❝It is better to remain silent at the risk of being thought a fool, than to talk and remove all doubt of it.❞
- Maurice SwitzerIch spürte jeden einzelnen Muskel in meinem gesamten Körper, sogar dort, wo ich nicht erwartet hätte, Muskeln zu haben. Eigentlich tat mir sowieso alles weh. Mein Schädel brummte und die Schmerzen in meinem Bein gingen über alles, was ich je durchgestanden hatte. Doch ich wollte nicht ins Krankenhaus. Am Ende würden sie noch alte Blessuren von Marcs Schlägen finden und das konnte ich einfach nicht zulassen. Er würde ins Gefängnis gehen, nur wegen mir. Nur weil ich nicht stark genug war, die Zähne zusammen zu beißen. Nein, ich würde nicht ins Krankenhaus gehen.
Aber nach diesem Tag, würde ich mir definitv eine große Mütze voll Schlaf und eine große Tafel Schokolade gönnen. Ich war nicht nur körperlich, sondern auch mental total am Ende, ich hatte Schokolade und vielleicht noch ein wenig Eis nötig und außerdem hatte ich es mir verdient. Jetzt pfefferte ich gerade mein Geschichtsbuch in den Spind und warf noch ein paar Schmerztabletten ein, dann machte ich mich langsam und vorsichtig auf den Weg zu meinem Auto. Doch irgendwie wurde ich dieses ständige Gefühl, beobachtet zu werden, nicht los. Andauerd spürte ich brennende Blicke in meinem Rücken, die mir ein flaues Gefühl im Magen bereiteten. Schon schlimm genug, dass mich dieser Thox so schamlos angestarrt hatte, aber anscheinend tat ihm das der Rest von Darians Gang jetzt gleich. Ich hatte echt keine Ahnung, was deren Problem war, aber was ich wusste, war, dass es mich gewaltig nervte. Ich fühlte mich schon ohne deren Zutun wie ein Freak.
Es waren nur noch ein paar Meter bis ich mich auf meinen bequemen Sitz im Auto fallen lassen konnte, aber wie immer machte mir das Schicksal einen Strich durch die Rechnung. "Hey, Flo! Bleib mal stehen!", hörte ich Luke keuchend rufen. Nachdem ich einmal tief durchgeatmet hatte, setzte ich das unbeschwerteste Lächeln auf, das ich im Moment aufbringen konnte und drehte mich zu ihm um. "Was ist?" Mein Ton war etwas harscher, als er eigentlich hatte sein sollen, doch das schien Luke mir nicht weiter übel zu nehmen. "Ist alles in Ordnung bei dir? Du siehst ziemlich fertig aus." "Ja klar, mir geht's gut. Also bis dann, ich muss jetzt los.", wimmelte ich ihn ab. Es schmerzte, ihn so zurückzuweisen, aber erstens hatte ich heute einen verdammt harten Tag hinter mir und zweitens war die Freundschaft, die sich ganz sicher entwickeln würde, wenn ich weiterhin in seiner Nähe blieb, einfach zu riskant. Es gab einen Grund, warum ich so oft alleine war. Es war unkompliziert und einfach.
Ich drehte Luke wieder den Rücken zu und schleppte mich weiter zu meinem Volvo. Als ich das bequeme Polster spürte, entglitt ein erleichtertes Stöhnen meinen Lippen. Ich hatte es geschafft, jetzt musste ich nur noch nach Hause fahren. Ich drehte den Zündschlüssel und trat auf das Gaspedal, doch ich hatte vergessen die Kupplung zu treten. Das Auto machte einen Satz nach hinten, ich hörte einen dumpfen Knall und im nächsten Moment wurde mir bewusst, dass ich soeben jemanden angefahren hatte. Hoffentlich gibt das keine Flecken. Ich schnallte mich wieder ab, stieg aus und hastete schließlich um den Wagen herum. Doch hatte ich den Kieselstein auf dem Boden übersehen. Ich rutschte aus und flog mit einem undefinierbaren Geräusch auf den Boden- oder besser gesagt auf die Person, die vor mir auf dem Boden gelegen war. Der Schmerz schoss wie eine Rakete durch meinen Körper und fast augenblicklich traten mir die Tränen in die Augen. Etwas warmes und klebriges lief mein Schienbein entlang- es konnte nichts anderes als Blut sein. Ich hörte ein leises 'Uff' als mein Körper auf die der anderen Person prallte und konnte spüren, wie sich deren Muskeln unter meinem Gewicht anspannten. Ich stützte mich auf meine Handflächen und als ich dann endlich aufsah, blickte ich in die unverwechselbar smaragdgrünen Augen von Darian. Ein dunkles Grün mit goldenen Sprenkeln, die die Farbe nur noch intensiver erscheinen ließen. Mit einem Mal konnte ich keinen Schmerz mehr spüren und mein ungleichmäßiger Atem regulierte sich wieder ein Stück. "Liegst du bequem?" Ich blinzelte, dann rappelte ich mich etwas unsicher auf den Beinen auf. Für einen kurzen Moment hatte ich überlegt, ihm meine Hand entgegen zu strecken, tat aber im letzten Moment so, als hätte ich mir mit den Fingern durch die Haare fahren wollen. Um diese peinliche Aktion zu überspielen, besah ich mir mein Auto etwas genauer, um sicher zu gehen, dass mein süßer kleiner Volvo keinen Schaden davon getragen hatte. "Du fährst mich über den Haufen und schaust dann nach, ob mit deinem Auto alles in Ordnung ist?" "Na dir scheint es ja bestens zu gehen." Ich hatte ihm noch immer den Rücken zugewandt, also konnte ich sein Gesicht nicht sehen, als er ein abfälliges Schnauben verlauten ließ. Außerdem kehrte der Schmerz in meine müden Glieder zurück und das wollte ich ihm nicht zeigen. Aber der Sturz hatte mir wohl den Rest gegeben. Die Zahlen auf meinem Nummernschild verschwammen zu unlesbaren Schatten und ich krallte mich verzweifelt an meinem Auto fest. Aber nichts desto trotz verlor ich den Halt. Meine Knie sackten weg und auf einmal war alles schwarz. Das letzte, was ich spüren konnte, waren zwei große Hände, die stützend meine Taille umfassten.
"Ja, ist gut. Ich fahr' sie hin." Es dauerte eine Weile, bis ich diese dunkle Stimme, die eigentlich unverkennbar war, zuordnen konnte. Es war die Stimme von Darian. Doch die eigentliche Frage war doch, warum er hier bei mir war. Oder ich bei ihm- wie man es eben nimmt.
Ganz langsam, als würde mich etwas ungemein Schreckliches erwarten, öffnete ich meine Augen. Zunächst nahm ich mein Umfeld nur schemenhaft wahr, aber mit der Zeit klärte sich mein Blick. Meinem Urteil zufolge saß ich in einem Auto, aber ich war mir sicher, dass es nicht mein eigenes war. Dieses Auto war um einiges größer als mein Volvo und auch viel zu nobel. Die grünen Bäume am Straßenrand rauschten wie Geister an uns vorbei. "Wo bringst du mich hin?" Meine Stimme glich mehr einem Krächzen als irgendetwas anderem, doch das änderte sich auch nach ein paar mal husten nicht besser. "Ins Krankenhaus." Sofort startete ein Orchester bestehend aus abertausenden Alarmglocken in meinem Kopf. "Nein, kommt nicht in Frage. Mir geht es schon wieder viel besser." Seine Stimme wurde von einem Schnauben begleitet als er mir antwortete. "Ja sicher." Der Sarkasmus war unverkennbar. "Wie viele Finger sind das?" Er hob seine rechte- oder war es die linke?- Hand und streckte ein paar Finger in die Höhe. Ich zwickte die Augen zusammen, um meinen Blick schärfer zu stellen, aber nada. "Vier?", riet ich. "So viel zu dem Thema 'dir geht es gut'. Ich fahr dich ins Krankenhaus, Florence." "Kommt gar nicht in Fra- Moment mal, woher weißt du, wie ich heiße?"
Ok, ich weiß. Dieses Kapitel ist ziemlich kurz, aber ich wollte mal wieder ein Update hochladen. Also von daher: Viel Spaß!
Grooney
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Destruction
Science FictionZuvor hieß diese Geschichte 'Dragon Blood'. Das hier ist eine Art Reboot. Viel Spaß! 'Things we lost to the flames Things we'll never see again All that we've amassed Sits before us, shattered into ash' Eis und Feuer. Zwei natürliche Gegensätze. Wer...