Als nächstes war die Ausdauer dran.
Ich musste feststellen, dass ich auch das nicht wirklich beherrschte.Nachdem ich ein paar Runden gerannt war, fühlte sich mein Bauch an, als würde jemand mit einem Messer auf mich einstechen. Mein Mund war trocken und ich rang nach Luft, doch der Schmerz ließ nicht nach, sondern wuchs bei jedem Schritt, den ich machte. Ich versuchte dagegen anzukämpfen, aber ich war zu schwach und so fiel ich auf die Knie und kroch von der Rennstrecke.
Zu meiner Erleichterung machten die meisten schon bald nach mir schlapp.
Sogar Alexa und Oliver, die beim Boxen die Besten waren, gingen schnaufend zu Boden.
Kein Wunder, sie sind sofort losgesprintet, damit sie schneller als die anderen waren und haben nicht damit gerechnet, noch mehr Runden laufen zu müssen.Jetzt rannten nur noch 3 um die Wette: Clarisse, Joel und Simon.
Simon stolperte gerade über die eigenen Füße und fiel hin.
Lachend lief Clarisse an ihm vorbei und war jetzt dicht hinter Nummer 7.Doch Joel ließ sich nicht abhängen.
Clarisse probierte ständig irgendwelche Überholungsmanöver aus, doch sie blieb immer hinter ihm.
Irgendwann war sie so erschöpft, dass sie stehenblieb und sich mit den Händen auf die Knie stützte, um wieder zu Atem zu kommen.Joel schaffte noch eine Runde, dann wurde auch er langsamer und sackte keuchend auf den Boden.
"Gut. Jedenfalls du, 7.
Clarisse, toller Kampfgeist. Die anderen waren einfach grauenvoll.", bemerkte Samantha, die uns natürlich beobachtet, angefeuert und kritisiert hatte."Wie es aussieht, ist euer Frühstück schon fertig", stellte die Trainerin nach einem Blick auf ihr Handgelenk fest, "also geht jetzt in eure Zimmer und macht euch fertig. Aber freut euch nicht zu früh, nachher geht's weiter."
Erschöpft verließen wir den Raum und gingen getrennt in unsere Zimmer.
Nachdem ich mich geduscht und mir ein graues, knielanges Kleid übergestreift hatte, begab ich mich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum, wo das Frühstück stattfinden sollte.
Ich schloss die Tür hinter mir und drehte mich gerade um, als ich mit Joel zusammenstieß. Zuerst wunderte ich mich, weshalb er so nah bei meiner Zimmertür stand, doch dann verstand ich.Wir sind acht Nummern, nach der Reihe eingeteilt, wie wir im weißen Raum aufgewacht sind. Ich bin 8, Joel ist 7. Demnach ist sein Zimmer gegenüber von meinem.
Er starrte mich nur geschockt an und ich wollte das peinliche Schweigen brechen, also sagte ich: "Du warst heute echt gut im Laufen. Wie hast du das gemacht?" Joel blinzelte, als ob er gerade noch in einem Paralleluniversum gewesen wäre. "Äh... k-keine Ahnung. Ich wusste selbst nicht, dass ich das kann. Ehrlich gesagt, ich weiß eigentlich gar nichts über mich." Er lächelte schwach. "Kannst du dich an was erinnern? Ich meine, von früher? Vor dem... dem Experiment? Alle anderen hab ich schon gefragt."
"Und?", wollte ich wissen, bevor ich ihm antwortete. Vielleicht wusste er ja mehr als ich.
"Nichts. Keiner wusste irgendwas. Oliver hat mich sogar verarscht. Leg dich nicht mit ihm an, er ist zu allen ziemlich fies. Außer zu Alexa, vor der hat er Respekt. Naja, vor ihr hat jeder Respekt, so wie sie heute gekämpft hat. Also, erinnerst du dich an irgendwas? Auch Worte können weiterhelfen. Eine Stimme vielleicht? Könntest du sie wiedererkennen?"Ich überlegte.
Durchforstete mein Wissen bis in den letzten Schlupfwinkel.
Und fand nichts.
Nur dieser weiße, leere Raum ohne irgendwelche Hinweise oder Informationen."Nein, tut mir leid. Aber... diese Elena, die wusste doch was. Hat Clarisse nicht erzählt, dass sie ihr was gesagt hat?"
Joel schüttelte den Kopf. "Nur den Namen. Mehr konnte sie gar nicht erzählen, die Wächter haben sie geschnappt, bevor sie es tun konnte. Doch sie wusste verdammt viel, ja. Aber das was 3 gesagt hat, vonwegen Elena hätte ihr alles gesagt, damit wollte sie nur Dr. Blondie einschüchtern. Nichts von Bedeutung."
Er seufzte.
"Wie es scheint, werden wir das nicht so schnell herausfinden. Ich denke wir sollten uns jetzt erstmal darauf konzentrieren, wie wir es schaffen, zu überleben."Joel lächelte mich an, seine roten Augen funkelten und irgendwie gab mir diese Geste Mut.
Rote Augen.
Wieso rot?
Ist es seine echte Augenfarbe?
Gibt es so etwas überhaupt?Ich schob die Neugier und die Fragen, die ich hatte, beiseite und erwiderte sein Lachen.
"Und außerdem,", fügte er noch grinsend hinzu, "müssen wir auch aufpassen, dass wir nicht verhungern. Mein Magen knurrt schon, lass uns zum Frühstück in den Gemeinschaftssaal gehen."
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Stolen Life
Science FictionIch weiß nicht wer ich bin. Warum ich hier bin. Seit wann ich hier bin. Ich weiß nichts. Das Letzte, woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich mit einer Droge beruhigt worden war. Einer Droge, die mich alles vergessen ließ. Finja wacht in einem le...