antwortete ich.
Kaum hatte ich das gesagt, ging sie auch schon in die Küche und ließ mich allein zurück.
Ich lehnte mich an die Wand und rutschte daran herunter und winkelte meine Beine an. Mein Gesicht vergrub ich in meinen Händen, ehe meine Gedanken wieder zu vorhin kreisten. Ich hatte Szoran geschlagen, war erneut ausgetickt und hatte dabei jemanden verletzt.
Wohin sollte das führen? Man konnte mich mit niemanden alleine lassen, denn bereits unwichtige Worte lösten in mir diese heftige Reaktion aus, trafen mich hart. Mein Leben hatte so doch keinen Sinn. Doch vermutlich hatte man das, wenn man einmal in den Spielen war, nie wieder. Entweder man starb, oder man veränderte sich. Zumindest konnte ich mir nicht vorstellen, dass es spurlos an jemanden vorbei ging.
Ich hörte Naneah wieder kommen, die sich vor mich kniete.
"Dein Wasser."
Ich hob den Kopf und sah auf das Glas, welches sie in ihren Händen hielt.
"Danke.", sagte ich und nahm es entgegen, ehe ich es in einem Zug leerte.
"Es war nicht deine Schuld Malon.", meinte sie plötzlich und nun sah ich in ihre Augen.
"Es war meine Faust die in sein Gesicht geflogen ist, oder nicht?"
„Nachdem er dumme Sachen gesagt hatte. Jeder hätte in dem Moment zugeschlagen. Man sagt so etwas nicht. Szoran ist ein Idiot und eventuell haben ihm die Schläge sogar gut getan."
Überrascht sah ich sie an, konnte nicht glauben, dass sie das tatsächlich gesagt?
"Wann bist du so hart geworden?", fragte ich, musste aber sogar lächeln.
„Seit du mir damals gesagt hattest, dass du für deine Schwester sterben wirst und mich bittest weiterzuleben.", erklärte sie und sah zu Boden.
Ich wusste nicht was ich darauf erwidern sollte, hatte ich mich doch erst versucht umzubringen weil ich den Tod meiner Schwester und die Schuld daran nicht verkraftete. Erst jetzt merkte ich, wie dumm ich war.
"Es tut mir leid. Aber damals hatte es mir nur das leichter gemacht. Zu wissen, dass du dein Leben weiterführen wirst."
„Und ich hätte es sogar versucht. Ich hätte versucht zu leben, auch wenn ich wahrscheinlich nie geheiratet hätte und erst Recht keine Kinder bekommen."
"Gut dass dies nun nicht mehr passieren wird.", sagte ich, ehe mir bewusst wurde was genau ich da aussprach.
"Also ich lebe ja noch, also... jetzt kannst du das... Okay mir fällt nichts ein wie ich mich heraus reden kann.", gab ich am Ende lachend zu.
Naneah stimmte mit ein und ihr Lachen half mir unglaublich.
Doch plötzlich wurde sie wieder ernst.
"Willst du denn überhaupt noch Kinder?"
Die Frage brachte mich zum Nachdenken. Wollte ich noch Kinder?
Früher war dies gar keine Frage gewesen, sondern stand für mich fest. Doch damals hatte ich auch nie geglaubt, dass jemand aus meinem Umfeld je in die Spiele musste. Ich dachte immer meiner Familie würde das nie passieren.
Außerdem hatte sich vieles geändert, ich hatte mich verändert. Ich war eine Bedrohung die man keinem Kind zumuten konnte.
"Ehrlich gesagt ja, doch bekommen werde ich auf keinen Fall welche. Sieh mich an, jemand wie ich könnte kein guter Vater sein.", erwiderte ich.
„Jedes Kind wäre glücklich dich als Vater zu haben.", sagte sie sofort. „Aber, solange ich zumindest dich an meiner Seite haben kann ist es okay für mich, keine Kinder zu bekommen, wenn du nicht willst."
"Nein, du sollst aber welche bekommen! Du würdest eine perfekte Mutter sein, das wissen wir alle. Jetzt brauchen wir nur noch den richtigen Vater dazu.", sagte ich und stand dann auf. "Ich werde jetzt ins Bett gehen, bin ziemlich kaputt."
Ich wollte aufstehen, doch als ich sie ansah entdeckte ich Tränen in ihren Augen, weshalb ich sofort inne hielt.
„Was ist?"
"Nichts ist.", antwortete sie, doch ich hörte dass sie wütend war. "Außer dass du auf meinem Herzen herum trittst."
"Aber ich will doch gar nicht darauf herum treten. Ich will nur dass es dir gut geht, dass du glücklich bist."
„Ach ja? Und warum denkst du dann, dass mich Kinder mit irgendeinem Kerl glücklich machen? Hör auf mich weg zustoßen und akzeptier es endlich. Du wirst mich nicht los!", knurrte sie. „Ich hab meine beste Freundin verloren, ich will nicht auch noch den Jungen, den ich über alles Liebe, verlieren."
Ihre Worte lösten wieder ein anderes Gefühl in mir aus, welches ich glaubte gar nicht mehr zu kennen.
„Ich will dich auch nicht verlieren, aber gleichzeitig will ich einfach dass du glücklich bist. Und wenn du keine Kinder bekommst, dann würdest du das nicht werden.", sagte ich, während ich ihren Duft in mich einsog.„Vielleicht also eins? Aber erst wenn das Teil weg ist. Und vorher müssen wir heiraten, sonst bekommt meine Mutter eine Krise. Frag mich nicht wieso, aber sie ist da altmodisch."
"Du wechselst deine Meinung aber auch ziemlich schnell."
"Das liegt daran dass ich einfach nicht weiß, ob ich das tun soll was ich will oder was klüger ist. Und dann bist da natürlich noch du, und für dich wiederum würde ich alles tun.", erklärte ich.
"Du sollst tun was du willst Malon. Dazu hast du jedes Recht.", meinte sie und schmiegte sich an mich.
"Nun dann will ich dich, da ich dich trotz aller Warnungen und guten Ratschläge nicht loswerde, auf jeden Fall irgendwann heiraten, falls du das auch willst."
"Ja ich liebe dich auch und will dich heiraten.", bestätigte sie lächelnd.
"Das war nicht der Antrag, nur der Vorantrag.", erklärte ich grinsend.
"Oh, na dann bin ich aber mal gespannt."
"Naja, heute kommt keiner mehr, dafür bin ich zu müde. Außerdem muss ich ihn doch dann machen, wenn du gar nicht damit rechnest, oder?"
"Na gut, aber nur weil du müde bist.", meinte sie und drückte sich an mich.
"Dann gute Nacht.", sagte ich und küsste sie auf die Stirn. Ich rechnete nicht damit dass sie mitkam, immerhin war es noch nicht einmal 8 Uhr. Außerdem wusste ich auch nicht ob wir schon wieder so weit waren, dass wir uns ein Bett teilten.
"Gute Nacht.", erwiderte sie und ließ mich los. Ich lächelte sie noch einmal an, danach drehte ich mich um und ging die Treppe nach oben.
Dort schlüpfte ich aus meinen Klamotten und spürte, wie sich die Müdigkeit und die Erschöpfung immer mehr in mir breit machten, weshalb ich, kaum, dass ich das Licht angemacht hatte und in die Kissen gesunken war, auch schon eingeschlafen war.

Malon & Naneah - Die 20. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt