❝She says nothing at all, but simply stares upward into the dark sky and watches, with sad eyes, the slow dance of the infinite stars.❞
- Neil Gaiman, StardustZuerst sah ich gar nichts, völlige Dunkelheit, doch als meine Augen sich an die Düsternis gewöhnt hatten, konnte ich unscharf die Umrisse der Backsteine, die die Mauern vor mir säumten, erkennen. Es sah aus wie eine Art Gang, der sich unendlich in die Dunkelheit zu ziehen schien. Aber wenn man nichts als Schwärze sah, wirkte alles schnell unendlich. Ich wagte mich ein wenig weiter zu gehen. Schritt für Schritt und mit beiden Händen an den gegenüberliegenden Mauern links und rechts des Ganges, in dem ich mich befand, versuchte ich voran zu kommen. Das war gar nicht so leicht, denn überall auf dem Boden lag ein großer Teil der Backsteine herum, dann bog der Gang auf einmal nach links oder rechts ab. Die Orientierung zu behalten und das auch noch im Dunkeln war wirklich verdammt schwer. Auch die Tatsache, dass mir aufgrund meiner durchnässten Kleidung langsam ziemlich kalt wurde, machte das Ganze nicht besser. Daher beschloss ich für heute Schluss mit der Erkundungstour zu machen und mich ein andermal diesem Labyrinth zu widmen, bevor ich mich noch verlief.
Zurück unter freiem Himmel atmete ich die frische Regenluft tief ein, bevor ich die Falltür hinter mir verschloss und sie wieder hinter den Efeu-Ranken versteckte.
Ich saß endlich wieder in einen dicken Woll-Pullover gepackt unter der kuscheligsten Decke, die ich besaß, mit einer Schüssel randvoll mit Popcorn auf dem Schoß und einem meiner Lieblingsfilme im Fernseher auf meinem Bett. So ließ es sich leben.
Der Tag heute und vor allem die gestrige Nacht waren anstrengend gewesen, kräftezehrend. Zuerst dieser gruselige Traum, der mich noch immer in meinen Gedanken verfolgte, dann das Feuer und zu guter Letzt noch die Sache mit meinem Vater.
Ehrlich gesagt war ich mittlerweile froh, dass ich morgen für etwas längere Zeit mal aus dem Haus kommen würde. Hier fiel mir noch die Decke auf den Kopf und außerdem war ich dann nicht hier, wenn Marc mal wieder ein paar Gläser zu viel getrunken hatte.
Nachdem der Film leider Gottes auch irgendwann sein Ende genommen hatte, machte ich mich bettfertig und legte mich schlafen. Aber es wäre ja auch zu schön gewesen, gleich einzuschlafen. Egal wie ich mich legte, wälzte oder zusammenrollte, ich schlief nicht ein. Der eigentliche Grund für meine Unruhe war allerdings, dass ich, immer wenn ich die Augen schloss, das ängstliche Gesicht des kleinen Jungen aus meinem Traum vor mir sah. Das alles ließ mir einfach keine Ruhe.
Mit der Hand tastete ich nach meinem Handy und konnte ein leidiges Seufzen, als ich die Uhrzeit sah, nicht unterdrücken. Es war bereits nach drei Uhr morgens, morgen würde ich wie eine Untote durch die Schulkorridore wandeln. Konnte es denn noch schlimmer kommen?
Da ich auch nach weiteren dreißig Minuten noch nicht eingeschlafen war, tapste ich schließlich mit nackten Füßen die große Holztreppe nach unten und machte mir in der Küche eine Tasse heiße Schokolade. Nachdem ich eben diese geleert hatte, trugen mich meine müden Füße erneut die Treppe nach oben in mein Zimmer, wo mein Bett bereits einladend auf mich wartete. Schon kurz nachdem ich mich hingelegt hatte, kam tiefer Schlaf über mich.
Aus dem Haus hetzend zog ich mir noch meinen zweiten Schuh an und rannte zu meinem Auto. Ich würde verdammt noch mal zu spät kommen. Als ich den Motor gestartet hatte und die Uhrzeit auf dem Armaturenbrett angezeigt wurde, wurden meine Hoffnungen, es vielleicht doch noch pünktlich zu schaffen, über den Haufen geworfen. Es war schon zehn vor acht und ich musste auch noch tanken, weil ich die letzten Male zu faul gewesen war. Das hatte ich jetzt davon. Da ich so oder so schon zu spät war, ließ ich mir Zeit und fuhr gemütlich zur Tankstelle. Jetzt am ersten Tag hatte ich sowieso noch den ‚Ich-Bin-Die-Neue-Bonus', warum sollte ich ihn vergeuden? Das Schuljahr würde nicht mehr lange dauern und ich war in der Abschlussklasse, wen kümmerte es da, wenn ich eine Stunde zu spät kam?
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Destruction
Science FictionZuvor hieß diese Geschichte 'Dragon Blood'. Das hier ist eine Art Reboot. Viel Spaß! 'Things we lost to the flames Things we'll never see again All that we've amassed Sits before us, shattered into ash' Eis und Feuer. Zwei natürliche Gegensätze. Wer...