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In the depth of winter I finally learned that there was in me an invincible summer.
-Albert Camus

Das kalte Wasser auf meiner Haut zu spüren, tat wirklich gut, auch wenn der Verband an meinem Bein die ganze Sache ein wenig verkomplizierte. Nach etwa einer halben Stunde trat ich aus der Dusche und zog mir wieder die kurze Hose an und dieses viel zu weite T-Shirt. Irgenwie fand ich es seltsam, dass es hier diese Art von Kleidung gab, während die Königin ein sehr edles Kleid getragen hatte und auch Andoniel war alles andere als leger gekleidet gewesen. Als ich aus dem Bad kam, wollte ich Darian gerade danach fragen, doch als ich ihn schlafend vorfand, entschied ich, etwas ganz anderes zu tun.

Denn so konnte ich wenigstens die Gelegenheit ausnutzen und von hier verschwinden. Ich schnappte mir wieder den Pullover, den er mir auf der Lichtung gegeben hatte, zog diesen schnell über das Shirt, das ich trug und verschwand auf Zehenspitzen aus dem Zimmer. Aber jetzt, da ich den kühlen Steinboden unter meinen Füßen spürte, wurde mir erst richtig bewusst, das mein Vorhaben schwieriger umzusetzen war, als ich gedacht hatte. Ich hatte weder meine Schuhe, noch eine lange Hose und in der Kälte dort draußen würde ich mir den Tod holen. Außerdem war ich nicht so naiv zu glauben, ich würde den Weg zurück zu der Lichtung finden, geschweige denn durch dieses riesige Labyrinth. Vielleicht wäre es doch nicht so schlau, sich rauszuschleichen.

Dennoch wollte ich nicht einfach aufgeben, ich suchte meinen Weg, der mich durch etliche Gänge führte, aber mich letztendlich keinen Schritt näher an mein Ziel zu bringen schien. Die Zeit rauschte nur so an mir vorbei, als ich mich fragte, ob Darian mittlerweile schon bemerkt hatte, dass ich weg war. Gerade als ich diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, hörte ich ein lautes Scheppern aus dem Raum neben mir. Verwundert blieb ich stehen und dann führte das Eine zum Anderen.

 Jemand die Türe neben mir  auf und rannte, noch bevor ich reagieren und ausweichen konnte, mit voller Wucht gegen mich. Ich stolperte zur Seite und suchte Halt an der Wand. Ich war im Kreis gelaufen, das war das Zimmer in dem ich Darian schlafend zurückgelassen hatte. Eine weitere Chance, die sich in Staub aufgelöst hatte.


Was war das nur immer, dass wir andauernd ineinander rannten?"Was ist denn in dich gefahren?" Er warf mir einen abwägenden Blick zu. "Ich dachte, du wärst abgehauen", warf er mir schwer atmend vor. Ich sah nur zu meinen Füßen, in denen sich ein dumpfes Gefühl der Taubheit breitzumachen schien und zuckte mit den Schultern. Fröstelnd trat ich von einem Fuß auf den anderen. "Ist dir kalt?", fragte er mit einem strengen Ausdruck in den Augen, woraufhin ich nur die Augen verdrehen konnte. "Nach was sieht's denn aus?", entgegnete ich genervt.

Der Ausdruck in seinen Augen, der zuerst wütend gewesen war, änderte sich jetzt zu belustigt. "Dabei trägst du doch schon mein Shirt und meinen Pullover", meinte er mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen. "Das ist dein Shirt? Warum trage ich dein Shirt?", fragte ich verwundert- "Gab nichts anderes", war die schlichte Antwort, die von einem Schulterzucken begleitet wurde. Na toll.

Nachdem ich Darian einen Moment mit zusammen gekniffenen Augen angesehen hatte, senkte ich jetzt meinen Blick wieder auf meine nackten Füße.

Ich wollte das alles nicht. Ich wollte nicht hier sein- und schon gar nicht mit Darian, dessen Stimmungsschwankungen bei mir ein Schleudertrauma verursachten. Ich wusste noch immer nicht, was die Leute hier von mir wollten und alles wonach ich mich sehnte war mein eigenes Zuhause in meiner eigenen Welt. Aber was brachte es mir herumzujammern?

Ich straffte die Schultern und hob meinen Blick wieder und sah in Darians smaragdgrüne Augen. "Und was passiert jetzt?" Er schien kurz zu überlegen bevor er mir antwortete. "Jetzt wirst du dich wohl mit dem Ganzen hier auseinandersetzen müssen. Die Königin wird sicherlich mit dir sprechen wollen." Ich nickte kaum merklich, dann führte Darian mich zu ihr. Anders als erwartet saß die Königin nicht auf ihrem Thron, sondern schritt in dem Thronsaal auf und ab. Andoniel stand, wie gestern auch, neben ihrem Thron. Als sie mich erblickte, wurden ihre kühlen Augen wachsam. Ich bekam eine Gänsehaut. Irgendetwas an dieser Frau war mir nicht ganz geheuer, doch vielleicht lag das nicht an ihr, sondern an mir und ich bildete mir nur etwas ein. Darian schien ja auch kein Problem mit ihr zu haben, zumindest hatte ich von nichts dergleichen Wind bekommen.

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