❝And like the moon, she had a side of her so dark, that even the stars couldn't shine on it; she had a side of her so cold, that even the sun couldn't burn on it.❞
-Abigail J.Die kühle Luft wehte mir einen frischen Duft nach Zitronenmelisse, der mir sehr bekannt vorkam, entgegen und ich konnte nicht umhin, einfach die Augen zu schließen und die Stille, die nur durch das Plätschern eines kleinen Baches durchbrochen wurde, zu genießen. Als ich meine Augen wieder geöffnet hatte, entdeckte ich den Bach und wie durch einen Magneten wurde ich praktisch von dem Wasser angezogen. Es war so rein und klar wie Eis und es fühlte sich auch genauso angenehm kühl an, als ich es mir über die Unterarme spritzte. Ich setzte mich schließlich ans Ufer und ließ meinen Blick über meine Umgebung schweifen.
Es handelte sich hierbei wohl um eine Art unterirdische Höhle. Dennoch wuchsen hier Bäume und Blumen, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Das Gras, auf dem ich saß, war so unsagbar weich, sodass ich mich einfach nach hinten fallen ließ und nach oben an die Decke der Höhle starrte. Ich zwickte meine Augen zu kleinen Schlitzen zusammen, als ich helle Punkte, die ich für Sterne gehalten hätte, wüsste ich nicht, dass ich mich hier keineswegs unter freiem Himmel befinden konnte, erkannte. Es musste eine Art leuchtendes Gestein sein, anders konnte ich es mir nicht erklären.
Die kühle Atmosphäre hier ging binnen Minuten auf mich über, weswegen ich die Augen schloss und diese vollkommene Ruhe, die sich in mir ausbreitete, genießen wollte. Und so geschah es, dass ich in einen tiefen und traumfreien Schlaf sank.
Als ich wieder aufwachte, streckte ich mich erst mal genüsslich und ließ meinen Nacken knacksen, nachdem ich mich wieder aufgesetzt hatte. "Hör auf damit, Florence. Ich kann dieses Geräusch nicht ausstehen", ertönte eine dunkle Stimme hinter mir.
Erschrocken drehte ich den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war und atmete erleichtert auf, als ich Darian auf einem Felsbrocken erblickte. Ich erhob mich und klopfte mir das Gras von der Hose, dann setzte ich mich neben Darian auf den Felsbrocken. "Wie lange bist du schon hier?", fragte ich, ohne auf seinen Kommentar einzugehen. "Eine Weile. Du hast fürchterlich laut geschnarcht", meinte er mit einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen. "Hab ich nicht." "Oh doch, die Wände haben schon beinahe vibriert." "Halt die Klappe", lachte ich.
Es war seltsam, dass es Zeiten gab, in denen ich mich mit ihm so gut verstand wie jetzt und Zeiten, in denen ich ihm an die Kehle springen könnte, wobei diese meistens überwogen. Es würde wahrscheinlich nicht lange dauern bis einer von uns beiden etwas falsches sagen würde und wir uns erneut in die Haare kriegen würden.
"Was sind das für Steine, da oben an der Decke?", versuchte ich das Gespräch in eine ungefährliche Richtung zu lenken. "Mondsteine. Als ich das erste Mal hierher gekommen bin, hielt ich sie für Sterne oder dergleichen", antwortete er mir. Ich musste lachen, das gleiche hatte ich auch gedacht.
Nach einem Moment des Schweigens, war es schließlich Darian, der erneut die Stille brach. "Wegen vorhin...was ist das mit deinem Vater?"
Das war wohl der Moment, auf den ich schon gewartet hatte. Der Moment, in dem die Seifenblase um mich herum platzte und mich die Sorgen und Bürden meines Lebens wieder erreichten. Dieser eine Satz, diese simple Frage brachte mich auf den harten Boden der Tatsachen zurück. "Florence?" Ich zuckte zusammen, alle Muskeln in meinem Körper waren zum Zerreißen angespannt. Seit ich hier in Wilderland angekommen war, hatte ich so selten an Marc gedacht wie noch nie zuvor. Es schien alles so weit weg- als wäre es nicht ich gewesen, die mein Leben gelebt hätte. Als wäre ich nur ein Zuschauer.
Eine kalte Hand legte sich auf meinen Unterarm und ich schreckte erneut zusammen. "Florence, was ist los mit dir?" Benommen richtete ich meinen Blick auf Darians grüne Augen und versuchte, mich wieder zu sammeln. "Nichts, mir geht es gut. Ich war nur in Gedanken", entgegnete ich schließlich mit brüchiger Stimme. "Florence, du-" "Ich möchte jetzt gehen, zeigst du mir den Weg zurück?", unterbrach ich ihn, während ich mich von dem Felsbrocken erhob und mich in Richtung des Ausgangs wand.
Auf dem Weg zurück zu meinem Zimmer schwiegen wir beide, keiner traute sich auch nur noch ein Wort zu sagen, aber ich hatte auch nichts anderes erwartet. Nach unserer kleinen Unterhaltung hing jeder von uns seinen eigenen Gedanken nach. Ich fragte mich, was in seinem Kopf vorging, was sich hinter der altbekannten kühlen Maske abspielte.
Darian
Sie verbarg irgendetwas und ich war mir ziemlich sicher, dass es nichts Gutes war. Irgendein dunkles Geheimnis, wie jeder eines hatte und das niemanden etwas anging. Trotzdem brannte ich darauf, zu erfahren, was in dem perfekten Leben der perfekten Florence Blackwood nicht passte. Auf der anderen Seite hatte sie wirklich verstört gewirkt, als ich ihren Vater erwähnt hatte. Wie sie zusammengezuckt war.
Es war schon lange her gewesen, seit ich Marc Howard das letzte Mal gesehen hatte. Aber wäre ihm etwas zugestoßen, hätte ich sicherlich davon Wind bekommen. Nein, es musste irgendetwas anderes sein, das zwischen ihnen stand. Ich ahnte nichts Gutes.
"Dann ähm...danke. Es hat mir viel geholfen, dass du mich an diesen Ort gebracht hast", stammelte sie, als wir endlich an ihrem Zimmer angekommen waren. "Du schienst ein wenig Ruhe und Zeit für dich selbst nötig gehabt zu haben", brachte ich ihr entgegen. Sie nickte kurz, bevor sie sicch verabschiedete und die Tür vor meinen Augen schloss.
"Dar?", hörte ich eine leise Stimme hinter mir. Nora. Mit einem breiten Grinsen folgte ich der Stimme und zog meine kleine Schwester in eine feste Umarmung, als ich sie erreichte. Gott, wie ich sie doch vermisst hatte. "Wie geht's dir?", murmelte ich gegen ihr Haar. "Gut, mach dir um mich keine Sorgen", hörte ich ihre Stimme, die nur gedämpft zu mir drang. Schließlich schob ich sie sanft von mir, damit ich sie ansehen konnte.
Sie war blasser und dünner seit dem letzten Mal und ihre sonst so strahlenden Augen hatten an Glanz verloren. Ihr ging es ganz sicher nicht gut und ich hasste mich dafür, dass ich sie hatte hier lassen müssen. Aber es gab nichts, was ich nicht schon versucht hätte. Das einzige, was ihr half und ihre Situation nicht noch verschlimmerte, war, dass ich das tat, was die Königin von mir verlangte.
"Wer ist sie? Sag bloß nicht, du hast schon wieder eine aufgerissen, Dar", meinte sie mit einem tadelnden Unterton in der Stimme. Ich musste lachen. Trotz der Jahre, die sie hier verbracht hatte, war sie noch immer so unbeschwert und offen wie eh und je. "Nein, die nicht. Sie ist nicht zum Vergnügen hier", antwortete ich wahrheitsgemäß. Einen Moment lang sah Nora mir noch zweifelnd in die Augen, bevor sie erneut zu Grinsen begann. "Gut, ich glaube dir jetzt einfach mal. Aber was will sie dann hier? Sie sieht nicht aus, als käme sie von hier." "Nein, das tut sie wirklich nicht. Ich denke allerdings nicht, dass wir das hier besprechen sollten, Nora. Komm, du musst mir erzählen, was ich verpasst habe. Was ist mit dem Vollidioten, der dich nicht in Ruhe gelassen hat? Hast du ihn noch mal gesehen?", fragte ich, um das Thema zu wechseln. "Nein, der hat sich nicht mehr blicken lassen. Kein Wunder- so wie du ihn zugerichtet hast." "Das ist gut. Der Typ ist ein Schwein."
Ich legte ihr meinen Arm um den Nacken und gemeinsam liefen wir die Gänge entlang. Ich wusste schon jetzt, dass ich sie wieder fürchterlich vermissen würde, sobald ich Ilios wieder verlassen hatte.
Hier endlich mal wieder ein neues Kapitel. Was haltet ihr bis jetzt von Nora? Schreibt's mir doch in die Kommentare und teilt mir eure Meinung mit. Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen.
nightfallight
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Destruction
Science FictionZuvor hieß diese Geschichte 'Dragon Blood'. Das hier ist eine Art Reboot. Viel Spaß! 'Things we lost to the flames Things we'll never see again All that we've amassed Sits before us, shattered into ash' Eis und Feuer. Zwei natürliche Gegensätze. Wer...