Malon & Naneah - Die 20. Hungerspiele | Kapitel 14 Naneah

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Die Nacht verging schnell und so gut wie schlaflos.
Wieder in Malons Haus zu sein, zu wissen, dass er nur wenige Meter von mir entfernt war und sie doch Kilometern glichen, machte mich wahnsinnig. Aber ich musste für ihn stark sein. Schließlich hatte ich es Malie an ihrem Grab versprochen und ich wollte es nicht brechen.
Da ich jedoch nicht schlafen konnte, starrte ich die ganze Nacht nur an die Decke oder aus dem Fenster auf den Wald.
Eins war dies unser Zufluchtsort gewesen, wie von so vielem im Distrikt, aber jetzt schien er Malon nur noch an die Arena zu erinnern und nicht mehr an unsere gemeinsamen Stunden.
Die Trauer wollte mich wieder über mahnen und ich belehrte mich innerlich selber. Selbstmitleid würde mir nicht helfen und noch weniger Malon. Es war nun einmal so wie es war. Ich musste es akzeptieren.
Als die ersten Sonnenstrahlen über die Hügel traten, sprang ich deshalb auf und beschloss aufzustehen.
Hier herumliegen und der Vergangenheit nachtrauern würde mir sowieso nichts bringen.
Schnell machte ich mich frisch, ehe ich in die Küche ging.
Im Gewinnerhaus mangelte es an nichts. Selbst frisches Obst war hier, wodurch ich beschloss Malon ein kräftigendes Müsli mit Obst zu machen. Wieder etwas, was er einigermaßen bei sich behalten müsste.
Daneben stellte ich ihn ein Glas Milch zum trinken und eines zum drüber gießen.
Dummerweise war diese Mahlzeit viel zu schnell zubereitet und ich wusste nicht mehr wirklich, was ich mit mir anfangen sollte.
Ein Feiger Teil meiner selbst, flüsterte mir zu einfach zu gehen. Er hatte essen, mehr war erst einmal nicht wichtig.
Andererseits war ich mir sicher, dass er nichts essen würde, wenn ich jetzt schon ginge. Also hievte ich mich seufzend auf die Ablage hoch und hockte mich im Schneidersitz hin. Dann wartete ich, bis er kam und versuchte mich innerlich darauf vorzubereiten.
Es dauerte nicht wirklich lange, bis sein Kopf zur Tür herein lugte. Sein Haar war nass, wodurch ich vermutete, dass er geduscht hatte.
„Morgen", sagte er leise, ehe er weg sah.
„Morgen.", gab ich zurück und zeigte auf den Tisch. „Dein essen ist schon da."
Wieder stöhnte er.
"Es ist viel zu früh um zu essen!"
War ja klar, dass er sich wieder sträubte.
„Iss oder ich mach mehr.", befahl ich.
Er schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme vor dem Körper, wodurch ich dieses mal aufstöhnte.
"Du hast gestern Abend nichts gegessen und heute morgen sicherlich auch noch nicht. Du hast sicher mehr Hunger."
„Ich hatte gestern schon genug gegessen, ehe ich in den Wald bin"; log ich, „und ich werde nach dir essen. Also setz dich da hin und iss."
"Du weißt doch, dass ich sofort merke wenn du lügst. Also, setzt dich mit an den Tisch oder wir warten beide noch mit den Frühstück."
Dieses mal war ich diejenige die wütend funkelte, aber ich gab nach und machte mir ebenfalls ein Müsli, ehe ich die Schüssel etwas zu schwungvoll abstellte und mir Milch eingoss. Demonstrativ starrte ich ihn an, als ich den ersten Löffel aß.
Brav setzte er sich an den Tisch und begann ebenfalls zu essen. Eine Weile ging es gut, doch dann hörte ich nicht mehr das rhythmische klirren des Geschirrs.
Kurz schielte ich zu Malon. Ich hatte es mittlerweile oft genug gesehen, wenn sein Blick sich veränderte, um die Anzeichen zu erkennen. Er verschwand schon wieder.
„Malon!", schrie ich seinen Namen.
Es schien zu wirken, da er auf einmal seinen Kopf schüttelte und mich verwirrt anschaute.
"Du hast mich angeschrien.", fasste er zusammen. "Mach das bitte jedes Mal!"
Sein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen und ich verstand überhaupt nichts mehr. Ich konnte ihn nur verwirrt anschauen und darauf warten, dass das Adrenalin in meinen Adern wieder nachließ.
"Ich war dabei wieder die Kontrolle zu verlieren, als du meinen Namen geschrien hast. Dadurch bin ich erschrocken und war wieder da. Ich versteh es ja selber nicht wirklich, jetzt wo ich es sage klingt es sogar total verrückt. Aber schrei mich in Zukunft einfach immer an."
„O...kay.", brachte ich keuchend heraus und aß weiter mein Müsli, um meine Hände zu beschäftigen und das zittern zu verstecken.
"Ich bin fertig." , erklärte Malon auf einmal und stand einfach auf.
Ließ mich wieder einmal allein zurück, als er einfach in sein Zimmer hoch ging.
Frustriert räumte ich die Küche auf, ehe ich überlegte, ob ich nicht einfach gehen sollte. Er wollte mich anscheinend nicht um sich habe, war gleichzeitig aber wütend wenn ich nicht angemessen reagierte? Was wollte er von mir?
Deswegen ging ich die Treppe hoch und klopfte an seiner Tür.
"Ja." , kam nur zurück, doch er öffnete nicht die Tür.
Seufzend machte ich sie selber auf, blieb aber im Rahmen stehen und lehnte mich dagegen. Starrte ihn an.
„Soll ich gehen? Ich kann Abends wieder kommen und dir etwas zu essen machen."
"Willst du gehen?" , stellte er mir als Gegenfrage und ich schaute ihn traurig an.
„Das solltest du dir selber beantworten können.", erklärte ich leise.
"Dann bleib.", erklärte er und ein Stein viel mir vom Herzen.
Malon stand auf und kam auf mich zu. Ich zwang mich stehen zu bleiben, auch wenn er weit über mir aufragte.
Ich wusste nicht wirklich, wie ich reagieren sollte, also blieb ich einfach stehen.
"Du hast Angst vor mir.", schlussfolgerte er, "Verständlich." Zwar lächelte er, doch ich sah, dass ihn die Erkenntnis traf, aber ich konnte schlecht lügen.
„Nicht vor dir Malon.", versuchte ich zu erklären. „Dem anderen Teil? Vielleicht. Noch. Gib mir Zeit."
Jetzt war ich diejenige die einen Schritt auf ihn zu machte, doch dann unschlüssig stehen blieb.
"Dem anderen Teil? Teil? Nun ja, dieses Teil ist da, tut mir leid, aber ich werde es, oder ihn, einfach nicht los."
Wütend griff er an seinen Hals und löste die Kette.
"Hier. Ich bin mir nicht sicher ob sie bei dem Teil gut aufgehoben ist."
Er drückte mir die Kette in die Hand und ging einfach an mir vorbei.
"Brauche frische Luft."
Das war zu viel. Jedes mal, wenn ich versuchte, ihm meine Seite zu erklären, wurde er wütend, wollte mich nicht verstehen. Malon verstand einfach nicht, dass er mich nicht nur körperlich verletzten konnte, sondern auch seine Worte immer wieder tiefe Wunden rissen.
Meine Beine gaben nach und ich spürte nicht einmal wie meine Knie hart auf den Zimmerboden aufschlugen. Ich umschlang meinen Körper mit meinen eigenen Armen, wünschte mir Malie und meinen Malon wieder.
Die Tränen, die ich solange zurück gehalten hatte, kamen in strömen raus und laute schluchzende Geräusche kamen über meine Lippen.

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