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We're each alone inside our heads, some more than others.
-Jonathan Maberry

Meine Füße waren nass, mein Bein tat weh und mir war eiskalt. Ich könnte die Liste bestimmt noch weiterführen, aber dafür hatte ich keine Zeit. Ich war zu sehr damit beschäftigt, mich zu fragen, wo ich jetzt war. Denn ganz offensichtlich befand ich mich nicht mehr in dem Labyrinth unter unserem Haus und Darian auch nicht. So langsam begann ich daran zu zweifeln, dass er ein ganz normaler Kerl wie jeder andere war. Dafür kannte er sich hier nämlich viel zu gut aus. Ich hingegen stolperte nur über meine eigenen Füße wie ein blindes Huhn. Deswegen warf Darian warf mir wohl immer wieder genervte Blicke zu, die meine Laune nicht gerade besserten. Doch ich glaubte nicht, dass das im Moment überhaupt irgendetwas zu schaffen vermochte.

Mein Blick wanderte über die vielen Pflanzen, die den Wegrand säumten und ich erkannte keine einzige von ihnen, doch sie alle hatten etwas gemeinsam: sie waren verdorrt und von Schnee bedeckt. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie kam mir dieses Bild bekannt vor. Ich grübelte, wo ich so etwas ähnliches bereits gesehen hatte und dann überrollte es mich wie eine Lawine. In meinem Traum- ja, da war ich mir sicher. Ob es den Pflanzen hier genauso ergangen war wie der Rose in meinem Traum?

Beinahe hätte ich schon Darian danach gefragt, aber dann erinnerte ich mich daran, dass weder er mich, noch ich ihn leiden konnte und er mir sowieso nicht antworten würde. Also schluckte ich meine Frage wieder runter und konzentrierte mich auf den Weg vor meinen Füßen, damit ich endlich aufhörte wie eine betrunkene Gans herumzustolpern.

Ich hatte das Gefühl, dieser Weg würde ewig dauern, doch gerade als ich Darian fragen wollte, wie lange es noch dauern würde, bis wir endlich dort ankämen, wo auch immer er mich hinbringen wollte, da stieß ich- schon wieder- mit ihm zusammen und machte mit seinem harten Rücken Bekanntschaft. Mit verwirrtem Blick sah ich von meinen Füßen auf und rieb mir die schmerzende Nase. Warum blieb der Kerl denn bitte einfach so ohne Vorwarnung mitten auf dem Weg stehen?

Ich ging einen Schritt zur Seite, um den Grund seines plötzlichen Halts zu sehen- und wurde augenblicklich fündig. Wir waren wohl angekommen. Vor uns war ein riesiges Eichentor, das von zwei Männern, die jeweils links und rechts davon standen, bewacht wurde. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Darian die Kiefer stark aufeinander presste und noch einmal tief durchatmete, bevor er auf die Männer zuging. Ich wollte ihm schon folgen, aber in dem Moment, in dem ich mich in Bewegung setzte, drehte er sich kurz zu mir um und zischte ein "Du wartest hier", bevor er sich wieder den Wachen des Schlosses, das sich vor uns auftat, zuwandte.

Von meinem Standpunkt aus konnte ich nicht verstehen, was dort geredet wurde, aber nach wenigen Augenblicken konnte ich ein leichtes Nicken bei einer der Wachen ausmachen, danach öffnete sich das Tor- erstaunlicherweise ohne zu knarzen oder auch nur im geringsten zu quietschen. Währenddessen konnte ich nichts anderes tun, als das Ganze staunend und mit geöffneten Mund zu beobachten. Erst jetzt nahm ich das monströse Gebäude vor mir richtig wahr. Die Außenmauern des Schlosses bestanden aus weißem Marmor, der im milden Sonnenlicht glitzerte wie Schnee an einem schönen Frühjahrsmorgen. Außerdem war der Bereich auf der anderen Seite der Mauer in mehrere Verteidigungsringe aufgeteilte, soweit ich das beurteilen konnte.

Ich zuckte leicht zusammen, als jemand nach meiner Hand griff und mich dann ohne zu zögern hinter sich herzerrte. Augenscheinlich war ich zu sehr damit beschäftigt gewesen, den riesigen Palast vor mir zu bewundern, um zu sehen, dass Darian auf mich zugekommen war. Jetzt stolperte ich mal wieder hinter ihm her und gab mir dabei alle Mühe nicht hinzufallen. Irgendwie kam es doch immer auf's Gleiche hinaus, oder? Er schleppte mich irgendwohin und ich musste zusehen, wie ich damit klarkam.

"Schluss damit."

Ich blieb wie angewurzelt stehen und stemmte die Füße gegen die Pflastersteine auf dem Boden. Darian wollte mich einfach weiterziehen, doch ich ließ es schlicht und einfach nicht zu. Das brachte ihn wohl dazu, sich schließlich doch zu mir umzudrehen. Das wütende Funkeln in seinen Augen sprach Bände, doch ich ließ mich nicht davon einschüchtern und reckte das Kinn nur noch weiter in die Höhe. "Komm mit, ich hab' jetzt wirklich keinen Nerv, mir dein Gemecker anzuhö-". "Das wirst du jetzt wohl müssen, tut mir leid", unterbrach ich ihn. "Tut mir echt so leid, dass du mein Gemecker nicht hören willst, aber weißt du was? Es interessiert mich im Moment einen feuchten Dreck, was du willst. Ich weiß ja nicht, ob du's mitbekommen hast, aber wir sind nicht mehr bei mir zu Hause! Zuerst bringst du mich in dieses bekloppte Labyrinth, wo ich dank diesem verdammten Nebel das Bewusstsein verliere, nur um dann auf irgendeiner Lichtung mit echt seltsamen Bäumen und Schnee aufzuwachen. Und dann, dann bringst du mich hierher, ohne auch nur ein sterbens Wörtchen an mich zu verschwenden und mir zu erklären, was hier überhaupt vor sich geht und dann sagst du mir, dass du keinen Nerv für mein Gemecker hast?"

DestructionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt