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We are all wearing masks - that is what makes us interesting.
-Neil Gaiman

Meine Füße trugen mich immer weiter, die Gänge entlang, Treppen nach unten, bis ich nicht mehr wusste, wo ich war. "Was tust du hier, Florence?" Erschrocken fuhr ich herum, entspannte mich aber sofort wieder, als ich die Königin hinter mir erblickte. War sie mir gefolgt?

"Ich...ähm, ich glaube, ich habe mich verlaufen. Wo bin ich hier?", fragte ich, während ich meine Umgebung nun etwas genauer in Betracht nahm. "Das sind die Verließe, eigentlich solltest du gar nicht hier sein. Komm mit mir, Florence, ich wollte sowieso noch ein paar Worte mit dir wechseln." Sie gab mir ein Zeichen ihr zu folgen, mir blieb also kaum etwas anderes übrig als ihrer stummen Aufforderung Folge zu leisten.

Nachdem wir eine Weile schweigend die Gänge entlanggeschritten waren und die Stille beinahe unerträglich geworden war, erhob die Königin endlich das Wort. "Florence, du musst wissen, dass ich sehr auf deine Unterstützung zähle. Es ist von enormer Dringlichkeit, dass wir den ersten Schritt tun, bevor die Dunklen einen Zug machen können, den wir nicht so leicht verkraften können." Das leuchtete mir ein. Ich wusste allerdings nicht, was ich darauf antworten sollte. "Und was erwarten Sie von mir? Ich meine, was soll ich tun?" Ich wollte nichts sehnlicher, als einfach wieder nach Hause zu gehen. Und das schien nur möglich zu sein, wenn ich tat, was von mir verlangt wurde. "Ich erwarte von dir nur, das richtige zu tun, Florence. Die Dunkelheit muss bekämpft werden- und der erste Schritt in die richtige  Richtung dahin ist die Auslöschung der Drachen", versuchte sie mir zu erklären. "Und wie soll ich das bitte anstellen? Wie soll ich alleine gegen eine Schar von riesigen, feuerspeienden Ungeheuern ankämpfen?", fragte ich ungläubig. "Mit deinen Kräften, Dummerchen. Du hast ja keine Ahnung, wie mächtig du bist."

Dummerchen? Jetzt war ich wohl endgültig im falschen Film angekommen. Wenn ich von irgendjemandem nicht erwartet hätte, mich so zu nennen, dann von ihr.

Mit hochgezogener Augenbraue betrachtete ich die Königin vor mir. Sie wirkte nicht mehr so eiskalt wie bei unserem ersten Auffeinandertreffen und ich konnte sogar etwas wie Wärme in ihren Augen sehen. Anscheinend hatte ich sie wirklich falsch eingeschätzt. "Ich denke nicht, dass ich mächtig bin, wie Sie es sagen. Wohl eher eine tickende Zeitbombe", versuchte ich, ihr deutlich zu machen. "Du kannst lernen, deine Kräfte zu kontrollieren, Florence. Ich kann es dir zeigen." "Sie können mir zeigen, wie ich damit klarkommen kann? Na das will ich sehen, viel Glück dabei", lachte ich.

Die Vorstellung, wie sie mir dabei helfen wollte, meine Kräfte kontrolliert einzusetzen, war absurd. Wie sollte das funktionieren? "Ich sehe dich morgen bei Morgengrauen im Thronsaal, Florence. Und sei pünktlich." Mit diesen Worten ließ sie mich zurück und eilte mit rauschendem Gewand davon die Gänge entlang.

Jetzt da ich wieder alleine war, fragte ich mich, wo ich überhaupt war. Irgendwie sah in diesem Schloss alles gleich aus für mich. Und so verbrachte ich den Rest des Tages damit, wieder zurück zu meinem Zimmer zu finden. Das gab mir Zeit über alles nachzudenken und endlich ein wenig Klarheit und Ordnung in das Chaos in meinen Kopf zu bringen. Aber nichtsdestotrotz war ich überfordert, überfordert mit meiner Aufgabe, mit meiner Situation, einfach überfordert mit allem.

Müde ließ ich mich in mein Bett fallen, nachdem ich endlich das Zimmer, das für mich vorgesehen war, gefunden hatte. Es dauerte nicht lange, bis der Schlaf mich fand und ich in einen leichten Schlaf fiel. Ich hatte nicht einen einzigen Gedanken an die Situation mit Darian mehr verschwendet- und das war auch gut so.

Am nächsten Morgen wachte ich wegen dem Knurren meines Magens auf und mir fiel ein, dass es Ewigkeiten her war, dass ich etwas gegessen hatte. Doch ein Blick aus dem Fenster zeigte mir, dass keine Zeit mehr blieb, um nach etwas essbarem zu suchen.

Trotz der nagenden Leere in meinem Bauch fühlte ich mich nach einer kalten Dusche besser und gewappnet für den heutigen Tag.

Mit noch nassen Haaren eilte ich in die Richtung, in der ich den Thronsaal vermutete und nachdem ich ein paar mal die Richtung gewechselt hatte, fand ich mich endlich in dieser nahezu monströsen Halle wieder. Außer Atem näherte ich mich der Königin, die mich bereits mit einem ungeduldigen Ausdruck auf ihrem hübschen Gesicht, erwartete.

Als sie mich entdeckte, breitete sich ein höfliches Lächeln auf ihren Lippen aus, welches ich sogleich erwiderte. "Da bist du ja. Nun denn, lass uns anfangen."

Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen;)
xx nightfallight

DestructionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt