Malon & Naneah - Die 20. Hungerspiele | Kapitel 25 Malon

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Ich stand vor den Türen des Zuges und wartete. Eine halbe Stunde war es her, als die ersten Bäume aufgetaucht waren und an uns vorbei rasten. Seitdem stand ich hier, da Distrikt 7 nicht mehr weit sein konnte. Bald würde der Zug langsamer werden und mich am Bahnhof absetzten. Danach war ich endlich wieder zu Hause. Zu Hause und zurück bei Naneah. Dieser Teil meiner Reise war mir am liebsten, da das Ende endlich greifbar war und zudem eine sehr positive Aussicht hatte.
"Gleich haben wir es geschafft. Danach haben wir wieder ein Jahr Ruhe.", meinte Nyerte und lächelte gequält, ehe sie sich neben mich stellte und ebenfalls auf die noch geschlossenen Türen starrte. Sie sagte kein Wort mehr, sondern schien über irgendwas nachzudenken, während sie ganz ruhig dastand. Ich dagegen wurde immer unruhiger. Denn wenn sie kam, konnte es wirklich nicht mehr weit sein. Und tatsächlich, nur kurz darauf wurde der Zug immer langsamer, ehe er zum Stillstand kam.
Kaum hatten sich die schweren Türen geöffnet, huschte ich auch schon hindurch und begann mich umzusehen. Ein paar Leute waren gekommen um uns zu empfangen, auch wenn wir nicht erfolgreich waren. Doch sie rechneten uns hoch an, dass wir alles versucht hatten, um unseren Tributen zu helfen. Auch wenn es nicht genug war.
Es war eine nette Geste, doch trotzdem suchte ich nach einer ganz bestimmten Person, weshalb mir die anderen ziemlich egal waren.
Als ich sie entdeckte musste ich sofort lächeln und lief auf sie zu, ehe ich Naneah in meine Arme schloss. Eine Weile standen wir so und ich genoss es einfach nur sie im Arm zu halten, ihren Duft wieder einzuatmen, während ich ihr immer wieder einen Kuss auf Wange, Mund und Stirn hauchte. Viel zu lange waren wir getrennt und es war jedes Mal eine Qual für mich. Umso schöner war es sie endlich wieder bei mir zu haben.
„Da bist du ja wieder.", flüsterte sie und drückte mir einen flüchtigen Kuss auf den Mund, „Lass uns nach Hause gehen."
"Sie haben mir gefehlt Mrs. Willen.", erwiderte ich noch, als ich ihre Hand in meine nahm und wir uns auf den Weg ins Siegerviertel machten. Wir gingen zu meinem Siegerhaus, welches nun endgültig unser gemeinsames Haus war. Nach unserer Hochzeit vor vier Jahren war es offiziell, doch eigentlich war es das bereits vorher. Wir hatten uns nicht mehr getrennt, nicht einmal um ihre ganzen Sachen dorthin zu schaffen.
"Wie geht es dir?", fragte sie und kuschelte sich an mich.
"Ich komme gerade aus dem Kapitol, ohne die Kinder.", erwiderte ich und sah zur Seite, da ich nicht daran denken wollte. Zu versagen, sie nicht lebend nach Hause bringen zu können, war schrecklich. "Aber dennoch war es heuer nicht so schlimm wie sonst."
"Du weißt wie ich es gemeint habe Malon.", ermahnte sie mich kurz. "Warum war es nicht so schlimm dieses Jahr?"
"Erinnerst du dich doch an den Sieger vom letzten Jahr?"
"Emlek richtig? Wer erinnert sich nicht an ihn.", lachte Naneah und ich verdrehte die Augen."
Ja wir alle wissen, dass er dir gefällt.", meinte ich gespielt eifersüchtig. "Aber da ist noch etwas anderes. Er ist nicht wie die anderen Mentoren, sieht mich nicht mit demselben Blick an wie sie.", begann ich zu erzählen.
Sofort erinnerte ich mich an unsere erste Begegnung als Mentoren. Emlek war der Erste, der sich einfach so neben mich gesetzt hatte. Kurz nickte er mir zu, sagte jedoch kein Wort. Und dennoch half er mir mit stillen Gesten, machte mich auf Dinge aufmerksam die mir entgingen. Er blieb bei mir, während den ganzen Spielen. Weshalb wusste ich nicht, doch mit ihm ging es irgendwie leichter. Ich fühlte mich nicht so allein, nicht so sehr ausgegrenzt wie sonst.
„Er scheint jemand zu sein, der am eigenen Leib erfahren hat, wie falsch Menschen einen beurteilen können. Wie ging es ihm als Mentor? Und das frage ich nicht, weil ich ihn heiß finde. Schließlich liebe ich nur dich und niemanden sonst."
"Weiß ich doch.", sagte ich lächelnd und gab ihr einen Kuss. "Und es ging ihm... Er war sehr beherrscht, hat sehr gut versteckt was in ihm vorging. Und erinnerst du dich noch an Ruim? Den Idioten aus 1?", begann ich weiter.
Zur Antwort schnaubte sie.
"Emlek hat sich mit ihm angelegt, nachdem er wieder dumme Bemerkungen gemacht hat. Einfach so, obwohl wir uns nicht wirklich kennen.", erzählte ich und musste selber an diese Situation zurück denken.
Ruin war ein typischer Karriero. Er gab immer und überall an, während er gegen die, gegen die er sich als überlegen ansieht, herzieht. Im Kapitol brauchte es nicht viel um mir überlegen zu sein, weshalb er gerne auf mir herum hackte. An diesem Tag war dies wieder der Fall, doch ehe es auch nur wirklich bei mir ankam hatte Emlek ihn angeknurrt und gewarnt, er solle so etwas nie wieder in meiner Gegenwart sagen. Andernfalls würde er dafür sorgen, dass er es nie wieder tat.
„Er scheint wirklich ein netter Junge zu sein.", stelle Naneah fest. „Vielleicht ein Freund. Du hast wirklich einen verdient."
"Vielleicht. Auch wenn wir nicht viel miteinander reden. Wobei er außer mit mir sonst mit niemanden spricht, deshalb ist das ja eh ein Vorteil.", lachte ich, da ich an sein Interview denken musste.
„Zwischen Freunden braucht es nicht viele Worte. Es zählt nur, dass er dich versteht und du ihn."
"Sehr weise Mrs. Willen. Deshalb, und aufgrund tausend anderen Gründen habe ich dich geheiratet.", erklärte ich lachend, ehe ich sie hochhob und durch die Tür nach drinnen trug.
„Darin bist du auch schneller geworden."; lobte sie mich und ich musste grinsen.
"Naja, ich mache es ja nun schon seit über 4 Jahren.", erwiderte ich, ehe ich ein wenig ernster wurde. "Du hast mir so unglaublich gefehlt Naneah. Ich liebe dich."
„Und du mir erst. Ich wünschte, ich könnte mit dir ins Kapitol fahren, um dir zu helfen.", erwiderte sie und legte ihre Stirn gegen meine.
"Ich wünschte wir könnten beide hier bleiben.", sagte ich und zog sie fest an mich. "Aber vielleicht habe ich dort ja jetzt jemanden gefunden der mir hilft."


ENDE
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Wenn ihr mehr über Malon und Naneah erfahren wollt, lässt unsere Geschichte "Remeny & Emlek -Stumme Schreie" 
Darin kommen die beiden ebenfalls vor und ihr Geschichte geht weiter.
 

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