Malon & Naneah - Die 20. Hungerspiele | Kapitel 6 Naneah

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Den nächsten Tag fühlte ich mich nur noch schlechter. 

Selbst im Distrikt begannen die Leute nun über die Hungerspiele zu reden. Dies war normal aber das unsere Tribute an sich so gute Punkte hatten, machte es nur um so spannender. Jeder wusste, dass sie an sich eine Chance hatten.

Trotzdem hatte ich Malon verloren und wollte nicht darüber reden. 

Monoton saß ich in der Schule und verrichtete danach meine Arbeit.

Da ab morgen Nachmittag Pflichtfernsehen war, musste ich am heutigen Tag noch um so härter arbeiten, um Fallas Anteil auch rein zuarbeiten. 

Ich schlief mehr auf den Weg zu Malons Eltern, als das ich wach war. 

Meinen Vater hatte ich schon seit Tagen nicht mehr gesehen, was mir sorgen machte, aber es blieb keine Zeit, um auch noch nach ihm zu sehen. 

Ich hoffte nur, dass er morgen, wenn die Spiele begannen, da war. Ohne ihn würde ich dies einfach nicht überleben. 

Aber noch wollte ich nicht versuchen, daran zu denken. 

Schnell quälte ich mir etwas zu essen herunter, bevor ich mich zu Falla und Erdo auf das Sofa setzte. 

Malons Mutter sah heute etwas besser aus, als in den letzten Tagen. Sie schien den ersten Schock endlich verkraftet zu haben aber ich war mir nicht sicher, was mit ihr passierte, wenn eines ihrer Kinder starb. 

Der Moderator wärmte wieder das Publikum mit ein paar Späßen auf, bevor er den ersten Distrikt nach draußen bat.

Lächelnd kam das Mädchen aus Distrikt Eins auf die Bühne und zeigte sich kampfbereit und erfreut.

Ich versuchte ihnen zu folgen, aber die meiste Zeit war ich mehr damit beschäftigt, wach zu bleiben.

Es interessierte sich niemand wirklich für die Tribute. Der Moderator suchte nur auf freundliche Art und Weise, irgendwelche Geheimnisse, die man den Jugendlichen entlocken konnte. Im Gegenteil versuchten die Jugendlichen etwas preiszugeben, gleichzeitig aber geheimnisvoll zu wirken, dass die Sponsoren ihnen Geld gaben, um sie wieder zu sehen.

Es war einfach nur lächerlich, auch wenn man nicht die Kleidung beachtete, die die Tribute tragen mussten. 

Manche von ihnen gingen ja noch, aber es an sich nur eine Verschwendung von Stoffen, die in grässliche Farben getaucht wurden. Dazu befürchtete ich schon das Schlimmste für Malon und Malie. Wenn ich an ihre Paradeoutfits dachte, wurde mir nur schlecht. 

Ich seufzte genervt auf, als der Junge aus Distrikt Sechs endlich fertig war.

Angespannt setzten wir uns alle drei etwas aufrechter hin, um zu sehen, wie Malie herauskam. Sie trug ein rosanes Kleid, welches eindeutig zu den schöneren gehörte und ihr perfekt stand. Ihre Haare waren in Locken nach oben gesteckt und mit lauter passenden Blüten verziert.

Der Moderator machte Malie Komplimente, bis ein zarter Rotton auf ihren Wangen lag und sie unglaublich süß und unschuldig wirkte. 

„Malie, schön das du da bist."

„Danke Boho.", brachte sie lächelnd heraus. 

Man sah ihr kaum an, wie nervös sie war, was mich stolz stimmte. 

„Du und dein Zwillingsbruder sind also die Tribute von Distrikt Sieben."

„Ja.", antwortete sie nur knapp.

„Stimmt dich das traurig?"

„So sind die Spiele Boho." Wieder traten mir Tränen in die Augen, doch gleichzeitig musste ich schmunzeln. Sehr diplomatisch ausgedrückt Malie.

Der Moderator versuchte es noch einmal auf Malon einzugehen, doch Malie ließ es nicht zu, wodurch er das Thema wechselte. 

Es schien nur wenige Sekunden vergangen zu sein, bevor er Malie auch schon wieder verabschiedete und sie lächelnd von der Bühne ging. 

Mein Herz schlug schneller, als Boho eine Pause machte, bevor er meinen Freund ankündigte.

"Nun begrüßen sie mit mir die zweite Hälfte, Malon Willen."

Ich schnaubte, gleichzeitig mit Falla beleidigt auf, was Erdo ein kleines Lächeln entlockte.

Malon schien genau so begeistert von dieser Ankündigung. Es konnte aber auch an dem weißen Anzug und dem rosa Hemd liegen. Er sah toll im Anzug aus, nur die Farbe brachten nicht nur mich zum schmunzeln.

Höflich schüttelte er die ausgestreckte Hand des Moderators, bevor er sich auf das Sofa fallen ließ und entspannt sitzen blieb.

"Na mein Guter, wie geht es dir?", fragte Boho als erstes, um wahrscheinlich mit Malon warm zu werden. 

"Gut, danke der Nachfrage.", erwiderte Malon und schenkte der Menge ein selbstbewusstes Lächeln. 

"Ich muss schon sagen, ich habe mich sehr auf dieses Interview gefreut. Noch nie hatte ich Zwillinge bei mir auf dem Sofa sitzen und war neugierig ob ihr euch sehr ähnlich sein würdet." Ich musste nicht zur Seite zu schauen, um zu wissen, das Falla und Erdo die Augen verdrehten.

"Nun, in manchen Dingen sind wir uns sehr ähnlich."

"Nur ihn manchen?" Jetzt schien Boho wirklich interessiert.

"Ja. Liegt vielleicht daran dass sie ein Mädchen ist und ich nicht. Ich stehe also nicht unbedingt auf Kleider oder Schuhe.", konterte Malon und das Publikum brach in Gelächter aus.

"Da könntest du wohl recht haben. Dann nun noch eine andere Frage. Du bist ein ziemlich gut aussehender Kerl wenn ich das mal so sagen darf. Wie viele Verehrerinnen hast du, sei ehrlich.", wollte der Moderator nur wissen. 

"Oh das bleibt mein Geheimnis.", erwiderte Malon ebenfalls lachend und zwinkerte in die Kameras. "Aber Boho, was mich schon immer mal interessiert hat, wie sieht das eigentlich bei Ihnen aus? Als Moderator der Hungerspiele sind Sie bei den Frauen sicher sehr begehrt." 

Besonders die Frauen im Publikum begannen zu kreischen, wodurch der Moderator rot wurde, und kurz aus dem Konzept war.

Ich interessierte mich jedoch nur für Malon. Ich verstand, dass er aus mir ein Geheimnisse machte. Nicht weil er sich für mich schämte, sondern weil er mir die Wahl lassen wollte, vor die Kameras zu treten, wenn er unter die besten Acht kommen würde. Ich war ihm dankbar dafür, da ich kein Mensch war, der die Öffentlichkeit suchte. Dazu noch in eine Kamera zu sprechen, in denen mich jemand fragte, wie viel Hoffnung ich hatte, ihn wieder zusehen, würde mich zerstören.

Boho fing sich wieder und konterte zurück. 

„Bevor unser Gespräch jedoch vorbei ist, möchte ich dir noch für die neun Punkte gratulieren, die du erreicht hast. Keine schlechte Wertung Junge.", beendete er das Gespräch und schüttelte Malon noch einmal die Hand, bevor er ihn verabschiedete.

Ich versuchte jede Sekunde davon einzuziehen, auch wenn ich nur Malons Rücken sah.

Die restlichen Interviews zogen nur so an mir vorbei. 

Immer wieder sah ich Malons Gesicht vor mir, wie er lächelte. Selbstbewusst und schelmisch.

Das war mein Malon und ich wusste, wie sehr er jede Sekunde davon gehasst haben musste. 

Ich wünschte, ich könnte ihn jetzt in die Arme schließen und mich an seine Brust schmiegen, doch das würde nie wieder passieren. 

Als die Show endlich vorüber war, war ich die erste, die das Sofa verließ und nach oben ging. 

Ich fand Malons Zimmer blind und legte mich wieder in sein Bett.

Trotz meiner Müdigkeit, fand ich keinen Schlaf.

Meine Augen wollten einfach nicht zu bleiben und auch wenn sie es taten, sah ich nur, wie Malon von Waffen durchbohrt wurde, oder von Mutationen getötet. 

Wie sollte ich es durchstehen ihn am Morgen beim sterben zu sehen zu müssen?

Wie sollte ich diese Spiele überleben?

Malon & Naneah - Die 20. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt