Kapitel 9

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Ihre wunderschönen Augen gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Weiterhin hatte ich meine Augen geschlossen, unter mir war eine weiche Matratze, eine Decke umhüllte meinen Körper und hielt mich warm. Ein riesiges Kissen unter meinem Kopf, damit meine Träume nicht fliehen konnten, sich im Kissen sammelten und dort ihr Geheimnis weiterlebten. Meine Augen sich langsam, doch ich war nicht im Tourbus mit der Crew, ich lag neben dem schönsten Mädchen der ganzen Welt. Ihre roten Haare umschmeichelten ihr wunderschönes Gesicht, ihre geschlossenen Augen ließen sie friedlich wirken, dabei hatten wir die wildeste Nacht seit langem. Grinsend strich ich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schenkte ihr einen letzten Kuss auf die Stirn. Leise zog ich mich wieder an und ging hinaus in die große, weite Welt. Die kühlte Luft schlug mir ins Gesicht, es war Herbst. Die bunten, abgestorbenen Blätter lagen auf den Straßen verstreut. Ich sah mich verwundert um, bis ich Michbeck sah, der auf mich zugelaufen kam. "Sophia, wo warst du die ganze Nacht? Ben macht sich totale Sorgen. Du siehst echt kaputt aus.", meinte er, als er mich musterte. "Kaum geschlafen.", winkte ich ab und sah mich um. "Wo ist er?" - "Tourbus. Wir müssen nämlich weiter.", sagte er ernst und nahm mich an die Hand. Verdammt, nein. Ich dachte, wir würden hier bleiben. Ich dachte, ich könnte das Mädchen nochmal wiedersehen. Nicht einmal meine Nummer hatte ich ihr da gelassen. Ich war so bescheuert, wollte nicht ohne sie los. Aber das konnte ich den anderen doch nicht einfach so sagen. 

"Da bist du ja!", rief Ben glücklich und überrannte mich mit einer fetten Umarmung. "Komm, das Bier ist schon kalt gestellt, wir müssen nach München.", berichtete er und zog ich mit Michbeck in den Bus. "Bier?", fragte ich verwundert. "Es ist schon Nachmittag, Kleines.", meldete sich Danny zu Wort, der sich gerade seine Cap absetzte und auf das kleine Sofa warf. Tatsächlich. Vier Uhr. Das schlimmste war, dass ich mich gar nicht mehr an die Nacht erinnern konnte. Ich musste ziemlich besoffen gewesen sein. Aber die Gefühle waren immer noch da. Und sie, in meinen Gedanken. "Hey, bist du verliebt?", fragte mich Timur, der mir ein Bier in die Hand drückte. "Ruhig, Jungs, bin gerade wach geworden.", grinste ich und öffnete schließlich das Bier mit einem Feuerzeug. "Oh, war wohl ne heiße Nacht mit dem Glücklichen, nicht wahr?", grinste Michbeck und nuckelte schon an der Flasche. "Und wie.", meinte ich leise und starrte mit leerem Blick aus dem Fenster. Der Bus fuhr schon lange Richtung Deutschland. "Ich bin noch etwas müde, ich leg mich noch was hin..", sprach ich abwesend. "Trink was, dann gehts dir besser.", witzelte Timur. Doch Ben sah mich besorgt an. "Willst du reden?", fragte er liebevoll. "Ne, über was denn? Bin einfach müde.", log ich und lächelte. Ich wusste, dass er mich durchschaute, doch er beließ es alles so, wie es war und nippte an seinem Bier.

Wenige Stunden später hatten wir eine Pipi-Pause. Der Tourbus bot mir ein Laptop, wo ich mich bei Twitter anmelden konnte. Ich nutzte die Chance und fand schon viele Tweets über mich, viele Videos, wie beeindruckend ich war. Und da war es: Ein Bild von dem Mädchen in der Menge. Ich starrte es lange an, bis ich bemerkte, dass Leute dort verlinkt waren. Doch keiner der Namen passte zu ihr, geschweige denn passte das Profil Bild nicht zu ihr. Etwas traurig seufzte ich und schrieb einen neuen Tweet, seit Monaten. "so geil mit euch unterwegs zu sein, auf nach münchen! xx", tweetete ich und loggte mich schließlich wieder aus. Da kamen auch schon die Jungs wieder. "Kanns weiter gehen?", fragten sie mich grinsend. "Aber sicher.", spielte ich glücklich und warf mich schließlich auf das Sofa, legte ein Kissen auf mein Gesicht und schloss deprimiert die Augen. Konzentrier dich auf den nächsten Auftritt. Dort werden bestimmt süße Jungs sein, sagte ich zu mir selbst. Doch keiner konnte sie ersetzen, sie war einfach alles für mich. 

Auf und davon {Casper Story} ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt