Eine Einladung und ein armer James

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Als der Unterricht zu Ende war ging ich zu dem verlassenen Klassenzimmer. Wir begannen mit dem Bereich der Metamorphose.

Nach dem Abendesser verschwand ich zügig aus der Großen Halle und setzte mich auf den Fenstersims vor der Bibliothek. Fünf Minuten später kam Tim.

„Komm mit.", sagte er und führte mich in den siebten Stock. Vor einer Wand lief er auf und ab. Eine Tür erschien. Tim öffnete sie und zog mich in den Raum. Es war ein gemütlicher Salon mit prasselndem Kaminfeuer.

„Was ist das für ein Raum? Doch nicht etwa der Raum der Wünsche...", fragte ich. Tim nickte: „Genau der ist es. Komm, setzten wir uns."

Wir setzten uns auf die Couch. Tim legte seine Arme um mich und ich kuschelte mich an seine Brust. Dann begann ich zu reden. Ich redete über belangloses. Über die Woche mit den Mädels, den Unterricht... Tim hörte mir zu und gab hin und wieder Kommentare ab. Er war einfach für mich da.

Zwei Stunden später, kurz vor der Nachtruhe, machten wir uns auf den Weg zu unseren Gemeinschaftsräumen.

„Wo warst du denn, Holly?", fragte ein besorgter Remus, als ich in den rot-goldenen Gemeinschaftsraum trat. „In der Bibliothek. Tut mir leid. Ich hab die Zeit vergessen.", murmelte ich. Ich hasste es zu Lügen, aber irgendwie konnte ich auch schlecht die Wahrheit erzählen. Remus glaubte mir und nickte. Dann sah er kurz zu James und Sirius und dann wieder zu mir. „Holly?", fragte er vorsichtig, „Hättest du Lust mich auf den Ball zu begleiten?" Ball? Welcher Ball, fragte ich mich, bis es mir einfiel. Ich nickte, vorsichtig, aber dennoch eindeutig. Remus lächelte.

Wir setzten uns zu Sirius und James, der deprimiert mit einem Schnatz spielte. Moment, Schnatz?

„James? Was ist los? Und woher, bei Merlin, hast du den Schnatz?", fragte ich besorgt und setzte mich neben ihn und legte eine Hand auf seinen Arm. James reagierte nicht und starrte weiter den Schnatz an, der vor ihm auf der Stelle flog.

Ich seufzte und schnappte mir den kleinen goldenen Ball. James zuckte zusammen und sah mich an. „James. Was ist los? Bitte sag, was passiert ist. Und woher hast du den Schnatz?", sprach ich ihn vorsichtig ein zweites Mal an. „Schnatz-Klau. Letztes Spiel, letztes Schuljahr. Du warst da ja lernen...", murmelte er. Das stimmte. Ich hatte das letzte Quidditchspiel letztes Schuljahr verpasst, weil ich gelernt hatte. Naja, ich hatte Petra Nachhilfe gegeben und gelernt. James fuhr fort: „Da kam dann die Idee auf, dass ich Sucher werde..." „Und wieso bist du so deprimiert?", wiederholte ich sanft. James zuckte zusammen. „Lily...", murmelte er und starrte abwesend ins Feuer.

Ich sah Sirius bittend an. Er stand vom Boden auf und setzte sich neben mich. Ich drehte mich zu Sirius, der begann, mir flüsternd zu erklären, was passiert war. „Also, James hat Lily heute, als sie nach dem Abendessen in den Gemeinschaftsraum kam, abgefangen. Er hat sie gefragt, ob sie mit ihm zum Ball gehen will. Du kannst dir denken, was sie gesagt hat." Ich nickte: „Sie hat ihm eine Abfuhr erteilt." „Und was für eine.", Sirius musste schief grinsen, „Sie hat rumgeschrien. Ihn richtig zur Schnecke gemacht. Jeder im Gemeinschaftsraum hat es mitbekommen." „Oh...", mehr konnte ich nicht erwidern.

Ich wandte mich wieder zu James und legte ihm tröstend einen Arm um die Schultern. „Ach James. Sie hasst dich nicht. Sie mag dich, nur versteht sie es nicht.", tröstete ich ihn. Er sah mich hoffnungsvoll an. „Wirklich?" Ich nickte: „Ja, James. Ich schwöre es, bei meiner Ehre als Rumtreiberin." James lächelte matt.

Ich drückte ihn noch einmal an mich und verabschiedete mich dann. Ich wollte noch einmal mit Lily reden.

Ich ging die Treppe hinauf zu unserem Schlafsaal. Ich drückte die Tür mit der goldenen 5 auf und trat ein. Lily saß mit Anouk auf ihrem Bett.

„Lily.", meine Stimme war hart. Die Angesprochene zuckte zusammen. Den Ton kannte man sonst nicht von mir. „W-Was?", fragte sie stotternd. „Lily Evans. Wieso hast du das gemacht. James liebt dich. Sehr. Seit unserem ersten Jahr. Du kannst ihm doch nicht vor dem ganzen Gemeinschaftsraum eine Abfuhr erteilen. Hast du ihn gesehen? Er sitzt schweigend da und starrt deprimiert ins Kaminfeuer. Ich hab ihn noch nie so gesehen..." Lily war zusammengesunken, Anouk war ins Bad geflüchtet und in meinen Augen standen Tränen.

„Ich... Er... Potter will mich doch nur rumkriegen... so wie er es mit allen anderen Mädchen macht...", stotterte sie. Ich schüttelte bloß den Kopf und setzte mich auf mein Bett. Ich hoffte einfach, Lily würde es irgendwann einmal verstehen.

Ich schnappte mir ein Blatt Pergament, um Mum und Dad zu schreiben. Gerade in dem Moment öffnete sich die Tür und jemand steckte den Kopf hinein. Es war Ellie. Als sie mich sah, kam sie auf mich zu und setzte sich neben mich.

„Na, Süße. Wie war dein erster Schultag?", fragte ich. „Cool!", schwärmte meine kleine Schwester, „In Verwandlung habe ich es geschafft, ein Streichholz in eine Nadel zu verwandeln! Professor McGonagall hat mir dafür 10 Punkte für Gryffindor gegeben!"

Ich war stolz auf Ellie. Sie war begabt und intelligent. Mich hatte es sowieso schon gewundert, warum sie nicht nach Ravenclaw gekommen war. Aber der Hut hatte so entschieden und er hatte immer seine Gründe.

„Ich wollte gerade einen Brief an Mum, Dad und Dan schreiben. Wollen wir das zusammen machen?", fragte ich. Ellie nickte wild, sodass ich lachen musste. Ich liebte die Kleine so sehr.

Wir schrieben zusammen einen Brief an unsere Familie. Dann rief Ellie ihre Eule mit einem Pfiff und gab ihr den Brief.

„Ich geh jetzt mal ins Bett, Holly. Wir sehen uns!", verabschiedete sie sich von mir. Ich gab ihr noch schnell einen Kuss auf die Haare und lächelte ihr hinterher.

Flügel   (Holly Seek // Harry Potter Fan-Fiction / Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt