7.Kapitel

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"Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin."

~Carl Sandburg

Ich war geschockt.

Ermordet?
Ist das wahr?

Dr. Lewis empfand diese Situation als äußerst unangenehm, das konnte man an ihrem Gesicht ablesen. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, denn leugnen konnte sie es nicht, da alle anderen Teenager, außer ich, scheinbar die Wahrheit wussten. Sie sahen alle sehr traurig aus, als hätten sie eine gute Freundin verloren. Aber wie konnte das sein, wenn wir uns doch jetzt zum ersten Mal sehen?

Moment mal.
Ich war ja als Letzte aufgewacht, was heißt, dass sie sich vielleicht schon öfter getroffen hatten. Unerlaubt. Ich war mir sicher, dass der gestrige Kampf von Alexa und den Wachen nicht der erste Fluchtversuch war. Sehr wahrscheinlich haben sie sich im Gang alle oft getroffen und sind deshalb, und wegen den Angriffen von manchen, in ihren Zimmern eingesperrt worden.
Clarisse schluchzte noch immer, wenn auch leiser. Niemand sagte etwas.
Bis plötzlich Dr. Lewis leise anfing, zu erklären. "Nun, ich denke ich sollte hier mal was klarstellen. Wir haben deine...Freundin nicht ermordet. Sie hatte versucht zu fliehen, was ein großer Verstoß ist und..."
Doch Nummer 3 unterbrach sie. "So ein Blödsinn! Natürlich habt ihr sie ermordet! Und sicher nicht wegen ihrem Versuch hier weg zu kommen, denn ich war dabei! Mich habt ihr nicht getötet! Sie wusste wer sie war und weshalb sie hier war! WESHALB WIR ALLE HIER SIND! Das wollte sie mir sagen, aber es hat euch nicht gepasst und deshalb habt ihr sie einfach getötet! Unser Leben ist euch doch gar nichts wert! WIR SIND DOCH NUR IRGENWELCHE NUMMERN FÜR EUCH!" Sie wurde immer lauter, doch auch immer schwächer und dann versagte ihre Stimme und sie schluchzte wieder.
"N-nein. Das ist nicht wahr. Ihr seid alle sehr wichtig. Für uns alle. Es... ja, Nummer 4 wusste Dinge, die sie nicht wissen sollte. Die Droge hat bei ihr nicht lange gewirkt. Doch glaub mir, es war nötig. Irgendwann wirst du es verstehen.", sagte Dr. Lewis.

Clarisse zerrte an ihren Handfesseln und wollte protestieren, doch sie war komplett fertig. Sie sackte zusammen und ihr Körper zuckte, während sie weinte.
"Wir... wir sollten fortfahren." Zitternd umklammerte Dr. Lewis das Klemmbrett, räusperte sich und fuhr fort:

"Nummer 5: Marina"

Das blonde Mädchen mit den babyblauen Augen schaute auf. Doch jetzt brachte sie kein Lachen mehr über die Lippen.

"Nummer 6: Oliver"
Der blonde, große Junge schnaubte nur verächtlich, als sein Name genannt wurde.

"Nummer 7: Joel"
Ich blickte nach links neben mich, doch der Schwarzhaarige starrte mit seinen roten Augen nur weiter den Boden an.

"Und zuletzt Nummer 8: Finja."
Jetzt sahen alle mich an. Sogar Joel sah plötzlich auf und musterte mich.

"Jetzt kommen wir zum wichtigsten Teil. Weshalb ihr hier seid. Dazu muss ich euch eine Geschichte erzählen, die euch eventuell verwirren wird. Doch bitte unterbrecht mich nicht, denn die meisten Fragen, die ihr mir stellen wollen werdet, können nicht beantwortet werden. Glaubt mir, ihr werdet es verstehen, wenn ich fertig bin."
Sie holte tief Luft und begann.

"Vor ein paar Jahren gab es einen Krieg. Die gesamte Menschheit teilte sich in zwei Gruppen auf, die eine gegen die andere. Jede Seite zog sich in ihr eigenes Revier zurück, um sich für den bevorstehenden Kampf zu rüsten. Ihr wurdet in diesen Krieg hineingeboren.

Diese zwei Gruppen trennten Ozeane und Wüsten, doch unsere Seite zeigte keine Furcht und wir ließen sehr viele unserer Soldaten gen Osten marschieren, um unsere Gegner anzugreifen, bevor sie es taten.
Doch keiner ahnte mit einem Rückschlag.
Alle Soldaten starben, manche im Kampf, die anderen schon alleine beim Versuch, das Meer zu überqueren oder durch die Wüsten zu wandern. Da wurde uns bewusst, dass wir den Krieg so gut wie verloren hatten.

Doch ein genialer Gentechniker namens Mike Johnson tat sich mit einigen anderen Wissenschaftlern zusammen und fand eine Lösung.

Die Mutanten.

Sie führten an Tieren Versuche durch, bearbeiteten sie mit Strahlung und Drogen und züchteten wahre Killermaschinen. Diese Tiere sind immun gegen Hitze, Kälte und jede Waffe der Welt. Die Mutanten sind außerdem intelligent, sie haben ein ähnliches Gehirn wie wir Menschen. Nur die Einfühlsamkeit und das Mitleid sind nicht programmiert worden.

Diese Monster schickten wir unseren Feinden, als sie uns eines Tages angriffen. Sie waren alle gekommen, Männer, Frauen und Kinder, weil sie dachten, der Krieg sei ohnehin schon gewonnen. Doch sie irrten sich.

Die Mutanten töteten sie alle.
Unsere Seite gewann den Krieg, doch die Menschheit war von diesem Augenblick an vom Aussterben bedroht. Wir hatten so viele getötet, ohne uns darüber im Klaren zu sein, dass dies vielleicht der Untergang der Menschen war.
Die Killermaschinen verloren ihre Bedeutung und aus Sicherheitsgründen sperrten wir sie in Käfige mit Energiefeldern, durch die sie nicht fliehen konnten. Doch diese Tiere sind unbesiegbar. Wir hatten die Situation unterschätzt.

Die Kreaturen brachen aus und versteckten sich in der Wildnis. Irgendwann bekamen sie mit, -vermutlich durch ihre fortgeschrittene Intelligenz- dass sie stärker und mächtiger waren als Menschen, und griffen uns an. Es gab wieder einige Tote.

Also zogen wir uns in dieses riesige, unterirdische Labor zurück, welches für die Überlebenden eine sichere Unterkunft darstellt. Seitdem verstecken wir uns hier. Da draußen lauern die unsterblichen Monster und warten nur darauf, dass endlich jemand rauskommt. Wir sitzen hier fest.
Doch viele von uns wollen nicht für immer in diesem Versteck leben. Wir wollen raus.

Und deshalb wurde HaM erfunden.
Humans against Mutants.
Menschen gegen Mutanten.
Dies ist ein Experiment, bei dem es um die Rettung der Menschheit geht. Um die Mutanten zu töten, benötigen wir Krieger, die es mit den Monstern aufnehmen können. Das seid ihr.
Wir haben zuerst eure Willensstärke getestet. In diesem weißen, winzigen Raum. Bei vielen anderen Jugendlichen probierten wir es auch aus, doch ihr seid die 8... ich meine 7 einzigen Überlebenden.
Ihr seid unsere letzte Hoffnung.

Manche Teenager erwürgten sich selbst, oder verwendeten andere Selbstmordmethoden, denn für sie gab es in diesem Zimmer keinen Sinn zu leben. Ihr aber habt es ausgehalten, was zeigt, dass euer Leben euch sehr wichtig ist und ihr nicht so schnell aufgebt. Das ist äußerst wichtig bei dem Kampf gegen die Mutanten.

Außerdem verabreichten wir euch, wie ihr vermutlich wisst, eine Droge. Dies war ebenfalls ein Test, denn viele starben sofort, wenn sie diese Substanz in ihrem Blut haben. Ihr nicht.
Die Droge ließ euch euer altes Leben vergessen, um neu anzufangen.
Aber was am wichtigsten ist: diese Droge ist dem Mittel, welches zur Stärkung der Mutanten verwendet wurde, ähnlich. Natürlich ist es viel humaner, ihr werdet durch diese Substanz nur sehr stark, euer Äußeres wird sich keinesfalls verändern. Wir wollen euch zu fairen Gegnern für die Mutanten machen, damit ihr, wenn es soweit ist, die Kreaturen besiegen könnt.

Wir werden euch trainieren und zu Kriegern ausbilden, denn wir glauben daran, dass ihr es schaffen könnt.
Ihr müsst es einfach schaffen.

Wenn dieses Experiment scheitert, wird es unmöglich sein, jemals wieder außerhalb des Labors zu leben. Für HaM verwenden wir nicht nur unsere begrenzten Lebensmittel, sondern auch die restliche Medizin in diesem Labor.

Wenn ihr sterbt, stirbt die ganze Menschheit mit euch."

Stolen LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt